Europäische Geschichte - eine griechische Tragödie
Bis vor Kurzem hatte ich wenig Ahnung über die neuere Geschichte Griechenlands. Gerade einmal die bis in die Siebzigerjahre andauernde Militärdiktatur, "die Junta", war mir ein Begriff. Über die Jahrzehnte ...
Bis vor Kurzem hatte ich wenig Ahnung über die neuere Geschichte Griechenlands. Gerade einmal die bis in die Siebzigerjahre andauernde Militärdiktatur, "die Junta", war mir ein Begriff. Über die Jahrzehnte zuvor, die Bürgerkriegsjahre und die Rolle Griechenlands während des Zweiten Weltkriegs bzw. die politischen Kräfte und ausländischen Interessen, die die griechische Gesellschaft geprägt haben, wusste ich bisher nichts.
Die Familientragödie, die Sofka Zinovieff in ihrem Roman entwirft, wäre undenkbar ohne den geschichtlichen Hintergrund (zu dem sich übrigens im Anhang ein kurzer Abriss findet).
Penelope hat ihren dreijährigen Sohn bei ihrer Familie zurückgelassen, als sie gewungen war aus Griechenland nach Russland ins Exil zu flüchten. Als ihr Sohn, inzwischen selbst Vater von zwei Kindern, bei einem Autounfall umkommt, kehrt sie nach Athen zurück und stellt sich der Vergangenheit. Ihre englische Schwiegertochter Maud stellt nach dem Tod ihres Mannes fest, wie wenig sie über ihn und seine Familie weiß, und beginnt Nachforschungen anzustellen.
Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Maud und Penelope. Dadurch eröffnen sich dem Leser nicht nur die Sichtweisen der beiden Frauen, sondern indirekt auch die anderer handelnden Personen, wie Penelopes Eltern und Mauds Kinder. Und dies macht für mich den großen Unterschied aus zu einem anderen Roman, dessen Geschichte auf derselben Periode der griechischen Geschichte fußt, "Die Verlobte des Achilles" von Alki Zei, bei dem, nicht weniger berührend und mitreißend, alle Geschehnisse aus dem Blickwinkel der Hauptperson geschildert werden.
"Athen, Paradiesstraße " war eine Lektüre, die noch lange nachwirkt.