Der Weg des Rucksackmädchens
„...Ich wollte hier ein neues Lieblingsleben anfangen, mit Max. Jetzt bin ich in einer Wohnung, bei einem Fremden, ohne Freunde, ohne Familie...“
Sophie ist nach Berlin gekommen, um sich mit ihren Freund ...
„...Ich wollte hier ein neues Lieblingsleben anfangen, mit Max. Jetzt bin ich in einer Wohnung, bei einem Fremden, ohne Freunde, ohne Familie...“
Sophie ist nach Berlin gekommen, um sich mit ihren Freund Max ein gemeinsames Leben aufzubauen, und erwischt ihn mit seiner Nachbarin im Bett. Geschockt verlässt sie die Wohnung. Zurück zu den Eltern ist keine Option. Momentan aber hat sie weder einen Freund, noch eine Arbeit oder eine Unterkunft. Alles, was sie hat, ist in ihrem Rucksack. Ihr Weg führt sie in eine Bar. Dort spricht sie ein Unbekannter an:
„...Hey, Rucksackmädchen, willst du nicht noch mit zu mir kommen?...“
Sie geht mit – ohne zu ahnen, was sie erwartet. Und als Leser habe ich mit allen Möglichen gerechnet und über Sophias Entscheidung nur den Kopf geschüttelt, keineswegs aber mit einer Geschichte dieser Tiefe, die sich aus Sophias schnellem Entschluss entwickelt. Simon, der Unbekannte, ist wesentlich älter als sie und Schriftsteller. Er bezeichnet sie als seine Muse. Zwischen ihnen entwickelt sich ein besondere Beziehung.Um sie zu verstehen, muss man das Buch lesen. Es lässt sich schwer in Worte fassen, weil es sehr außergewöhnlich ist.
Simon nimmt sie in seine Wohnung auf. Er lässt er ihre Freiheit und fordert sie doch. So organisiert er ihr einige Ferientage an der Ostsee, gibt aber für jeden Tag eine Aufgabe, über deren Erfüllung sie berichten soll.
„...Bericht zu: einen Tag lang in jeder Situation hilfsbereit sein!...“
Der Schriftstil ist sehr ausgereift. Die Geschichte wird nur aus der Sicht von Sophia erzählt. Für sie ist die Zeit bei Simon eine Chance, zu sich selbst zu finden. Sie lässt mich als Leser an ihren Zweifeln, ihren Emotionen und ihrem Suchen nach ihrem Weg im Leben teilnehmen. Simon ist wie ein ruhender Pol, der ihr Halt und Sicherheit gibt, ohne sie einzuengen.
„...Es spielt keine Rolle, wem diese Wohnung gehört. Wichtig ist, dass du momentan hier lebst, deshalb ist sie auch dein Zuhause...“
Mit diesen Worten zerstreut er ihre Zweifel, ob sie ihre Mutter in die Wohnung einladen darf.
Nach ihre Reise an die Ostsee fährt Sophia mit folgenden Gedanken zurück nach Berlin:
„...Ich habe ein Gefühl von Hoffnung in mir, Als würde die nächste Zeit schon zeigen, wie es weitergeht. […] Als wäre es möglich, dass ich eines Morgens aufstehe und dann einfach weiß, was ich will, was aus meinem Leben wird, wer ich bin...“
Die Autorin erzählt eine leise Geschichte. Es ist die Geschichte einer behutsamen Entwicklung einer jungen Frau auf den Weg zu sich selbst. Simon ist dabei ihr Gesprächspartner, der nur vorsichtig Impulse setzt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Meine Rezension möchte ich mit den Fragen beenden, die Sophia an Simon stellt:
„...Simon, was macht ein Buch zu einem Buch? Ich meine, ist eine Geschichte, die man gerne als Buch veröffentlichen Möchte auch ein Buch? Oder wird eine Geschichte erst zu einem Buch, wenn man den einen Verleger hat, der das Buch drucken lässt?...“