Glamourös, spannend und interessant
Sydney 1946: Billie Walker hat als Kriegsreporterin gearbeitet und danach die Agentur für Privatermittlungen ihres verstorbenen Vaters übernommen. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht, prestigeträchtige ...
Sydney 1946: Billie Walker hat als Kriegsreporterin gearbeitet und danach die Agentur für Privatermittlungen ihres verstorbenen Vaters übernommen. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht, prestigeträchtige Kunden bleiben aus, meist ermittelt sie gegen untreue Ehepartner. Doch der Auftrag, den sie von der gutsituierte und extrem aufgewühlten Mrs. Brown bekommt, ist anders. Deren Sohn Adin ist vor 2 Tagen verschwunden, angeblich hat sie keinerlei Hinweise auf seinen Verbleib. Doch Billie hat das Gefühl, dass sie ihr etwas verheimlicht. Bald kommt sie dahinter, dass die Browns jüdische Einwandere aus Deutschland sind und schwere Zeiten hinter sich haben. Von Adins Freunden erfährt sie außerdem, dass dieser vor seinem Verschwinden versucht hat, in einen sehr exklusiven Club zu kommen und abgewiesen wurde. Was wollte der Jugendliche dort? War er in eine der Angestellten verliebt oder steckt etwas anderes dahinter?
„Die Jägerin“ von Tara Moss ist gleichzeitig glamourös, spannend und interessant.
Billie erinnert an Phryne aus „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“. Sie ist sehr sexy, intelligent und selbstbewusst. Ihre Mutter ist eine holländische Baronin die versucht, den früher luxuriösen Lebensstandard mit dem Verkauf ihrer teuren Möbel etc. zu halten. Billie legt großen Wert auf ihr Äußeres, trägt immer „Fighting Red“-Lippenstift und schneidert ihre Kleider nach Schnittmustern von Designern selbst – mit Erfolg, die Männer liegen ihr zu Füßen und sehen trotzdem nicht, welche Waffe sie wo hautnah an ihrem Körper versteckt. Ihr glamouröses Auftreten hilft ihr auch bei der Lösung des Falles, denn die Spur führt von dem Club zu einem vornehmen Auktionshaus, in dem u.a. ausgefallenen Schmuckstücke versteigert werden – und auch dort wurde Adin nicht eingelassen …
Gleichzeitig versucht Billie ihrer Informantin Shyla zu helfen. Sie und ihre Freundinnen sind Aborigines, wurden ihren Familien weggenommen und in christlichen Waisenhäusern zu billigen Arbeitskräften wie z.B. Hausangestellte oder Farmhelfer herangezogen. Jetzt haben 4 der Mädchen einen neuen Dienstherrn, der Shyla extrem unheimlich ist.
Billie wird bei den Ermittlungen von ihrem Assistenten Sam und Detective Inspector Hank Cooper von der Polizei unterstützt. Zwischen Billie und Hank scheint es zu knistern (auch das erinnert etwas an Phryne Fisher) und ich bin gespannt, ob sie noch weitere Fälle gemeinsam lösen werden.
Ich hatte schon früh eine Idee, wie die Auflösung des Falls aussehen könnte. Trotzdem gelingt es Tara Moss, die Spannung geschickt aufzubauen und einen filmreifen Showdown ans Ende zu setzen.
Da ich fast nichts über Australiens Geschichte der Neuzeit weiß, fand ich es sehr interessant, wie Informationen zur Wirtschaft, der Rolle der Frauen in der Gesellschaft und die Behandlung der Aborigines und Einwanderer in die Handlung eingebunden wurden und diese abrundeten.
Ich hoffe, dass „Die Jägerin“ der Auftakt einer Reihe ist und ich bald wieder von Billie lesen kann. Und vielleicht werden im nächsten Band ihr Lippenstift oder ihre Strumpfnähte etwas weniger häufig erwähnt .