Vorab: ich mag die Reihe wirklich sehr, ich habe mit den Filmen angefangen, sowohl alle schwedischen Verfilmungen gesehen als auch die erste englischsprachige (man ist da ja SCHON wieder dran), wenn auch nicht der Reihenfolge nach, dann habe ich die Lagercrantz-Fortsetzung Band 5 gehört, aber nicht sehr gemocht, jetzt gehe ich chronologisch durch die Reihe und bin noch bei den „echten“ Millenium-Bänden (also vom gestorbenen Stieg Larsson geschrieben), alles als Hörbuch. Diesen zweiten Band der Reihe habe ich in nur einem Wochenende gehört, was für mich als klassische „Unterwegs-Hörerin“ bedeutet, dass ich am Text hing.
Worum geht es? Nun, Journalist Mikael Blomkvist und seine Kollegen in der Millenium-Redaktion beschließen in Zusammenarbeit mit dem freien Journalisten Dag Svensson eine Ausgabe ihrer Zeitschrift dem Thema Mädchenhandel zu widmen. Parallel begleiten Kapitel den letzten Abschnitt der Weltreise von Lisbeth Salander sowie ihren rechtlichen Betreuer Bjurman, der nach Rache an ihr sinnt. Als Lisbeth nach Schweden zurückkehrt und Mikael abends noch bei Dag vorbeifährt, beginnt mit einer Gewalttat ein Strudel von Ereignissen, der alle Beteiligten involviert.
Ja, wie bereits oben geschrieben, das ist gut lesbar/hörbar und war sehr spannend, auch wenn ich manchmal überrascht registriert habe, wie viel Zeit Autor Stieg Larsson hier den verschiedenen Handlungszweigen gelassen hat: da sucht sich Lisbeth schon einmal einen Job als Putzfrau bei der Polizei, um eine Zugangsmöglichkeit ins polizeiliche Computersystem zu finden, und kalkuliert dafür anscheinend Monate; vom Film her wirkt das alles viel dichter gedrängt, ohne dass das Buch etwa langatmig wäre. Ich war durchgängig begeistert – bis zum Ende. Ich wusste ja schon, dass man Teil 1 allein lesen/hören/sehen kann, Teil 2 und 3 eigentlich zusammengehören, und mag so etwas schlicht immer noch nicht. Teil 2a und 2b? Dann lieber ein ganz ganz dickes Buch, das ist sonst „Unzucht mit Abhängigen (Bookaholics)“.
A propos Unzucht mit Abhängigen: fiel noch jemandem auf, dass dieses Thema zum Schluss nicht wirklich relevant war? Ich meine, ja, man hat da schon am Ende einen Täter und seinen Gehilfen, aber nimmt diese eher als Täter in einem anderen Zusammenhang wahr, weshalb die ursprüngliche Suche nach den Mädchenhändlern eigentlich komplett untergeht. Es trifft vielleicht nicht ganz die Kriterien eines MacGuffin, aber von der Verwendung her schon https://de.wikipedia.org/wiki/MacGuffin.
Und wer bitte hat vom deutschen Verlag diese, sorry, SUPERDÄMLICHEN Titelübersetzungen verbrochen, die kein Leser zweifelsfrei den jeweiligen Bänden zuordnen kann? Verdammnis, Verschwörung, Vergebung…VERdummung! Der Originaltitel „Flickan som lekte med elden“ bedeutet „Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte“ und ist mehrfach aussagekräftiger.
Einen Stern Abzug für die zwei genannten losen Fäden, schon erzieherisch. Zu empfehlen ist’s dennoch. Dietmar Wunder liest die verschiedenen Personen (auch die Frauen, alte Leute, etc.) genial.
Verblendung (Millennium I) http://www.lesejury.de/rezensionen/deeplink/86691/Product
Verfolgung (Millennium IV, nicht mehr von Stieg Larsson) http://www.lesejury.de/rezensionen/deeplink/83631/Product