Lesenswerter Kommentar zur Erschaffung und dem Umgang mit Bildmaterial in der Psychiatrie des 20. Jhr.
Dieses Buch hat mich mehrere Jahre begleitet, mit immer wieder großen Lesepausen. Sehr angenehm daher, dass sich die einzelnen Kapitel auch gut als alleinstehende Essays lesen lassen und im Zweifelsfall ...
Dieses Buch hat mich mehrere Jahre begleitet, mit immer wieder großen Lesepausen. Sehr angenehm daher, dass sich die einzelnen Kapitel auch gut als alleinstehende Essays lesen lassen und im Zweifelsfall Kernpunkte im Verweis wiederholen. Trotzdem schlägt das Buch einen beeindruckenden Bogen von Anfang bis Ende und zeichnet Entwicklungen und Veränderungen gut nach. Der angedeutete Kommentar auf die gegenwärtige visuelle Praxis regt zum Nachdenken an, die Möglichkeiten zur Analyse hat die Autorin am historischen Beispiel eindrucksvoll demonstriert. Trotz der ansehnlichen wissenschaftlichen Zitatkultur liest sich das Buch flüssig. Ein gewisser historischer Überblick im Vorwissen hilft natürlich dem Verständnis und Lesefluss. Im Kontext der visuellen Darstellung greift die Autorin verschiedene relevante Themen auf und spezifiziert sorgsam ihren Kommentar. Ich musste mich nie fragen, worum es gerade geht, wer an wem handelt. Diese Klarheit der Beschreibung hat mich überzeugt. Ebenso überzeugend empfand ich die ethischen Überlegungen, die die Autorin nicht nur auf ihren Untersuchungsgegenstand, sondern genauso transparent auf ihr eigenes Handeln anwendet. Gewalt- und Machtkritik wird konsequent vor dem jeweiligen gesellschaftlichen Zeitverständnis und aus heutiger Sicht mitgedacht.
Mein persönliches Highlight war Kapitel 2 zu Anstaltsräumen.