Deutsch-französische Liebe in der Nachkriegszeit
Louise wird kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in den französischen Alpen geboren. Ihr Vater ist Zahnarzt, es geht ihnen gut, trotzdem muss ihre Mutter ihn täglich ums Haushaltsgeld bitten. Über die ...
Louise wird kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in den französischen Alpen geboren. Ihr Vater ist Zahnarzt, es geht ihnen gut, trotzdem muss ihre Mutter ihn täglich ums Haushaltsgeld bitten. Über die Zeit als ihr Vater im Krieg gegen die Deutschen kämpfte, wird in ihrer Familie geschwiegen. Nach Abschluss ihres Abiturs erlaubt ihr Vater, dass Louise in Lyon studieren darf. Dort lernt sie den deutschen Austauschstudenten Johann kennen und verliebt sich in ihn. Johann stammt aus einer wohlhabenden Familie aus einem Dorf bei Frankfurt. Auch in seiner Familie herrscht Schweigen über die Kriegserlebnisse des Vaters. Als Louise und Johann beschließen zu heiraten, sind ihre Eltern zunächst entsetzt. „Ein deutscher Schwiegersohn, das kommt gar nicht in Frage!“ Doch die beiden heiraten und Louise geht mit Johann nach Deutschland. Sie hat es nicht leicht in ihrer neuen Heimat, zumal sie kein Wort deutsch spricht. Als sie dann durch einen gemeinsamen Freund den Beweis erhalten, dass Johanns Vater an Kriegsverbrechen beteiligt war, droht die junge Ehe daran zu zerbrechen …
Die deutsch-französische Schriftstellerin Sylvie Schenk wurde 1944 in Chambéry (Frankreich) geboren, wuchs in Gap/Hautes-Alpes auf und studierte in Lyon Latein, Griechisch und Französisch. Seit 1966 lebt sie in Deutschland, war zunächst Lehrerin für Französisch und ab 1976 freischaffende Autorin für Schulfunk und Schulbuchverlage. Sie veröffentlichte unter ihrem Geburtsnamen Sylvie Gonsolin drei Gedichtbände auf Französisch und schreibt seit 1992 Romane und Kurzgeschichten auf Deutsch. Sie wandert gerne und verbringt viel Zeit in den Bergen, meist in den französischen Alpen. Sylvie Schenk lebt mit ihrem Mann Dr. H.J. Schenk in Stolberg bei Aachen und in La Roche de Rame (Hautes Alpes) in Frankreich.
Der Schreibstil ist zunächst etwas ungewohnt, liest sich aber dennoch wunderbar flüssig, so dass die Seiten nur so dahin eilen. Die Autorin bedient sich zum Erzählen einer unbekannten dritten Person, die die Protagonisten stets persönlich anspricht – als Leser ist man dabei neutraler Beobachter. Der Titel „Schnell, dein Leben“ passt ausgezeichnet zum Inhalt, ist es doch ein ganzes pralles Leben, das auf 160 Buchseiten zusammengefasst wurde. Trotz allem hat man aber nicht das Gefühl, etwas Wesentliches verpasst zu haben – es wird alles gesagt und die Zwischentöne kann man sich selbst sehr gut vorstellen. Ausgezeichnet beobachtet von der Autorin ist die allmähliche Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich nach der Unterzeichnung des Elyseevertrags zwischen De Gaulle und Adenauer. Bemerkenswert ist auch wie intensiv sie Louises Gefühle beschreibt, die die deutsche Sprache lernen muss, ihren Traum zu schreiben verwirklichen will, Ehe und Familie rettet und die Kraft dafür in ihren gelegentlichen Spaziergängen im Wald schöpft. Dabei ist nicht zu übersehen, dass Sylvie Schenk hier in Grundzügen Teile ihres eigenen Lebens wiedergibt, wie man in ihrer Vita nachlesen kann.
Fazit: Ein beeindruckendes Buch mit solidem geschichtlichen Hintergrund, einfühlsam und unterhaltend. Sehr empfehlenswert!