Wie ein Lufthauch
Ein junges Paar entschließt sich, für eine Weile in ein Sanatorium in die Berge zu gehen. Die Frau leidet an einer Lungenkrankheit. Der Ich-Erzähler begleitet seine Verlobte, und ihr Zustand scheint sich ...
Ein junges Paar entschließt sich, für eine Weile in ein Sanatorium in die Berge zu gehen. Die Frau leidet an einer Lungenkrankheit. Der Ich-Erzähler begleitet seine Verlobte, und ihr Zustand scheint sich auch kurzzeitig zu verbessern. Zwischen den Besuchen der Krankenschwestern, Spaziergängen in der abgeschiedenen Bergidylle und zeitweiliger Bettlägerigkeit Setsukos ziehen die Jahreszeiten an dem Paar und auch an uns als Leser:innen vorüber. Der Wechsel der Saisons wird dabei so zart beschrieben wie die Beziehung der beiden Handelnden zueinander - grazil, dabei aber behutsam. Das Paar wirkt in seiner Interaktion platonisch, vielleicht entzieht es sich aber auch lediglich westlichen und/oder neumodischen Maßstäben von Romantik. Ein wenig befremdlich fand ich die verklärte Betrachtung des Ich-Erzählers, der mit voranschreitender Krankheit eine anziehende ästhetische Fragilität in Setsuko sieht und in diesem Zustand noch anziehender findet. Irgendwann verlässt Setsuko für immer längere Perioden das Bett nicht mehr, der Verfall ihrer Lunge lässt es nicht zu. Dem Voranschreiten der vergehenden Zeit sieht die kranke Frau nur durch die Fenster des Zimmers, ohne selbst noch Teil der Welt außerhalb des Krankenzimmers zu sein. Es passiert das Unausweichliche, Setsuko stirbt, und trotz der immer wieder geäußerten aufkeimenden Hoffnung des Ich-Erzählers scheint er zu wissen, dass der Tod seiner Verlobten unausweichlich ist.
Hat mich "Der Wind erhebt sich" berührt? Ich kann es gar nicht genau sagen. Die Kürze der Novelle hat es mir versagt, mich mit den Handelnden emotional zu verbinden. Die Stärke dieses Buches liegt eher in seiner Sprache, die zeitweise filigran wirkt und mich ein bisschen an Haiku erinnert.