Ein Leben für die Kinder Tibets
Ein Leben für die Kinder Tibets
Autor: Tanja Polli
Inhalt: „Tendol Gyalzur ist noch ein Kind, als sie 1959 auf sich allein gestellt aus Tibet fliehen muss. Auf dem beschwerlichen Weg über die Pässe des ...
Ein Leben für die Kinder Tibets
Autor: Tanja Polli
Inhalt: „Tendol Gyalzur ist noch ein Kind, als sie 1959 auf sich allein gestellt aus Tibet fliehen muss. Auf dem beschwerlichen Weg über die Pässe des Himalajas verliert sie ihre Eltern und ihren Bruder. Jahre später nimmt sich der Dalai Lama des Waisenmädchens persönlich an, schickt es nach Deutschland, wo es zusammen mit elf anderen tibetischen Waisen in Wahlwies in einem Pestalozzi-Dorf aufwächst. Nachdem Tendol ihren späteren Mann Lobsang Tsultim Gyalzur kennen gelernt hat, kommt sie in die Schweiz. Die beiden heiraten und werden Eltern von zwei Buben. Als die Söhne vierzehn und sechzehn Jahre alt sind, kehrt Tendol zum ersten Mal nach Lhasa zurück. Allein. Sie steht vor dem Potala-Palast und realisiert, dass an diesem heiligen Ort Kinder auf der Straße leben, hungern. Kinder, wie sie eines war. Tendol kann nicht anders, sie bleibt. Mit ihren bescheidenen Ersparnissen eröffnet sie das erste Waisenhaus Tibets. Heute sind Tendol und Lobsang Ersatzeltern von über dreihundert tibetischen und chinesischen Kindern. Ihre Söhne, für die Tendols Entscheid, in Tibet zu bleiben, anfangs schwer zu verstehen war, unterstützen sie heute mit all ihrer Kraft. Der ältere, Songtsen, lebt heute im tibetischen Hochland und hat dort die erste Craft-Beer-Brauerei Tibets eröffnet, die ein Ausbildungs- und Arbeitsort für ehemalige Heimkinder ist. Der jüngere, Ghaden, lebt in der Schweiz und fördert das Projekt von hier aus. Was die beiden an ihrer Mutter besonders schätzen, ist ihr selbstloses Engagement für das Wohl hilfsbedürftiger Kinder.
Autorin Tanja Polli erzählt in eindrucksvoller Weise die beeindruckende Geschichte der Tibeterin Tendol Gyazur. Diese hat sie in vielen Zusammenkünften sowohl in Tibet als auch in der Schweiz durch Interviews mit deren Familie, allem voran Tendols Ehemann Lobsang und die beiden Söhne Songtsen und Ghaden zusammengetragen.“
Der Schreibstil hat mir sehr gefallen. Er lässt sich sehr flüssig lesen und man bekommt einen sehr guten Eindruck von den jeweiligen Situationen. Hauptaugenmerk ist anfangs Tendols Flucht aus Tibet und später der Aufbau des Kinderhilfswerks in Tibet. Tendol startet mit dem Kinderhilfswerk als gestandene Ehefrau und lässt kurzerhand ihren Ehemann und Söhne allein zurück in der Schweiz. Ihre Hartnäckigkeit hat mich richtig beeindruckt, denn es gibt so viele Situationen, bei denen manch anderer sicher aufgegeben hätte. Auch die Passagen, als ihre inzwischen erwachsenen Söhne zu Wort kommen, empfand ich sehr emotional. Der Familienzusammenhalt, vor allem auch die der vielen ehemaligen Waisenkinder hält bis zum heutigen Tage an.
Des Weiteren bekommt man einen tiefen Einblick in die tibetische Kultur, in deren Traditionen und Bräuche, so hat man viele Entscheidungen, Beweggründe und Situationen besser verstehen können.
Im Mittelteil des Buches befinden sich sehr viele Fotos aus Tibet und der Schweiz der Familie Gyalzur. Das hilft ungemein beim Lesen, vor allem für „die Bilder im Kopf“.
Ich habe Tendol und ihre Familie lesetechnisch sehr gerne begleitet, es war für mich eine Reise auf unbekannten Terrain und ich kann dieses Buch für Menschen, die sich für fremde Länder und deren Kulturen interessieren uneingeschränkt weiterempfehlen.