Cover-Bild Kazimira
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 16.08.2021
  • ISBN: 9783518430064
Svenja Leiber

Kazimira

Roman

Ein abgelegener Ort am Baltischen Meer, Ende des 19. Jahrhunderts. Kazimira bringt ihrem Mann Antas angeschwemmten Bernstein vom Strand jenseits der Düne. Er ist der begabteste Dreher in der Gegend. Das weiß auch Moritz Hirschberg, Eigentümer des Bernsteinwerks am Weststrand. Antas wird einer seiner wichtigsten Arbeiter, Kazimira muss sich um Haus und Kind kümmern, obwohl sie arbeiten will wie ihr Mann. Als das Wagnis des Untertagebaus sich endlich auszahlt und die Grube zum Erfolg wird, werden jedoch nicht nur Neid und Missgunst, sondern auch Antisemitismus und Nationalismus laut im Kaiserreich. Und Kazimira muss erfahren, dass sie ihren Weg allein zu gehen hat, erst recht, als die Hirschbergs vertrieben werden und ihr Sohn am Ersten Weltkrieg zerbricht. Sie bleibt bei der leeren Grube, einst Ort des Wohlstands und Fortschritts, wohnen und wird Jahrzehnte später, am Ende des Zweiten Weltkriegs, letzte Zeugin deutscher Verbrechen.

In Kazimira erzählt Svenja Leiber vom größten Bernsteinabbau der Geschichte. Im Aufstieg und Verfall der »Annagrube« und in ihrem Nachwirken im heutigen Russland spiegeln sich drängende Fragen: Woher rühren Hass und Gewalt? Was geschieht, wenn Leben für unwert erklärt wird? Die Frauen, denen der Roman einfühlsam über fünf Generationen folgt, entwerfen eine Gegenwelt – im Mittelpunkt: Kazimira und ihr Ringen um Selbstbestimmung.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2022

Der Bernstein des Todes

0

In Svenja Leibers Roman "Kazimira" geht es nicht nur um die Geschicke der gleichnamigen Prußin und ihrer Leute, nein, es geht um das Wohl und Wehe der ehemals größten Bernsteingrube in Ostpreußen.

Heute ...

In Svenja Leibers Roman "Kazimira" geht es nicht nur um die Geschicke der gleichnamigen Prußin und ihrer Leute, nein, es geht um das Wohl und Wehe der ehemals größten Bernsteingrube in Ostpreußen.

Heute "Oblast Kaliningrad", denn alle deutschen, jüdischen und anderen ehemaligen Bewohner wurden vertrieben und mehr noch: ausgerottet. Nein, es waren nicht nur die Juden, denen dieses entsetzliche Schicksal blühte, im Roman wird deutlich und schonungslos aufgeführt, wer alles im wahrsten Sinne des Wortes ebenfalls dran glauben musste: Kranke und Zurückgebliebene, selbstverständlich (aus Sicht der Sieger und Besatzer) sowie alle Frauen. Auf die ein oder andere Art.

Es ist ein grausamer Roman, auch wenn es auch gute Zeiten gibt, wie wir es am Lebenslauf von Kazimira und den Menschen um sie herum verfolgen können. Auch, wenn sie niemals gleich gut für alle sind.

Es gibt welche, die immer hinten anstehen müssen und dazu gehört zu einem gewissen Teil auch Kazimira. Aber nicht immer. Denn sie weiß sich zu wehren und ihr eigenes Leben zu leben. Auf ihre Art.

Ich bewundere den weiten Bogen, den die Autorin spannt - räumlich und auch zeitlich. Es ist ein großes, ein detailliertes Wissen, das aus diesem Roman, der nur einen Teil davon preisgeben kann, spricht. Und selbst für mich, die sich bereits seit Längerem mit dieser Region beschäftigt, ist es zu weit. Es hätte ein Nachwort, ein Vorwort, ein Grußwort, ein Was-auch-immer geben müssen, um alles in seiner ungeheuren Bedeutung, zum Ende hin: Grausamkeit erfassen zu können.

Harte und schwere Kost. Aber auch solche, die mir mein Leben lang im Gedächtnis bleiben wird. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich das Buch noch einmal lese (was sehr selten der Fall ist). In ein paar Jahren.

Sehr zu empfehlen für Leser, die bereit sind, sich darauf einzulassen. Sich Zeit zu nehmen, zu hinterfragen, auch mal zu unterbrechen, um etwas zu klären. Denn dieses Buch - so meine Überzeugung - kann nicht als pure Unterhaltung gelesen werden. Es ist ein Teil des Hintergrundes. Für jeden von uns auf seine eigene Art.