Cover-Bild Schlafende Sonne
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 640
  • Ersterscheinung: 21.08.2017
  • ISBN: 9783446256477
Thomas Lehr

Schlafende Sonne

Roman
Rudolf Zacharias reist nach Berlin. Dort will der Dokumentarfilmer die Vernissage seiner früheren Studentin Milena Sonntag besuchen. Thomas Lehrs Roman spielt an einem Sommertag des Jahres 2011 – und zugleich in einem ganzen Jahrhundert. Denn in ihrer Ausstellung zieht Milena nicht nur eine künstlerische Lebensbilanz, sondern die ihrer Zeit. Mit sprachlicher Kraft werden historische Katastrophen neben die privaten Verwicklungen dreier Menschen gestellt, führen die Spuren von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs bis ins heutige Berlin. Thomas Lehr entwickelt ein überwältigendes Fresko dieses deutschen Jahrhunderts: tragisch, komisch, grotesk, und immer wieder ganz persönlich und intim.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2023

Mühsames Leseerlebnis

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Wer Bücher liest, um besser einschlafen zu können, der kann an Thomas Lehrs "Schlafende Sonne" vielleicht seine Freude haben. Vielleicht aber auch nicht. Denn der ab- und ausschweifende Erzählstil Lehrs ...

Wer Bücher liest, um besser einschlafen zu können, der kann an Thomas Lehrs "Schlafende Sonne" vielleicht seine Freude haben. Vielleicht aber auch nicht. Denn der ab- und ausschweifende Erzählstil Lehrs lässt die Gedanken des Lesers ebenso schnell abschweifen. Man kann sich in Bildern, Beschreibungen, Geschichten in der Geschichte gnadenlos verlieren. Will man aber der Handlung des Buches doch irgendwann folgen, so ist Lehrs "Schlafende Sonne" so gar nicht als Bettlektüre geeignet.

Ein Tag im Jahr 2011 ist der Kristallisationspunkt, auf den alles hinläuft. An diesem Tag findet die Ausstellungseröffnung der bekannten Künstlerin Milena Sommer statt. Ihr Mann Jonas, ein aus Freiburg stammender Physiker, wird vom Erzähler immer wieder als Erzählperspektive genutzt .

Zwar sind es Bilder der Ausstellung, die immer wieder Thema sind, doch die Handlung pausiert in dieser Zeit nicht, und man hat Mühe ihr zu folgen. So folgt etwa dem Blick auf das Freiburger Münster beim Besuch in der badischen Stadt eine seitenlange Beschreibung über einen früheren Versuch von Jonas, den Turm zu besteigen. Inklusive: jede Menge Fachbegriffe der Architektur wie Expressschlingen, Sprossen und Krabben, Kreuzblume und Maßwerkfenster. Dazu noch: Metaphernreichtum grenzenlos. Das Freiburger Münster? Ein "hohes filigranes Massengebilde aus rotem Fleisch, Raucherlungengewebe oder alter Herzmuskel, mit Finesse in den Himmel ziseliert". Aha.

"Schlafende Sonne" als Gelehrtenroman zu bezeichnen, ist sicherlich richtig, doch hilft dies für das Verständnis mitnichten. So schön einzelne Beschreibungen sind, so sehr es Spaß macht, sich in einzelnen Szenen zu verlieren: den Gesamtzusammenhang überhaupt nur zu erkennen, ist eine Herausforderung, der man als Leser kaum gewachsen ist.

Der extreme Blick auf Details, das abschweifende Erzählen, das ausschweifende Abdriften in Belangloses, die konturlosen Figuren des Buches. All das macht das Buch zu einem zutiefst mühsamen Lese-Erlebnis. Und ja: die Ernte der Lesefrüchte erscheint doch äußerst mager, blickt man auf den Kraftakt, den man dafür geistig aufbringen muss. Nicht zu vergessen die Geduld, die es braucht, um sich immer wieder auf die - zumeist vergebliche - Suche nach einem roten Faden zu machen. Die wenigen Glücksmomente, wenn man sich über eine Formulierung freut, eine Anspielung erkennt, einen Zusammenhang bemerkt, können all dies nicht aufwiegen.

