Dieser hist. Roman hat leider ein paar Längen
Benya Golden ist einer der sogenannten „Strafnikis“, einer jener Männer, die unter Stalin grundlos verhaftet worden sind und in sibirischen Straflagern dahinvegetieren.
Als sich 1942 abzeichnet, dass ...
Benya Golden ist einer der sogenannten „Strafnikis“, einer jener Männer, die unter Stalin grundlos verhaftet worden sind und in sibirischen Straflagern dahinvegetieren.
Als sich 1942 abzeichnet, dass Russland den Vormarsch der deutschen Wehrmacht wenig entgegenzusetzen hat, haben Stalins Generäle die glorreiche Idee, die Strafgefangenen als Kanonenfutter an die Front zu schicken. Stalin „verkauft“ den Männern diesen Einsatz als „Bewährungsprobe“ und stellt bei Überleben, eine Begnadigung in Aussicht. Von den Hunderttausenden, die in verschiedene Schlachten geschickt werden, überleben nur wenige.
Meine Meinung:
Dieses Buch ist der dritte und letzte Teil von Montefioris Russland-Trilogie. Jedes Buch kann auch solo gelesen werden.
Gleich zu Beginn fällt auf, dass der Vorname Benya manchmal auch Benja geschrieben wird. Letztlich setzt sich „Benya“ durch.
Wir begleiten Benya zehn Tage lang bei seinen Kämpfen, die er nicht nur gegen die Deutschen sondern auch gegen sich selbst, die Kälte und den Hunger ausficht. Während dieser Zeit lernt Benya eine italienische Krankenschwester kennen und lieben, und muss feststellen, dass es im Leben viel Glück braucht, um diese und andere Kämpfe zu überleben.
Die große Schwäche dieses historischen Romans ist seine Länge: Für die wenigen Tage benötigt der Autor knapp 500 Seiten. Eine Straffung hätte dem Buch gut getan. So müht sich der Leser stellenweise durch den ausschweifenden Schreibstil, während die beschriebene Zeitspanne nur gerade einmal zehn Tage umfasst.
Wir begegnen einigen gut bekannten und manchen weniger geläufigen historischen Persönlichkeiten wie Stalin, Satinow oder Budjonny. Neben den Regierungsgeschäften und dem Krieg muss sich der Diktator auch noch um seine Tochter Swetlana Stalina kümmern, die aus dem goldenen Käfig, der sie umgibt, ausbrechen will. Das zeigt, dass auch Diktatoren manchmal ihre liebe Not mit dem Nachwuchs haben
Geschickt verknüpft der Autor Fakten und Fiktion. Obwohl ich glaube, mich in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges auszukennen, habe ich wieder ein kleines neues Detail erfahren: Die Teilnahme der 8. italienischen Armee, die neben rumänischen und kroatischen Truppen an der Seite der Deutschen in Stalingrad ihr Leben lassen mussten.
Autor Simon Montefiori ist Historiker und hat russische Vorfahren.
Gut herausgearbeitet sind einerseits die Schrecken des Krieges, andererseits die Willkür Stalins, der abertausende Unschuldige in sibirische Lager stecken ließ. Zwischen den zwangsrekrutierten Sträflingen herrscht wenig Solidarität und Kameradschaft. Demütigungen, Verrat und Tod sind auch in der Schlacht präsent.
Fazit:
Ein historischer Roman aus Innensicht rund um die Schlacht von Stalingrad, der mich nicht ganz überzeugt hat. 3 Sterne.