Tiefsinnig, gut durchdacht und überraschend starkes Debüt
Kennst Du noch die Zeit, als wir in der Schule kleine Zettel geschrieben haben, mit Willst Du mit mir gehen? Ja, Nein, Vielleicht…
So ähnlich lernen auch Emma und Jonathan sich während der Sommerferien, ...
Kennst Du noch die Zeit, als wir in der Schule kleine Zettel geschrieben haben, mit Willst Du mit mir gehen? Ja, Nein, Vielleicht…
So ähnlich lernen auch Emma und Jonathan sich während der Sommerferien, auf der ostfriesischen Nordseeinsel Borkum kennen. Der kleine, schüchterne Jonathan traut sich, Emma zu schreiben:
Ich mag dich. Gehst du mit mir ein Eis essen?
Damit beginnt die Geschichte einer tiefen Freundschaft. Auch als sie durch Studium und Job getrennte Wege gehen, bleibt der Kontakt bestehen. Während Jonathan sich für Meeresbiologie begeistert und nach Borkum zurückkehrt, arbeitet Emma in einem Zeitungsverlag als Journalistin. Eigentlich war das immer ihr Traum, doch wirklich glücklich ist sie nicht.
Irgendwann beginnen die Beiden, sich wieder Briefe zu schreiben.
Doch dann schlägt das Schicksal mit aller Kraft zu und Jonathan erkrankt an Krebs. Emma lässt alles stehen und liegen, um an seiner Seite zu sein und ihn zu unterstützen.
Wow, irgendwie weiß ich im Moment gar nicht, wie ich die richtigen Worte finden soll, die dieses Buch beschreiben und der Geschichte gerecht werden.
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, auf jeden Fall nicht so eine emotionale Geschichte und so einer Achterbahnfahrt der Gefühle.
Sarah Weber zeigt mit ihrem Debüt ihr großes, schriftstellerisches Talent. Sie schreibt emotional, ohne dabei kitschig zu werden und hat es geschafft, mich mit ihrem Schreibstil und ihrer Ausdrucksweise unheimlich zu beeindrucken.
Einerseits vermittelt sie eine unglaubliche Leichtigkeit und Lebensfreude, aber dann hat sie mir auch immer wieder beim Lesen das Herz schwer gemacht.
Die Autorin verknüpft zu Beginn mit den eingestreuten Briefen sehr anschaulich Vergangenheit und Gegenwart und die Lebensumstände von Jonathan und Emma werden gut nachvollziehbar geschildert.
Immer wieder gab es im Laufe der Geschichte Momente, in denen ich die Beiden am liebste geschüttelt hätte, weil sie sich selbst ihre Gefühle nicht eingestehen konnten und so Chancen nicht wahrgenommen haben. Der Titel »Zwischen den Zeilen passiert das Leben« beschreibt diese Momente perfekt.
Ich bekam tiefe Einblicke in das Seelenleben von Emma und Jonathan und ihre Verzweiflung und Trauer waren zu jeder Zeit spürbar.
Eine wundervolle, tiefgründige Geschichte über Freundschaft, Liebe, Selbstfindung, aber auch über verpasste Chancen, Verlust, Abschiednehmen und den Tod.
Tiefsinnig, gut durchdacht und überraschend stark.
„Zwischen den Zeilen passiert das Leben“ ist für mich nicht nur ein Jahreshighlight, sondern ein absoluter Geheimtipp der noch lange in mir nachklingen wird.