Kindheit in der dänischen Provinz
Der dänische Schriftsteller Thomas Korsgaard schreibt in seinem Erstling vom Leben auf dem Land in Dänemark. Genauer gesagt: vom Leben in einem „Vorort der Finsternis“, wie der Erzähler Nørre Ørum nennt. ...
Der dänische Schriftsteller Thomas Korsgaard schreibt in seinem Erstling vom Leben auf dem Land in Dänemark. Genauer gesagt: vom Leben in einem „Vorort der Finsternis“, wie der Erzähler Nørre Ørum nennt. Dort steht der Hof, den die Familie bewirtschaftet.
Von einer Idylle ist das Leben des 12-jährigen Tue auf dem Bauernhof meilenweit entfernt. Der Hof ist schwer verschuldet, die Mutter trägt kaum etwas zur Hofarbeit bei, der Vater ist nur bedingt zum Bauern geeignet und sucht andere Wege, um die Familie finanziell über Wasser zu halten – mal mehr, mal weniger legal. Seinen Sohn lässt er schon mal keim Kupferkabel-Stehlen Schmiere stehen. Und dazu kommen noch jede Menge Tierkadaver
Erzählt wird die Kindheit von Tue stark episodenhaft. Dabei wirkt die Familie sehr überzeichnet, klischeehafte Vertreter der unteren Gesellschaftsschicht. Nicht nur, dass die Tochter die eigene Familie anpumpt, sie bestiehlt sie auch. Wobei es schon komische Züge annimmt, wenn ausgerechnet der Braten bei Tues Konfirmation im Kofferraum der Schwester landet.
Dennoch: So richtig gepackt hat mich „Hof“ nicht. Denn die Geschichte hat eigentlich erst ein wenig Fahrt aufgenommen. Figuren wie Iben, mit der sich Tue anfreundet, haben noch kaum Kontur – auch wenn sie gemeinsam abhauen wollen. Und von Tues Erfolg in der Schule ist nur dann ausführlicher die Rede, wenn Tue selbst den Entschluss fasst, ans Gymnasium zu wollen. Es bleibt Thomas Korsgaard noch viel zu erzählen in seiner Trilogie, die der Kanon-Verlag nun nach und nach in deutscher Übersetzung veröffentlicht.