Ein solider Debütkrimi mit einem interessanten Fall
Eigentlich weiß Jan Grimberg gar nicht so genau, was er im Leben will. Aktuell macht er eine Polizeiausbildung und beginnt nun seine Einarbeitungsphase in Euskirchen. Dabei geht es gleich hoch her, denn ...
Eigentlich weiß Jan Grimberg gar nicht so genau, was er im Leben will. Aktuell macht er eine Polizeiausbildung und beginnt nun seine Einarbeitungsphase in Euskirchen. Dabei geht es gleich hoch her, denn im Freilichtmuseum in Kommern wurde ein Mann am Pranger gefesselt aufgefunden. Vor seinem Tod wurde er stundenlang gequält. Gemeinsam mit seinem aktuellen Mentor Kommissar Steiner soll Jan in dem Fall ermitteln. Doch der sehr unsympathische Ralf Steiner macht es dem Neuen extrem schwer und dann schlägt der Mörder wieder zu….
Erzählt wurde die Geschichte ausschließlich mithilfe der dritten Person. Die einzelnen Kapitel sind mit einem Datum versehen, sodass innerhalb des jeweiligen Kapitels ein Tag erzählt wurde. Das hat mir richtig gut gefallen, da ich immer den Überblick behalten habe. In den einzelnen Kapiteln kamen mehrere Personen vor. Neben dem Protagonisten konnte ich unter anderem auch kurzzeitig dem Mörder, den Opfern, anderen beteiligten Personen oder auch mal Ralf Steiner über die Schulter sehen.
Die Handlungen bauten sich logisch und chronologisch ineinander auf, auch hatte Stefan Barz dafür gesorgt, dass mir als Leser möglichst viele Blickwinkel eröffnet wurden. Jetzt komme ich leider zu einem großen aber. Da es relativ viele Nebenschauplätze gab, waren mir die Figuren mitunter ein bisschen farblos. Auf rund zweihundertdreißig Seiten waren einfach zu viele Personen mit ihren Gedanken und kurzen Handlungssträngen involviert. Manchmal war mir nicht ganz klar, warum ausgerechnet diese Person ein paar Szenen oder manchmal nur eine Szene gegönnt worden ist. Die Geschichte hätte auch ohne sie erzählt werden können. Hinzu kam, dass manche Verhaltensweisen einzelner Figuren für mich nicht immer schlüssig und nachvollziehbar waren. Da hätte ich mir mehr Erklärung gewünscht.
Beim Protagonisten Jan Grimberg viel es mir sehr schwer eine Verbindung aufzubauen. Mit seinem ständigen Gejammer, ob der Job nun das richtige für ihn sei oder nicht, hatte er massiv an meinem Nervengerüst gerüttelt. Seine Selbstzweifel nahmen manchmal wirklich überhand und ich hätte ihn so manches Mal furchtbar gerne durchgeschüttelt. Dabei war er mir mit seiner Leidenschaft für die Philosophie durchaus sympathisch. Auch das er sich lieber mit weniger alltäglichen Dingen beschäftigt, hat mich gar nicht gestört, sondern verlieh der Figur Charakter. Natürlich wurde durch Jans Wesen das Extrem Ralf Steiner exzellent verdeutlicht. Trotzdem bin ich mit dem Protagonisten nicht richtig warm geworden.
Der Schreibstil war flüssig und mit einem angenehmen feinen bissigen Humor versehen. Mehr als einmal habe ich schmunzeln müssen, was die ganze Szenerie immer aufgelockert hatte. Die Beschreibungen der einzelnen Szenen waren bildlich und es gab einige Spannungsbögen. Insgesamt würde ich den Krimi eher in die gemütlichere Kategorie einordnen, denn der Autor verstand die blutrünstigen Szenen auf ein Minimum zu beschränken.
Ein bisschen schade fand ich das Ende. Der Mörder war wirklich gut in der Geschichte getarnt worden, aber das Jan Grimberg nun ganz plötzlich eine Eingebung hatte, weil er ein Buch seines Lieblingsphilosophen zur Hand nahm, war ein wenig unglaubwürdig. Die Auflösung war mir dann zu schnell abgehandelt worden, das hätte ich mir ein bisschen eleganter gewünscht. Dennoch hat mich der Krimi gut unterhalten und war auch spannend zu lesen. Mit geschickt ausgelegten Hinweisen hatte der Autor es locker geschafft mich bei Laune zu halten und mich zur Anstellung von Vermutungen zu verleiteten.
Fazit: Ein solider Debütkrimi mit einem interessanten Fall. Leider konnten mich die Figuren nicht gänzlich überzeugen, aber das Buch schafft es zu unterhalten.