Eine abenteuerliche Nacht
„...Maya hatte recht, nachts sah es wirklich anders aus hier oben. Das Mondlicht, das immer mal wieder hervortrat, tauchte die alten Mauern in ein milchiges Licht und die Wolken warfen Schatten davor...“
Sophia, ...
„...Maya hatte recht, nachts sah es wirklich anders aus hier oben. Das Mondlicht, das immer mal wieder hervortrat, tauchte die alten Mauern in ein milchiges Licht und die Wolken warfen Schatten davor...“
Sophia, Felix und Maya wandern am Abend auf den Disibodenberg. Sie wollen an der alten Klosterruine zelten. Zum Kloster gehörte früher auch eine Frauenklause. Dort verbrachte Hildegard von Bingen einige Jahre. Sophias Oma hatte ihr davon erzählt.
Die Autorin hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Auf gekonnte Weise verwebt sie zwei Zeitebenen miteinander.
An der Klosterruine findet Sophia in einem Versteck eine kleine Metallschatulle mit einem Buch. Es wurde einst von der Novizin Silvana geschrieben. Sie erzählt daran unter anderen aus Hildegards Leben und dem Alltag im Kloster. Das liest sich so:
„...Das Essen war karg. Es gab Gemüse, gegarten Dinkel und Obst als Nachtisch. Fleisch gab es nur für die Kranken. Dazu wurde gekühlte Quellwasser getrunken...“
Dass die Kinder das Buch überhaupt lesen können, liegt daran, dass sie nicht die ersten Finder sind. Das Buch wurde über die Jahrhunderte immer wieder neu und zeitgemäß abgeschrieben.
Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen geht es um die eine Nacht auf dem Berg, zum anderen lesen sich die Kinder gegenseitig aus dem Buch vor und erleben dabei, wie sich kurzzeitig die Zeiten kreuzen. Der Inhalt des Buches wird kursiv wiedergegeben, so dass eine Trennung von Gegenart und Vergangenheit auch optisch deutlich wird.
Der Schriftstil ist der Zielgruppe angepasst. Die historischen Fakten und Zusammenhänge werden anschaulich und nachvollziehbar erklärt. Gleichzeitig kann ich als Leser miterleben, wie die Dunkelheit, die alte Klosterruine und das Rufen des Waldkauzes den Kindern den einen oder anderen Schauer über den Rücken fließen lassen.
Im Buch sind eine Menge an Informationen über das Leben und die Visionen der Hildegard von Bingen erhalten. Auch die Wirkung von Heilkräutern und mittelalterlicher Medizin werden kurz gestriffen. Außerdem bekommen die Kinder mit, dass das Zusammenleben im Kloster sich in mancher Hinsicht nicht vom alltäglichen Leben unterscheidet. Auch dort gab es Freundschaft und Eifersucht. Die jungen Frauen hatten Träume und Wünsche.
Eine Kurzbiografie der Hildegard von Bingen und ein Rezept für Nervenkekse nach Hildegard von Bingen vervollständigen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.