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Veröffentlicht am 31.10.2017

eine bittere enttäuschung

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Eine Ausstellung. Bilder der schlafenden Sonne. Ein Physikprofessor reist zur Eröffnung an, seine Schülerin und Geliebte stellt aus.

Radikal gekürzt hätte dieser Roman eventuell interessant sein können. ...

Eine Ausstellung. Bilder der schlafenden Sonne. Ein Physikprofessor reist zur Eröffnung an, seine Schülerin und Geliebte stellt aus.

Radikal gekürzt hätte dieser Roman eventuell interessant sein können. Ich sage, eventuell, denn ich habe nicht sehr weit reingelesen, ca. 50 Seiten reichen für einen Leseeindruck. Mag sein, dass den Leser später noch Wesentliches erwartet, ich bezweifle es aber.

Über die Sonne gibt es sicherlich viel zu sagen, was man aber sehr schnell in jedem besseren Lexikon oder Sachbuch nachschlagen kann. Viel unkomplizierter! Die Liebe zur Wissenschaft vermag dieser Roman auch nicht zu wecken!

Form: Der Satzbau ist so komplizert, vollgestopft mit zeilenlangen vorgeschobenen Attributen und in Klammern gesetzte Einschübe, dass es schwer fällt, irgend etwas zu den handelnden Personen herauszufinden. Alle diese Einschübe sind todlangweilig, too much information, nichtssagend, nur Worte, Geschwätz, und das bisschen Gesagte, das übrig bleibt ist nicht minder belanglos. Aber ja, ich habe einige Einzelheiten zu Jonas, des Professors Eltern und seiner Schwester und zu seinen ersten Lieben gelesen und auch zum ersten Sex. Leute, aber das ist nicht interessant genug für 600 Seiten mühsamer Text.

Man kann zur besseren Lesbarkeit diese Einschübe einfach weglassen, dann kommt ein bischen Satzsinn heraus. So habe ich es oft gemacht und ich hätte mich weiter durchgequält, wenn der Inhalt in irgendeiner Weise fesselnd und weniger assoziativ wäre.

Wenn dies ein Buch für Hochintellektuelle ist, dann …äh, sehen diese Hochintellektuellen des Kaisers neue Kleider nicht richtig: denn da ist NICHTS. Experimentelles Schreiben. Ja, experimentell nervtötend.

Und davon soll es eine Fortsetzung geben? Wer mag einen solchen Roman lesen? Wer ihn gar kaufen? Es ist ja kein eigentlicher Roman, es ist eine Ansammlung von Worten, eine Ansammlung, die sehr gut auch ein Computer hätte fertigen können. Oder es schreibt jemand, der partout keine Leser haben möchte. Zu gerne hätte ich eine Rezension von Marcel Reich-Ranicki dazu gelesen! Manchmal fehlt er halt schon sehr, der Kritiker aller Kritiker. Ich kann mir nicht vorstellten, dass er den vorliegenden Roman gelobt hätte und er hätte eine weit bessere Kritik dazu geschrieben als ich, die ich keine weitere Lebenszeit auf die restlichen Seiten ver(sch)wende. Sicher hätte er sich getraut zu sagen, dass die neuen Kleider dieser Literatur nicht so prächtig sind, wie der Kaiser glaubt!

Fazit: Mögen die Liebhaber von Thomas Lehrs Literatur unter sich bleiben, speziell diejenigen, die "Schlafende Sonne" auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises gesetzt haben. Ein momentaner geistiger Ausfall? Es könnten dieselben sein, die auch Ulysses von James Joyce rühmen, ich gehöre nicht dazu. Auch in der hochintellektuellen Literatur muss ein Minimum an Lesefreude übrig bleiben. Was hier fehlt.