Cover-Bild Doppler
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 16.10.2024
  • ISBN: 9783453429949
Thomas Oláh

Doppler

Roman
Ein Reifenplatzer. Als erstes fliegen die Boccia-Kugeln durch den Fahrgastraum, dann Mutti und Vati. Der unversehrt gebliebene Junge wird zu den Großeltern verbannt, sein Exil heißt: Frankenhayn. Ein Schelm, wer dabei an Frankenstein denkt – auch wenn das Dorf, in einer weinseligen Gegend Österreichs zu verorten, und sein Personal durchaus schaurige Züge aufweisen. Der Alkohol (serviert in monströsen Zweiliterflaschen, »Doppler« genannt), der Glaube (an die Kirche und Familie) und archaisch anmutende Traditionen spielen die Hauptrolle in diesem Sommer 1970, nach dem nichts mehr so ist wie vorher. Thomas Oláhs erster Roman ist ungeheuer komisch und nichts für schwache Nerven.

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Veröffentlicht am 16.12.2024

Mit großer Bissigkeit erzählt

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An einem Sonntag 1970, saß er mit seinem kleinen Bruder auf der Rückbank des Austin Morris 1100. Mutti saß vorne neben Vati, als der Wagen ins Schlingern geriet und sich so hochschaukelte, dass der Abgrund ...

An einem Sonntag 1970, saß er mit seinem kleinen Bruder auf der Rückbank des Austin Morris 1100. Mutti saß vorne neben Vati, als der Wagen ins Schlingern geriet und sich so hochschaukelte, dass der Abgrund rechts und links bedenklich nahekam. Die Mutti schaute nach hinten, riss die Augen auf und drückte die Söhne zwischen Rückbank und Vordersitze. Alles im Kofferraum machte sich auf den Weg Richtung Windschutzscheibe. Als er die Augen wieder öffnete, lag Mutti seltsam verdreht im Gras. Jemand hob ihn von hinten hoch und trug ihn weg.

In der Kinderklinik acht Betten auf einem Raum, verschlossene Tür, Frauen mit kleinen Schachteln im Haar. Die Blutsverwandten stehen um sein Bett und beratschlagen. Der Junge geht ins Exil zu Opa und Oma. Opa und Oma leben in einem Haus, das am Hang gebaut ist, so dass es ausschaut, als würde es sich wegducken. Sie werden Vater und Mutter genannt. Die Mutter trägt Kittel und nutzt jede Variationsmöglichkeit. Nur am Sonntag trägt sie schwarz, wenn sie zur Messe gehen und dann verhüllt sie ihr Haar mit einem Kopftuch. Der Opa macht den Doppler, der Wein, der in 2 Liter Flaschen abgefüllt wird. Den gibt es zu jeder Gelegenheit, doch wenn, dann wird er zelebriert. Ein Schluck wird gesaugt, geschmatzt und geschlürft. Der Schluck gefolgt von bedächtigem Blick ins Nirgendwo, dann leicht genickt und nachgeschenkt. Die Buben lernen das Ritual schon ganz früh, um sich im Weinkeller nützlich zu machen und einen Riesling von einem Grünen unterscheiden zu können.

Seine beiden „enthusiastischen Cousins“, regelmäßig vom „bösen Onkel“ gezüchtigt. Seine „lachende Cousine“ hat sich ihr kindliches Gemüt bewahrt, die „kindische Tante“ stürzt regelmäßig zappelnd zu Boden und der schielende „Onkel mit dem wilden Auge“ bilden jetzt die Familie des Jungen.

Fazit: Thomas Oláh erzählt mit großer Bissigkeit und Ironie die Geschichte eines Jungen, der bei einem Autounfall den Bruder und die Eltern verloren hat. Sein Protagonist schildert lakonisch die einprägsamen Charaktere, von denen er nun umgeben ist. Die Menschen sind gottesfürchtig und dem Alkohol verfallen. Kinder und Hunde werden geprügelt und Tiere gequält. Niemanden interessierts, denn so war es immer schon. Und es geht uns doch gut. Die Gemüter sind einfach gestrickt. Die Geschichte wirkt wie eine Abrechnung des Autors mit seiner Heimat der 70er-Jahre. Mir persönlich war die Erzählung zu bissig und zu gewalttätig. Zwischendrin werden Kapitel eingestreut, die wieder andere Menschen zeigen und ich habe den Sinn nicht verstanden. Mit deutlich weniger Enthusiasmus als die „enthusiastischen Cousins“ habe ich mich durch das Buch gequält, das ich eigentlich hätte abbrechen müssen. Ganz sicher bin ich nicht die richtige Zielgruppe.

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