Kunst als Selektionsvorteil
Schon seit frühster Vorzeit ist die Menschheit von einer Faszination für Kunstwerke erfasst – der wohl eindruckvollste Beweis dafür sind die in verschiedenen Teilen der Welt aufgetauchten Höhlenmalereien. ...
Schon seit frühster Vorzeit ist die Menschheit von einer Faszination für Kunstwerke erfasst – der wohl eindruckvollste Beweis dafür sind die in verschiedenen Teilen der Welt aufgetauchten Höhlenmalereien. Doch woher kommt diese Begeisterung für das kreative Schaffen, die trotz gewisser Vorläufer im Tierreich eine einzigartige menschliche Eigenschaft zu sein scheint? Wie lässt es sich aus Sicht der Evolution erklären, dass so viel Energie für eine Sache aufgewendet wird, die nicht unmittelbar dem Überleben dient?
Thomas Junker versucht hier, diesen Fragen nachzuspüren, wobei er sich der Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten bedient. Er sieht sich nicht nur an, was Evolutionsbiologen bisher zu diesem Thema zu sagen hatten, sondern bezieht auch Stellungnahmen von Kunstexperten in seine Überlegungen mit ein.
So gelingt es ihm durchaus überzeugend darzulegen, dass die Kunst den Menschen bei der Organisation ihres Zusammenlebens half und daher einen Selektionsvorteil darstellte. Abschließend wirft er noch einen Blick auf die Frage, ob sie auch in einer durch moderne Medien geprägten Zukunft weiterhin in der Lage sein wird, ihre Aufgabe zu erfüllen.
Obwohl man bei manchen Argumentationen natürlich unterschiedlicher Meinung sein kann, bietet dieses Buch doch jedenfalls eine Reihe interessanter Diskussionsansätze. Es gibt vielleicht ein bisschen zu viel allgemeines Gerede über das Wesen der Kunst und die Frage, was als Kunstwerk gelten darf, insgesamt ist die Lektüre aber sicherlich lohneswert und zeigt, dass die Evolutionstheorie nicht nur zur Erklärung körperlicher Merkmale herangezogen werden kann.