Wichtiges Buch
In „Putins Krieg gegen die Frauen“ berichtet Autorin Sofi Oksanen zuerst von ihrer stummen Großtante, die nach Verhören die Sprache verloren hat. Dies ist ein sehr guter Einstieg in ein Buch, welches eben ...
In „Putins Krieg gegen die Frauen“ berichtet Autorin Sofi Oksanen zuerst von ihrer stummen Großtante, die nach Verhören die Sprache verloren hat. Dies ist ein sehr guter Einstieg in ein Buch, welches eben jenen eine Stimme gibt, die so oft überhört werden: den Frauen. Offen, ehrlich und schonungslos berichtet Oksanen von Gewalt gegen Frauen als Kriegswaffe, von Vertreibung und Identitätsverlust. In einem der ersten Kapitel berichtet sie davon, dass keine Fotos behalten werden durften, die an die alte Heimat erinnern. Als Enkelin von Heimatvertriebenen hat mich das sehr getroffen, weiß ich doch, wie wichtig gerade diese Fotos für die eigene Identität sind. Diese ersten Kapitel schaffen es meisterhaft, den Leser an das Buch zu binden und ihn auch emotional zu involvieren, sollte das nicht schon davor der Fall gewesen sein.
In den weiteren Kapitel erläutert die Autorin, wie Soldaten zu Kriegsverbrechern werden, wie Menschen beeinflusst werden und was Russland tut, um seine Stellung zu halten. Auch gibt es einen Crashkurs in russischem Kolonialismus.
Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven und ich musste es oft weglegen, um das Gelesene zu verdauen. Doch es ist ein wichtiges Buch und ich danke Autorin und Übersetzern dafür, dass sie die Sprache so einfach wie möglich gehalten haben, um dieses Buch wirklich jedem Interessierten zugänglich zu machen. Dieses Buch erklärt, warum der Krieg in der Ukraine für Kenner nicht so überraschend kam wie für den Rest von uns. Was hinter einigen Aussagen steckt, die wir nicht verstanden haben und bietet Kontext und Argumente für diese unsäglichen Diskussionen, die wir noch immer führen müssen. Mir hat es sehr geholfen, einiges besser zu verstehen und ich werde es sicher sowohl empfehlen als auch verschenken.