In „Behemoth“ von T. S. Orgel geht es um drei Generationenschiffe im Kampf um neue Ressourcen als sie nach 150 Jahren ein verlorenes Raumschiff entdecken. Die Space-Opera ist im Mai 2021 bei Heyne erschienen.
Als das Leben auf und um die Erde herum immer unwirtlicher wird, werden drei Generationenschiffe ins Weltall auf die Such nach einem habitablen Planeten entlassen. Schon von Beginn an setzt jedes Schiff auf eine eigene besondere Eigenschaft und im Laufe ihrer langen Reise haben sich die Besatzungen auseinander entwickelt. Als dann ein Raumschiffwrack entdeckt wird, entbrennt ein erbitterter Kampf. Die 150jährige Reise durchs All ist nicht spurlos an den Schiffen vorbeigegangen und es werden dringend neue Ressourcen benötigt, gleichzeitig wissen die Menschen allerdings nicht, was sie auf dem Wrack erwartet.
Ich war sofort neugierig auf dieses Buch als ich es in der Vorschau entdeckt habe. Das mit dem Wrack im All und dem nicht Wissen, was einen erwartet klang unheimlich und Menschen, die sich auseinander entwickelt haben, klang auch spannend. Andererseits wusste ich nicht so recht, ob es das richtige Buch für mich ist, weil es auch nach langer Reise durchs Weltall auf einem Raumschiff klang. Den ausschlaggebenden Punkt zum Lesen hat tatsächlich die Tatsache gegeben, dass es in diesem Buch zum Thema Leben mit nur einem Auge ein Sensitivity Reading gab.
Der Schreibstil des Autorenduos hat mir gefallen. Ich war schnell in der Geschichte drin und konnte mir die verschiedenen Schauplätze gut vorstellen. Ich persönlich empfand das Buch nicht als allzu technisch oder wissenschaftlich. Ein gewisses Grundinteresse sollte für diese Themen vorhanden sein, aber es ist nichts dabei, was man sich nicht mit ein bisschen Fantasie gut vorstellen kann.
Der Spannungsbogen war für mich lange Zeit relativ gleichbleibend bevor es zum Schluss richtig zur Sache geht. Die Geschichte wurde langsam aufgebaut, Neugier wurde geweckt und man hat die Besatzungen der einzelnen Schiffe kennengelernt. Zu Beginn gibt es noch zwei Zeitebenen, was sich allerdings recht schnell auflöst, da hier nur die Grundlage für die weitere Geschichte geschaffen wird.
Ich fand die unterschiedlichen Ansätze der einzelnen Schiffe sehr spannend und möchte hier noch nicht zu viel verraten. Das Autorenduo hat hier ein bisschen mit der Erwartungshaltung des Lesers gespielt und dadurch wirkt es zum Teil etwas klischeehaft. Um hier nur ein Beispiel zu nennen: Eines der Schiffe heißt Tereschkowa und dieses Raumschiff ist nach 150 Jahren im All ein Schrotthaufen, bei dem man sich wundert, dass da überhaupt noch was funktioniert.
Es gab für mich bei diesem Buch mehrere Personen, mit denen ich mitgefiebert habe, ich habe mich aber mit niemanden besonders verbunden gefühlt. Wir gucken von außen auf die Geschichte und beobachten die Ereignisse und sind an diesen beteiligt. Wir erfahren etwas über das Zusammenleben und der Gesellschaftsstruktur auf den einzelnen Schiffen. Sehr spannend wurde es für mich als die Menschen aus den jeweiligen Schiffen aufeinander getroffen sind. Hier geht es dann auch viel darum Vorurteile zu überwinden, die über den langen Zeitraum entstanden sind und seinen eigenen Verstand zu benutzen und nicht nur blind zu folgen.
Assa wird mir wahrscheinlich mit am meisten in Erinnerung bleiben, weil mich ihre Witze immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben und diese die Geschichte ein wenig lockerer gemacht haben. Bei Assa sind wir beim Thema Sensitivity Reading angekommen. Assa hat nur ein Auge, benutzt aber zeitweise ein bionisches Auge. Ich denke schon, dass das Sensitivity Reading etwas zur realistischeren Darstellung beigetragen hat, kann hier aber nur von meinem Gefühl ausgehen, da ich selber nicht betroffen bin. Es gab auf jeden Fall einige Szenen, wo ich mir gut vorstellen kann, dass diese durchs Sensitivity Reading verbessert wurden.
Das Buch hat ein halboffenes Ende. Die Geschichte an sich wird in diesem Buch abgeschlossen, es gäbe aber auf jeden Fall auch Raum für ein weiteres Buch. Ich hätte auf jeden Fall noch einige offene Fragen, die mich interessieren würden. Man kann das Buch allerdings auch gut alleine stehen lassen. Einiges wurde, denke ich, bewusst nicht ganz klar beantwortet, damit man seine eigenen Schlüsse ziehen kann.
Am Ende des Buches gibt es ein Personenverzeichnis und ein Glossar zu wichtigen Begrifflichkeiten. Ein ausführliches Nachwort gibt es nicht, was noch mal mehr zeigt, finde ich, dass es hier nicht zu technisch oder wissenschaftlich zugeht, sonst hätte man dazu sicher noch mehr in einem Nachwort zu lesen können.
Fazit: Eine interessante Geschichte, die einen weit in die Zukunft führt und das Leben auf drei unterschiedlichen Raumschiffen zeigt. Ein Buch, dass mit der Erwartungshaltung der Leser spielt und in Sachen diverser Repräsentation einiges zu bieten hat. Empfehlenswert für alle, die Space Operas mögen und die, die es noch werden wollen.