Cover-Bild Geschichte des Fräuleins von Sternheim
11,90
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 01.01.2007
  • ISBN: 9783423135306
Sophie von La Roche

Geschichte des Fräuleins von Sternheim

Günter Häntzschel (Herausgeber)

»Kein Buch, sondern eine Menschenseele«

»Man wird nun hoffentlich bald aufhören, von diesem Buch zu reden, und fortfahren, es zu lesen und zu lieben« - so schrieb Goethe über den ersten deutschen Frauenroman, der ihm als Vorbild für seinen ›Werther‹ diente.

»Kein Buch, sondern eine Menschenseele« sahen die Zeitgenossen in der ›Geschichte des Fräuleins von Sternheim‹, als das Buch 1771 erstmals erschien. Ihr Romandebüt machte die Verfasserin, die von da an als »die Sternheim« galt, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur berühmtesten Schriftstellerin Deutschlands. In ihrem Hauptwerk versucht die unerfahrene, elternlose Titelheldin Sophie, sich dem ihr zugedachten Mätressenschicksal zu entziehen und flieht zu Lord Derby, einem gewissenlosen Intriganten und Verführer, dessen Absichten sie verkennt.

Die Ereignisse überstürzen sich, und Sophies Gutgläubigkeit kostet sie beinahe das Leben. Erst nach vielen Prüfungen wird sie – ganz im Sinne der Empfindsamkeit – mit dem ehelichen Glück belohnt. Bedeutend ist dieser Roman nicht nur durch die einfühlsame Darstellung seelischer Vorgänge, sondern vor allem durch seine aufklärerischen Botschaften: die Kritik an der moralischen Korruption des Hoflebens, die Schilderung des Elends der armen Bevölkerung und besonders durch die Frage nach der Stellung der Frau in der Gesellschaft, nach ihrer Bildung und ihren Aufgaben. 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2019

Die Falle der Tugend

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Sophie von Sternheim ist von ihrem Vater behütet und exzellent erzogen aufgewachsen, doch der Tod ihres geliebten Papas und der nächsten Angehörigen lässt sie viel zu früh allein zurück. Sie soll bei ihren ...

Sophie von Sternheim ist von ihrem Vater behütet und exzellent erzogen aufgewachsen, doch der Tod ihres geliebten Papas und der nächsten Angehörigen lässt sie viel zu früh allein zurück. Sie soll bei ihren Verwandten bleiben, die sie allerdings dem Fürsten als Mätresse anbieten, um ihre eigenen Pläne voranzutreiben. Um diesem Schicksal zu entkommen flieht Sophie in die Arme des intriganten Verführers Lord Derby, der ihre naive Tugendhaftigkeit geschickt für sich zu nutzen weiß. Das kostet Sophie fast das Leben.

Der erste deutsche Frauenroman weiß auch heute noch glänzend zu unterhalten. Man muss sich ein wenig an die ausführlichen Tugendtiraden gewöhnen, doch eröffnen gerade diese am Ende enormen Interpretationsspielraum. Schließlich wird die vielgepriesene Tugend der Heldin zum Verhängnis. Aus heutiger Sicht wird die Ambivalenz der idealen Frau des 18. Jahrhunderts hier perfekt vorgeführt. Streckenweise geht einem die Protagonistin auf den Geist und man sympathisiert eher mit Lord Derby als mit seinem wehleidigen Konkurrenten Lord Seymour, aber trotzdem nahm mich die fremde Welt des 18. Jahrhunderts gefangen. Zusammen mit Sophie von Sternheim durchlebt man die Höhen und Tiefen des Lebens und ist schließlich auch mit dem etwas kitschigen Ende glücklich.

Schade bleibt, dass die dtv-Ausgabe weder Anmerkungen noch ein Nachwort hat, sodass man mit Interpretationsansätzen und tieferen Einblicken in die Textgeschichte alleine gelassen wird.

Fazit: Ein Roman, der auch heute noch zu unterhalten weiß und dem Leser eine vergessene Welt erschließt. Man muss aber im Hinterkopf behalten, dass er im Zeichen der Empfindsamkeit steht. Das macht manche Passagen etwas anstrengend, aber die Lektüre lohnt sich!