Eine Leseenttäuschung!
Nachdem sein Bruder Thoralf die schöne Viviane geheiratet hat (seine Geschichte wird in dem Vorgängerband "Wogen der Liebe" erzählt) und wieder Ruhe und Frieden auf Skollhagen eingezogen ist, fühlt sich ...
Nachdem sein Bruder Thoralf die schöne Viviane geheiratet hat (seine Geschichte wird in dem Vorgängerband "Wogen der Liebe" erzählt) und wieder Ruhe und Frieden auf Skollhagen eingezogen ist, fühlt sich Yngvar wie das dritte Rad am Wagen. So lange sein Bruder auf Raubzügen weilte, war Yngvar für die Instandhaltung des Besitzes zuständig was seinen Fähigkeiten sehr entgegen kam, doch nun wird seine Hilfe nicht mehr benötigt und so lässt er sich von seinem Bruder dazu überreden, nun selbst auf Reisen zu gehen- um Reichtum zu mehren und sein Glück zu finden.
Doch Yngvar ist kein rechtes Glück beschienen - so werden er und seine Mannschaft auf hoher See von anderen Wikingern überfallen und ausgeraubt. Peinlich berührt will er sich seine gestohlenen Schiffe zurückerobern, doch einige Männer, die er und sein Kumpan Sven im Hafen von Haithabu kennenlernen raten ihm dringend davon ab. Stattdessen unterbreiten sie ihm einen anderen Vorschlag- sie bringen Yngvald dazu, nach Frankreich zu reisen, in den Landabschnitt wo sich Wikingerfürst Rollo niedergelassen hat. Dort soll Yngvar hochrangige Geiseln entführen und gegen Lösegeld wieder auf freien Fuß setzen. So ganz wohl ist Yngvald nicht bei diesem Plan, doch was soll er tun- er kann schließlich nicht mit leeren Händen zurückkehren nach Skollshagen.
Dann ist ihm aber doch noch das Glück hold. Er entdeckt zusammen mit seinen Männern eine Gruppe von feiernden Männern, mitten im Wald. Sie überwältigen den Kreis von angetrunkenen Adeligen, setzen sie auf ihrem letzten, noch verbliebenen Schiff fest und machen sich auf den Weg zur naheliegenden Burg um dort das Lösegeld einzufordern.
Doch die Dame der Burg, Adelaise ist in großen Nöten. Ihr Vater weilt auf Reisen und gleich zwei potentielle Verehrer buhlen um ihre Hand. Dumm nur, dass beide nicht Adelaises Geschmack entsprechen. Die Hausherrin will niemals heiraten- sie schätzt ihre Freiheit über alles und weist beide Männer ab. So folgt eine Belagerung, die Adelaise zur Gefangenen ihrer eigenen Burg macht.
Als Yngvar und Sven, die sich als Normannen ausgeben, durch einen Geheimgang die Burg betreten, ist besonders Yngvar geblendet von Adelaises Schönheit und so überrascht er besonders Sven mit seinem Vorhaben, Adelaise von ihren Belagerern zu befreien, statt wie abgesprochen seine Lösegeldforderung durchzusetzen.
Nachdem ich vom Vorgängerband "Wogen der Liebe" recht angetan war, freute ich mich schon sehr auf die Fortsetzung bzw. die Geschichte über Yngvar, Thoralf, da Yngvar mir bereits als Nebenakteur gefiel.
Ein Grund dafür war, dass Yngvar viel besonnener und intelligenter wirkte, als Thoralf. Um so überraschter war ich, als ich nun feststellen musste, dass Yngvar in seiner Geschichte nun sämtliche Intelligenz verloren hat.
Er wirkt nur noch wie eine blasse, austauschbare Romanfigur, die keines klaren Gedankens mehr fähig ist. Statt selbst seine nächsten Schachzüge zu planen, verlässt er sich auf Männer, die nicht wirklich vertrauenserweckend sind. Ein absoluter geistiger Tiefpunkt ereignet sich dann, als er auf die Heldin des Buches trifft. Ihre Schönheit umnebelt ihm so das Hirn, dass er plötzlich kein Lösegeld mehr eintreiben möchte (das ihm immerhin seinen Ruf retten würde), sondern sich lieber die Zeit mit Wein, Weib und Gesang vertreibt und der Heldin seine Unterstützung im Kampf gegen ihre beiden "Freier" zusichert. Aber nicht er selbst heckt einen Plan aus- wieder einmal ist es Sven, der eine Lösung aus dem Dilemma findet, was Sven fast zur eigentlichen Heldenfigur mutieren lässt.
Und als es nach erfolgreichem Gelingen dann dazu kommt, für ihren Beistand eine Belohnung bei Adelaises Vater einzufordern, fällt dem Helden nichts Besseres ein, als um die Hand von Adelaise zu bitten, obwohl sie beide zuvor weder tiefschürfenden Gespräche geführt haben, noch sich ihre gegenseitige Liebe gestanden haben.
So wirkt alles haarsträubend unglaubwürdig und arg konstruiert.Auch die Heldin des Romans bleibt während des Romans fast konturlos, sie ist einfach ein verzogenes kleines Püppchen, das sich in den Kopf gesetzt hat, nie zu heiraten, weil sie frei wie ihr Falke bleiben möchte. Sehr unglaubwürdig diese Einstellung für eine Frau des frühen Mittelalters, die wohl kaum in der Lage gewesen wäre, sich dem Wunsch ihres Vaters zu widersetzen.
Es wimmelt in dem Roman von Nebenakteuren, die aber genau wie auch die Hauptpersonen austauschbar und eindimensional beschrieben sind. Einzig Sven wirkt ein wenig lebendiger, doch seine Liebesgeschichte, die ebenfalls in diesem Roman erzählt wird, ist genau so belanglos beschrieben, wie auch die zwischen dem Heldenpaar.
Verwundert hat mich aber vor allen Dingen der sehr eigenwillige Schreibstil, der Autorin, denn er unterscheidet sich sehr stark vom Vorgängerband- ich konnte kaum glauben, dass beide Bücher von ein und derselben Person geschrieben wurden. Zwar wurden hier und da recht moderne Wörter benutzt, die nichts in einem Historischen (Liebes)Roman zu suchen haben, aber ansonsten hatte ich einen guten Gesamteindruck bei "Wogen der Liebe" gewinnen können.
In diesem Roman dagegen merkt man den Romanfiguren nicht mehr an, dass sie im frühen Mittelalter leben. Sie sprechen und agieren wie Personen der Gegenwart; (siehe Adelaise), ihre Dialoge sind nichtssagend und schrecklich platt. Fast bekommt man das Gefühl man halte eine Persiflage auf einen historischen Liebesroman in Händen, der unfreiwillig komisch wirkt. Schade, die Ausgangssituation klang so vielversprechend...