Zwischen Wahrheit und Lügen
Dieses Buch ist perfekt für Leser, die gerne auch mal etwas Ruhigeres und Melancholisches lesen. Ich gehöre definitiv zu der Kategorie und so konnte mich "Ein Sommer, drei Monde" von Silke Sutcliffe aus ...
Dieses Buch ist perfekt für Leser, die gerne auch mal etwas Ruhigeres und Melancholisches lesen. Ich gehöre definitiv zu der Kategorie und so konnte mich "Ein Sommer, drei Monde" von Silke Sutcliffe aus dem kleinen und unabhängigen Verlag Monika Fuchs voll und ganz überzeugen. Die Geschichte um Alice, Jule und Bastian ist fesselnd, Nerven aufreibend und emotional, sodass man dieses Buch nur sehr sehr schwer aus den Händen legen kann. Es ist eine Geschichte, die mir lange im Gedächtnis bleiben wird.
Zitat: „Unsere Lügen sind ein Labyrinth. Dauernd tut sich eine Tür auf oder eine neue Wand steht uns im Weg. Ich muss es mit der Wahrheit versuchen.“ (Silke Sutcliffe: Ein Sommer, drei Monde Seite 171)
Die Autorin:
Silke Sutcliffe (geboren 1985) studierte Germanistik und Latein. Seit 2012 ist sie als Gymnasiallehrerin tätig. Außerdem schreibt sie für den Blog "Other writers need to concentrate", in dem es um die Vereinbarkeit von Autoren- sowie Elternschaft geht. Sie war Stipendiatin der Kölner Schmiede, welche die Arbeit an ihrem ersten Roman förderte. 2023 erhielt ihr Werk "Eberhard" den Barnimer Preis für Kinder- und Jugendliteratur. Mit ihrem Mann und ihren Kindern lebt sie in Weinheim.
Inhalt:
„Alice: fast 16. Kreativtalent. Schlägt sich allein mit ihrem Vater durch. Fahrradfan. Beste Freundin: Jule.
Jule: fast 16. Mondexpertin. Wohnt mit ihren reichen Eltern in einem Designerhaus. Fahrradfan. Beste Freundin: Alice. Verliebt sich in Bastian.
Bastian: Kommt neu in die Klasse von Alice und Jule.
Hat vorher an der Ostsee gelebt. – Oder doch nicht?
Vater: berühmter Meeresbiologe. – Oder doch nicht?
Ist schwer krank. – Oder doch nicht?
Ist mit Jule zusammen. – Oder doch nicht?
Alice wird misstrauisch. Warum lügt Bastian sie an? Warum riskiert er immer wieder sein Leben? Warum reagiert er oft extrem? Als Alice merkt, dass Bastian ihr nicht egal ist, wird ihre Freundschaft mit Jule auf eine harte Probe gestellt.“
(Produktbeschreibung)
Gedanken zum Buch:
Auf dem Cover sehen wir drei Silhouetten. Unter dem Titel – der von drei Monden in verschiedenen Mondphasen unterbrochen wird – radeln ein Mädchen und ein Junge von rechts nach links. Über dem Titel streckt sich ein Kranarm, auf welchem eine weitere menschliche Silhouette zu erkennen ist. Die Farben sind eher dunkel gehalten und erinnern an nächtliche Abenteuer, die wir auch im Buch erleben werden. Ein rundum gelungenes Cover, welches mir außerordentlich gut gefällt.
Zitat: „Im Großen und Ganzen warte ich darauf, dass das Leben weitergeht. Nicht darauf, ob das Leben weitergeht.“ (Silke Sutcliffe: Ein Sommer, drei Monde Seite 94)
Der Auftakt der Geschichte ist recht melancholisch. Die Autorin nutzt dabei eine äußerst poetische Sprache. Wir bekommen aus Alice‘ Sicht die Geschichte um sie, ihre beste Freundin Jule und den neuen Mitschüler Bastian erzählt. Vieles liegt dabei im Nebel. Was ist beispielsweise mit Alice‘ Mutter geschehen? Wieso ist sie nicht mehr Teil ihres Lebens? Was genau verbirgt Bastian. Und wieso verhält sich Jule auf einmal nicht mehr wie die beste Freundin, die sie seit fast 16 Jahren war? Hier werden typische Gedanken und Erfahrungen Jugendlicher beschrieben und es wird sehr einfühlsam mit all den Emotionen umgegangen. So schloss ich alle Charaktere schnell in mein Herz.
Zitat: „Ohne Jule bleibt die Nacht schwarz.“ (Silke Sutcliffe: Ein Sommer, drei Monde Seite 106)
Eigentlich ist recht schnell klar, dass Alice und Bastian auf einer Wellenlänge sind. Doch er entscheidet sich zu Beginn der Geschichte für Jule und so werden die beiden ein Paar. Alice ist am Anfang noch sehr skeptisch Bastian gegenüber, was daher rührt, dass sie ihm genau zuhört, ihn genau beobachtet, seine Gesten analysiert und eben genau hinschaut, um sich eine Meinung zu bilden. Kommt ihr Bastian zunächst noch unsympathisch vor, so wird er von Treffen zu Treffen sympathischer, da er sehr interessiert an allem und vor allem an Alice‘ Gedanken und Gefühlen ist. Gleichzeitig macht er aber auch immer wieder gefährliche Dinge, die besonders Alice den letzten Nerv rauben.
Zitat: „Weil etwas anfängt, das ich nicht aufhalten kann. Weil etwas aufhört, das ich nicht festhalten kann.“ (Silke Sutcliffe: Ein Sommer, drei Monde Seite 188)
Es war außerdem schön zu erleben, wie ehrlich Alice und Bastian miteinander umgehen. Alice öffnet sich ihm immer weiter, obwohl Bastian im Kern ein Mysterium bleibt. Doch irgend etwas an ihm gibt Alice so viel Vertrauen, auch über die schwarzen Momente ihrer Vergangenheit zu sprechen. Die Handlung wird dabei immer mal wieder durch Träume und Erinnerungen von Alice unterbrochen. Das bringt Tiefe und gibt weitere Einblicke in Alice‘ Gefühlswelt.
Fazit:
Ein Sommer, drei Monde ist ein außergewöhnlicher Roman voller Tiefe, Emotionen und Spannung. Die melancholische Stimmung, der Handlungsaufbau, die Lösung am Ende, als das ist authentisch und eben nicht immer ganz einfach. So wie das Leben, so steckt auch dieses Buch voller Wendungen. Spätestens ab dem zweiten Drittel konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und war glücklich über die lange Bahnfahrt zwischen Frankfurt und Berlin.
Zitat: „Die Vergangenheit ist eine Zauberkiste. Sie hat seit unserem Gespräch auf dem Kran einen doppelten Boden bekommen. Ich steige nicht mehr dahinter.“ (Silke Sutcliffe: Ein Sommer, drei Monde Seite 211)