Düsterer historischer Krimi
Ich habe schon sehr viele historische Krimis gelesen, die auch während der Zeit des Zweiten Weltkrieges spielen, jedoch ist dieser Krimi anders.
Obwohl hier eine weibliche Kommissarin die Hauptprota ist, ...
Ich habe schon sehr viele historische Krimis gelesen, die auch während der Zeit des Zweiten Weltkrieges spielen, jedoch ist dieser Krimi anders.
Obwohl hier eine weibliche Kommissarin die Hauptprota ist, bekommen wir es nicht mit einer Frau zu tun, die wie so oft in historischen Romanen eine starke Einzelgängerin ist. Ebenso hat der Autor die Zeit des Zweiten Weltkrieges nicht am Rande, sondern sehr plakativ eingesetzt. Im jeden Kapitel findet man passende Zitate von Hitler oder Goebbels, die das abscheuliche Gedankengut der NS-Diktatur aufzeigen. Darauffolgend bekommt es der Leser mit grausamen Morden an Frauen, sowie an Menschen, die dem System nicht passen zu tun: Juden, Sozialisten, Kommunisten, Homosexuellen und andere.
In den dunklen S-Bahnzügen Berlins treibt ein Serienmörder sein Unwesen, der auf brutalste Art Frauen vergewaltigt, tötet und aus dem Zug schmeißt. Um ihn zu fassen, wird eine Einheit aus Kriminalpolizisten mit Hilfe der weiblichen Kriminalpolizei gegründet. Neu hinzu kommt Luise Adler, die von einer Kriminalassistentin direkt zur Kommissarin befördert wird, was manchen männlichen Kollegen nicht wirklich schmeckt. Zusätzlich mischt auch noch die Sicherheitspolizei mit, eine Unterabteilung der Gestapo, die ihr eigenes Süppchen kocht und gegen die Kriminalpolzei arbeitet. Diese versucht die Morde den Feinden oder Untermenschen zuzuordnen.
Die Verdunklung am Abend begünstigt die Überfälle auf die Frauen. Die Opfer werden alle mehr oder weniger vorgestellt. Die Anzahl der Figuren ist zahlreich. Neben den Opfern und ihren Angehörigen, steht natürlich die weiblichen Kriminalpolizei unter Polizerätin Grete Hartmann und Kommissarin Luise Adler im Mittelpunkt. Oscar Zach, Kriminalassistent und Partner von Luise bei den Ermittlungen, dient nur widerwillig den neuen Machthabern und ist dem Alkohol verfallen. Sein Vorgesetzter, Kriminalrat Lüdke, stellt sich ebenfalls gegen die Staatspolizei. Diese besteht aus Obergruppenführer Görnitz und einiger seiner fanatischer Ideologie durchzogenen Sipo-Mitarbeiter. In keinem anderen Krimi habe ich die manipulative Staatspolizei so schlimm empfunden, wie hier. Dazu kommt die absolut unwürdige und herablassende Art von Görnitz gegenüber Frauen. Er spricht Luise Adler nicht an und bezeichnet sie - selbst in ihrem Beisein - nur "als Ding". Seine Art hat mir den Hals vor Wut anschwellen hat lassen.
Bei den Zivilisten trifft man sowohl auf Widerständler, aber auch solchen, die ganz mit der Nazi-Ideologie konform gehen. Dazu gehört das Ehepaar Schenk, die ein Kinderheim führen und behinderte Kinder gemäß der NS-Rassenlehre der Euthanesie zuführen. Dieser Krimi ist also wirklich brutal und heftig.
Mein Kritikpunkt sind die immer wieder wechselnden Perspektiven, die nicht angezeigt oder durch neue Kapitel markiert werden. Sie tauchen mitten im Erzählstrang auf und man benötigt einige Zeit um sich wieder neu zu orientieren. Das hat den Erzählfluss oftmals sehr gestört, was ich schade finde.
Fazit:
Ein brutaler historischer Krimi, der einen etwas anderen Einblick in die Arbeit der Kriminalpolizei zur Zeit von Staatspolizei und Gestapo, aufzeigt. Verdunklung 1940 soll der erste Band einer Reihe werden und ich bin schon gespannt auf die Nachfolgebände.