Cover-Bild Mohammad Iqbal
Band 92 der Reihe "Interkulturelle Bibliothek"
10,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Traugott Bautz
  • Themenbereich: Philosophie und Religion - Philosophie
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 142
  • Ersterscheinung: 2007
  • ISBN: 9783883092690
Stephan Popp

Mohammad Iqbal

Ein Philosoph zwischen den Kulturen
Interkulturelle Philosophie zur Begegnung der
Kulturen
In einer Zeit, in der die Welt zusammenrückt und Texte weit
entfernter Völker in Minutenschnelle per Mausklick zu haben
sind, ist es nicht mehr möglich, die Philosophie mit
Thales von Milet beginnen zu lassen, über Platon, die Scholastik,
Kant und Descartes zu führen und mit Popper und
Sartre zu enden.1 Große Teile der Welt sind von europäischer
Philosophie unberührt geblieben und haben dafür ihre
eigenen Traditionen der Weltdeutung. Auch beginnt die
Dominanz Europas und Amerikas einer vielschichtigen
Welt zu weichen, in der Indien und China wohl bald eine
gleichberechtigte Rolle beanspruchen werden. Die Chance,
zu einer Welt gleichberechtigter Kulturen zu gelangen, erfordert
auch die Beschäftigung mit ihrem Denken. Hier
kann eine unvoreingenommene Philosophie, die weiß, daß
ihre Instrumente kulturbedingt sind, ein neues Verständnis
der Kulturen der Welt ermöglichen und nebenbei auch ihre
Werkzeuge erweitern.
Eine interkulturelle Philosophie kann vor allem einen echten
Dialog der Kulturen ermöglichen, der nicht eingleisig ist
und nicht eine Ansammlung von Zwiegesprächen, sondern
ein 'Polylog'2, in dem sich viele verschiedene Stimmen
miteinander austauschen. Dies ist keine völlig neue Aufgabe.
Schon Platon verwies des Öfteren auf die kulturellen
Leistungen der Ägypter. Besonders im kolonialen Indien
gab es Versuche, die Denkweise der Inder zu verstehen und
die Sechs Systeme ihrer Philosophie darzustellen; ähnliches
gilt für China im ausgehenden 19. Jahrhundert. Auch umgekehrt
versuchten Inder, das Denken der Europäer zu verstehen
und nachzuweisen, daß Indien keineswegs in geistiger
Stagnation verharrte, wie die Kolonialherren gern behaupteten,
sondern Europa viel zu bieten hätte. Die Vorlesungen
von Swami Vivekananda sind ein gutes Beispiel
dafür. Auf muslimischer Seite waren die 1920er und 30er
Jahre von einem Philosophen geprägt, der sowohl den Islam
als auch die Philosophie Europas gründlich studiert hatte
und beides zu einer eigenen Philosophie destillierte, die
nicht zu Unrecht als sowohl modern als auch islamisch gelten
kann. Dies ist Muhammad Iqbal, der auch als Dichter
auf Persisch und Urdu hervortrat und der zehn Jahre nach
seinem Tod – wohl wider Willen – zum Vordenker Pakistans
erhoben worden ist. Ohne eine gründliche Beschäftigung
mit islamischer, europäischer und auch indischer Philosophie,
und ohne den Versuch, nicht sofort alles in den
eigenen Kategorien zu sehen, wären Iqbals vitalistische
Philosophie und seine Vorschläge einer Reform des Islam
nicht möglich geworden. Gleichermaßen von Fichte und
Nietzsche wie von den islamischen Mystikern Ibn ‘Arabi
und Jalaluddin Rumi beeinflußt und belesen in persischer
und englischer Poesie, dazu ein Kenner von Goethe, profitierte
Iqbal von all diesen Ideen, die er verstand und zu
einer kreativen Synthese zusammenbrachte.

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