Eine Verbeugung vor einer besonderen Frau
Thomas Kielinger kennt das britische Königshaus sehr genau. Jahrelang war er Korrespondent der Zeitung „Die Welt“ in London. Nun legt er zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen eine Biografie vor. Ich ...
Thomas Kielinger kennt das britische Königshaus sehr genau. Jahrelang war er Korrespondent der Zeitung „Die Welt“ in London. Nun legt er zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen eine Biografie vor. Ich bin keine Royalistin und verfolge nur am Rande, was so im Umkreis des britischen Königshauses passiert. Interessant war dieses Buch für mich dennoch.
Der Autor widmet den Skandalen und persönlichen Befindlichkeiten des Adels recht wenig Zeit. Stattdessen beleuchtet er die Veränderung des Königshauses im Laufe der Zeit (logischerweise vor allem während der Regentschaft Elisbeths II.) und spricht auch an, welche zukünftigen Entwicklungen die Monarchie nehmen könnte.
Kielinger berichtet beispielsweise darüber, dass die erst 25-jährige Königin durch das Erlernen von absoluter Selbstkontrolle, Beachtung von Traditionen und Wahrung von Distanz erfolgreich als öffentliche Person wurde, doch genau diese Distanz und das Zurückhalten von Gefühlen zu schweren Verwerfungen in der Familie führte, beispielsweise beim Umgang mit Prinzessin Diana oder auch in neuerer Zeit Meghan und Harry.
Man merkt dem Autor an, wie sehr er die Queen schätzt und bewundert. Das Buch ist eine Verbeugung vor dieser besonderen Frau, auch wenn durchaus kritische Töne aufkommen. So wirklich tief eingegangen wird auf die Skandale gerade jüngster Zeit nicht, da sollte man nicht zu viel erwarten. Es ist eher als historische Einordnung und auch teilweise politische Analyse zu sehen. Dabei ist die Schreibweise so angenehm, dass man es gut in kleinen Happen nebenbei lesen kann. Für mich als Person, die so gar nichts mit dem britischen Königshaus zu tun hat, war recht viel Namedropping dabei, mit dem ich nicht viel anfangen konnte. Der Autor wollte sich wohl auf das Wichtigste beschränken. 285 Seiten für 70 Jahre Regentschaft bedeutet Einiges an Verdichtung.
Kurz gesagt: Keine erschöpfende Biographie, sondern eher historisch-politische Einordnung der Person und des Regierungsstils. Lesenswert besonders für diejenigen, die sich schon auskennen, aber auch für den Rest (mich zum Beispiel ;) ) interessant.