Die Liebe ihres Lebens
Als Frau nach kurzer Zeit einen Orientalen heiraten und in seine Heimat ziehen? Was heutzutage vermutlich vorsichtiges Kopfschütteln und gute Ratschläge zuhauf auslösen würde, muss in den fünfziger Jahren ...
Als Frau nach kurzer Zeit einen Orientalen heiraten und in seine Heimat ziehen? Was heutzutage vermutlich vorsichtiges Kopfschütteln und gute Ratschläge zuhauf auslösen würde, muss in den fünfziger Jahren wie eine Reise zum Mond gewirkt haben. Doch Laura, die Hauptfigur dieses Buches, lässt sich nicht abschrecken. Sie folgt der Liebe ihres Lebens, dem jungen, gutaussehenden und vermögenden Younis nach Bagdad, nicht zuletzt um die belastende und deprimierende Atmosphäre ihres Elternhauses in Wien hinter sich zu lassen. Und ihr neues Leben entwickelt sich erst einmal gut, auch zu meiner Überraschung, da ich nach Lauras Übertritt zum Islam bereits das 'Schlimmste' befürchtete Auch wenn Younis orientalische Erziehung und Sozialisation immer wieder aufblitzen, gestaltet sich ihr gemeinsames Leben doch als überwiegend harmonisch, erst recht als Laura die kleine Jenny zur Welt bringt...
Es könnte eine Liebesgeschichte sein wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht, wenn da nicht immer wieder die böse Politik dazwischen funken würde. Doch es ist die Zeit der Revolutionen im Irak, und so kämpfen nicht nur die Iraker auf der Straße, sondern auch die beiden jungen Menschen um ihre Liebe - aber auch irgendwie nicht. Denn erzählt wird ausschließlich aus Lauras Sicht, und sobald es um unangenehme Dinge geht (Younis könnte in die Revolution verwickelt oder ein Verräter sein oder ...) verschließt sie die Augen und will nichts weiter wissen. Und Younis selbst berichtet nur Nebensächliches. So erfährt man über das Tun von Lauras Ehemann ebenso wie über die historischen Hintergründe nur wenig bis nichts, was ich sehr bedauerlich finde. Auch die Figuren selbst bleiben eher blass, da aus Lauras Perspektive keinerlei intensivere Betrachtungen zu was auch immer angestrengt werden, sondern sich meist auf reine Beschreibungen beschränken.
Auch wenn das Ganze einen biographischen Hintergrund haben mag (die Mutter der Autorin soll als 'Vorlage' für diesen Roman gedient haben), wäre es sicherlich möglich gewesen, das damalige politische Geschehen zu recherchieren und in die Geschichte hineinzuarbeiten. So aber ist es sicherlich kein schlechter, aber doch recht oberflächlicher Liebesroman zweier Menschen aus sehr unterschiedlichen Kulturen geworden, der zudem mit ungewöhnlich vielen Rechtschreibe- und Druckfehlern versehen ist. Schade, daraus hätte man mehr machen können.