Cover-Bild Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
(1)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 28.11.2024
  • ISBN: 9783548069678
Sina Scherzant

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne

Roman | Wer kann ich sein, wenn ich es nicht mehr allen recht machen muss?

Katha ist eine Instanz in ihrem 1-Personen-Betrieb, der sich der Aufgabe verschrieben hat, es allen recht zu machen. Von klein auf hat Katha gelernt, sich anzupassen, sich zu kümmern und keinen Ärger zu machen. So macht sie es auch in Dortmund, wo sie seit der Scheidung der Eltern zusammen mit Mutter und Schwester lebt. Doch dann trifft sie auf Angelica. Angelica ist für die Mädchen rund um Katha etwas zwischen Freundin und Ersatzmutter. Eine Frau, die sieht und zuhört. Ein Jahr folgt, in dem nicht nur verstorbene Hamster wiederauftauchen und Kindmänner vertrieben werden, sondern in dem Katha ihre Rolle als Dienstleisterin für das Wohlergehen der anderen mehr und mehr hinterfragt. Als Angelica schwer krank wird, gerät ihre ganze Welt ins Wanken.

Dies ist die Geschichte einer jungen Frau, in der sich so viele wiedererkennen werden, die glauben, sich den Menschen um sich herum sowie dem Rest des Lebens anpassen zu müssen. „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ handelt von Freundschaft und Verbundenheit, von Schmerz und Verlust, davon, wie bedeutsam eine Begegnung, wie wichtig ein anderer Mensch für unser Leben, wie lebensverändernd er sein kann. Sina Scherzant erzählt davon zeitgemäß, reflektiert, intensiv und mit großer sprachlicher Kraft.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2024

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne

0

Anfang der 2000er bekommt Kathas Welt einen Riss, den sie nicht einfach kitten kann. Ihre Eltern lassen sich scheiden und die Mutter nimmt die Töchter mit nach Dortmund, um dort neu zu beginnen. Katha ...

Anfang der 2000er bekommt Kathas Welt einen Riss, den sie nicht einfach kitten kann. Ihre Eltern lassen sich scheiden und die Mutter nimmt die Töchter mit nach Dortmund, um dort neu zu beginnen. Katha hatte ihr komplettes Repertoire ausgereizt, um ihre Eltern wieder zusammenzubringen, aber es hatte nicht geholfen. dass die Eltern zusammenblieben. Sie ist der feste Anker für ihre jüngere Schwester Nadine, die sie als Versuch ihrer Eltern ihre Ehe zu retten bezeichnet.

Sie sieht den Umzug aber gar nicht als großen Riss, sondern als neue Aufgabe für sich als Lebenshandwerkerin, die dafür sorgt, dass es allen gut geht außer ihr selbst.

In der neuen Schule findet sie aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit recht schnell Anschluss im Gegensatz zu ihrer Schwester, die alles an der neuen Situation hasst. Kathas Leben schlägt eine neue Richtung ein, als sie das erste Mal Lica trifft, eine Frau so ganz anders als ihre Mutter, zu der sie keine wirklich tiefe, liebevolle Beziehung hat.

Kathas neue Clique hängt nachmittags oft bei Lica ab und für Katha wird sie zu einer Art Ersatzmutter, einer Mentorin. Das gibt ihr Kraft, um sich um das psychische Wohl ihrer Schwester zu kümmern und gleichzeitig beginnt sie sich mit sich selbst zu beschäftigen.

Doch es bleibt nicht so paradiesisch, das Leben schlägt brachial zu und stellt Kathas Leben und das der ganzen Clique auf den Kopf – Lica wird schwer krank.

Was für ein Debüt! Die Geschichte hatte mich angezogen, weil ich fast immer Coming-of-Age-Romane mit männlichen Protagonisten gelesen habe. „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ hörte sich so an, als ob ich es mögen würde. Ein Mädchen, dass sich selbst verbiegt, anpasst, um nicht aufzufallen, um nicht im Licht zu stehen, sondern dafür sorgt, dass es den anderen gut geht und plötzlich jemanden trifft, der sie sieht und sich ihr annimmt. Die Geschichte hatte Potential. Nur den Titel fand ich etwas anstrengend und fast hätte ich deshalb das Buch nicht gelesen.

Zum Glück habe ich einen zweiten Blick riskiert und ein ganz besonderes Buch entdeckt. Wer kennt sie nicht, die Menschen, die dafür sorgen, dass sich alles ganz wohlig für fast alle anfühlt? Die sogenannten People Pleaser, die in ihrer Harmoniesucht oder besser ihrer Suche nach Harmonie, sich selbst und ihre Bedürfnisse vergessen? Katha ist so ein Mädchen. Sie übernimmt Aufgaben, die ihre Eltern hätten übernehmen müssen, aber der Vater ist zu weit weg und die Mutter schafft es nicht aus ihrem eigenen Film herauszukommen und ihren Job zu machen.

Sina Scherzant lässt uns Leserinnen an den scharfen Analysen der Außenwelt und der Reflektion Kathas über ihr eigenes Verhalten teilhaben. Sie hat für Katha eine ganz besondere Sprache gewählt, es ist körperlich fühlbar, wie es dem Mädchen geht. Licas Frage nach ihrem Befinden zum Beispiel löst eine Kaskade unterdrückter Empfindungen aus.

Doch es ist nicht so, dass man beim Lesen permanent nur Katha bemitleidet, nein, durch Kathas klare Selbsteinschätzung und die Beschreibung der Clique bekommt man ein genaueres Bild. Besonders die Beziehung zu Sofie nimmt eine wichtige Rolle ein. Katha benennt ihren Neid auf Sofie, weil sie Licas Tochter ist, den Neid auf Kati, die in einer großen, griechischen Familie aufwächst und wird in Gänze gezeichnet. Auch machen die Mädchen Sachen, die in ihrem Alter so gemacht werden: erste Liebe bzw. Beziehungsversuche, im Freibad abhängen und dabei cool aussehen, Rauchen, Trinken, sich selbst entdecken und dem Gruppenzwang verpflichtet bleiben.

Beim Lesen wird sichtbar, was fehlt und was gegeben wird. Es ist eine Geschichte, die durchaus so passiert sein kann und vermutlich ähnlich immer wieder passiert. Es gibt sie zum Glück, die Menschen, die in Kinder oder Jugendlichen ein Licht setzen, dass sie durch den nicht ganz so einfachen Familienalltag trägt und ein Leben lang brennt. Lica hat Katha ein ganz neues Selbstverständnis geschenkt oder den Grundstein dazu gelegt, dass sie sich nicht immer unterordnet und nett bzw. unsichtbar ist.

Es zeigt auch den tiefen Schmerz und dass Heilung möglich ist. „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ hat mich komplett abgeholt. Jede
r von uns hat eine Lica im Leben verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere