Stahlblaue Nacht - leider nur Durchschnitt
Es ist echt schade, dass in diesem zweiten Teil der Reiko Himekawa Serie, von der eigentlichen Hauptfigur Reiko und ihrem außergewöhnlichen Instinkt was ihre Arbeit in der Mordkommission angeht, über weite ...
Es ist echt schade, dass in diesem zweiten Teil der Reiko Himekawa Serie, von der eigentlichen Hauptfigur Reiko und ihrem außergewöhnlichen Instinkt was ihre Arbeit in der Mordkommission angeht, über weite Teile von Stahlblaue Nacht nicht viel zu sehen und zu spüren war.
Nicht nur, dass sie von einem ihrer Kollegen ständig ausgebootet wird, sie lässt sich, für meine Begriffe, auch viel zu viel Respektlosigkeit von den ihr unterstellten Kollegen gefallen. Von den vielen sexuellen Anspielungen und dem oftmals schon obszönen Tonfall ihr gegenüber, mal gar nicht zu reden. Dabei ist Tetsuya Hondas Schreib-und Sprachstil eigentlich sehr sanft und klar. Aber in der einen oder anderen Szene geht es doch schon sehr in den vulgären Bereich. Und auch wenn Reiko ein perverses Vergnügen daran zu haben scheint, ihre Reaktionen darauf sind nicht immer verständlich oder gar logisch nachvollziehbar.
Überhaupt zeigt sie in diesem Band eine Unterwürfigkeit gegenüber ihren männlichen Kollegen, die ich von ihr aus dem ersten Band so nicht kenne.
Was den kriminalistischen Teil von Stahlblaue Nacht angeht, so bedient sich der Autor einiger überraschender Wendungen und Tricks, die aber allesamt nicht besonders auffallend sind.
Die japanische Gesellschaft und der Verhaltenskodex zwischen Mann und Frau werden hier sehr gut dargestellt und zeigt eine Welt, die sich von dem in Europa doch deutlich unterscheidet. Vieles ist fremdartig und für westliche Augen absolut ungewohnt. Entsprechend stechen dann auch die oft sehr freizügigen Ansagen der männlichen Kollegen und Untergebenen gegenüber ihrer Chefin Reiko heraus. Da werden ihre Brüste genauso zum Thema (nur dass im Roman ein anderes Wort verwendet wird), wie ihr Alter und die Tatsache, dass sie noch immer nicht verheiratet ist.
Von Reiko selbst bekommt man nicht viel mit. Sie gilt als tough und ehrgeizig. Ihre ungewöhnliche Kombinationsgabe und ihr herausragender Instinkt gefallen nicht jedem und werden in Stahlblaue Nacht erst extrem spät zum Einsatz gebracht. Ansonsten hält sie sich überraschend bedeckt und erscheint für den Leser blass und langweilig. Von der kämpferischen Reiko aus dem ersten Band ist nicht viel übrig.
Nach einem relativ guten Start dieser Serie legt der Autor mit Stahlblaue Nacht leider nur schwach nach. Sicher, der Mordfall selbst ist raffiniert angelegt, aber die Art und Weise wie er gelöst wird nur Durchschnitt. Schade, da habe ich mir mehr erwartet. Einfach selbst lesen und urteilen.