Himmlisch gut
Zitat:
„Dich nicht zu lieben, ist eine Fremdsprache, die zu erlernen, mein Herz sich ungestüm weigert.“
Darum geht’s:
Als Mr. Dot das Zeitliche segnet, ist ihm noch nicht bewusst, wer früher oder später ...
Zitat:
„Dich nicht zu lieben, ist eine Fremdsprache, die zu erlernen, mein Herz sich ungestüm weigert.“
Darum geht’s:
Als Mr. Dot das Zeitliche segnet, ist ihm noch nicht bewusst, wer früher oder später auf seiner Therapiecouch im Jenseits Platz nehmen wird. Nachdem eine ungewöhnlich unerotische Venus ihm Nachhilfestunden gibt, stürzt er sich Hals über Kopf in die Arbeit. Saturn erteilt er Starthilfe beim Flirten, Gevatter Tod verpasst er mit etwas Rouge ein jungenhaft nahbares Image, und es stehen nicht nur Queen Elizabeth II und Lady Di Schlange, sondern auch Napoleon, Sigmund Freud und andere, am Rande des Nervenzusammenbruchs balancierende Verstorbene. Selbst der liebe Gott ist nur schwer von der Therapiecouch herunterzubekommen.
So hat es mir gefallen:
Der obige Text klingt dir zu abgedreht? Tja, besser wird’s nicht – aber im positiven Sinne. Denn die Autorin liefert hier ein erfrischend respektloses, aber auch tiefsinniges Buch ab, das uns mit einem Augenzwinkern an die Grenzen von Leben und Tod führt. Die Geschichte um Mr. Dot, der nach seinem Ableben zu einer Art Seelenklempner avanciert, ist gespickt mit humorvollen, teils echt skurrilen Szenen, in denen verstorbene Prominente ihre himmlischen Problemchen offenbaren. Diese humorvolle Herangehensweise ans Jenseits ist frisch und verleiht dem Ganzen eine einzigartige Leichtigkeit, ohne dabei den Ernst der Thematik aus den Augen zu verlieren. Die Autorin wechselt gekonnt zwischen frechen Dialogen, fast schon poetischen Momenten und nachdenklichen Gesprächen, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Die Figuren, egal ob realhistorisch oder mythologisch, sind liebevoll und lebendig gestaltet – sie sind mir alle recht schnell ans Herz gewachsen. Der unkonventionelle Handlungsort, nämlich das Jenseits, ist Schauplatz für schillernde, bisweilen absurde Interaktionen, die allesamt aber nie oberflächlich wirken.
Das Buch ist dabei weit mehr als eine humorvolle Komödie; die Autorin webt durchaus tiefere Fragen zur menschlichen Existenz, zu Empathie und zum Umgang mit Verlust ein – stets mit einem charmanten, verschmitzten Ton.
„Let’s go Jenseits“ ist eine herrlich amüsante, tiefgründige und originelle Geschichte, die sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken anregt – und am Ende bleibt ein Hauch der Vorfreude auf das, was uns vielleicht im Jenseits erwartet, wenn wir selbst irgendwann mal den Löffel abgeben.
10/10