Gelungene Verschmelzung des Buddhismus mit der westlichen Psychologie
Wie verschleiern Emotionen unsere Sicht oder belasten uns? Wie erkennen wir unseren Sinn im Leben? Welchen emotionalen Grundmustern unterliegen wir? Wie kultivieren wir Gewahrsein? Wie entwickeln wir Mitgefühl? ...
Wie verschleiern Emotionen unsere Sicht oder belasten uns? Wie erkennen wir unseren Sinn im Leben? Welchen emotionalen Grundmustern unterliegen wir? Wie kultivieren wir Gewahrsein? Wie entwickeln wir Mitgefühl? Was ist das Ich, was das Nicht-Ich? Wie lassen sich psychische Probleme bewältigen? Wie wendet man die Methode Focusing und Disidentifizieren am besten an? Und: Wie arbeitet man mit der innerpsychischen dynamischen Persönlichkeit?
Tilman Borghardt, Dharma-Lehrer und ehemaliger Arzt und Homöopath verbindet in „Buddhistische Psychologie“ zusammen mit Wolfgang Erhardt, Diplom-Psychologe und Gründer des „Instituts für Essentielle Psychologie“, den Buddhismus mit der Psychologie.
Das Buch ist an Privatpersonen ebenso wie an Psychotherapeuten gerichtet, da es einerseits viele psychische Muster aufdeckt und Methoden des Buddhismus zur Verfügung stellt, die jedem Leser helfen können, andererseits auch beschreibt, inwiefern das Wissen die Arbeit eines Psychotherapeuts beeinflusst und, wie dieser jenes in seinen Therapiesitzungen anwenden kann.
Allgemein ist das Buch in einfacher Sprache gehalten und so sehr verständlich für mich gewesen. Der Buddhismus wird auf sehr modere Weise aufbereitet und findet im psychologischen Kontext Verwendung. Die Autoren decken auf, wie viele Methoden im Buddhismus auf psychischer Ebene helfen können und welche psychologischen Theorien, die teilweise heutzutage als aktuell gelten, schon in buddhistischen Weisheiten oder Traditionen zu finden sind.
Ich habe das Buch oft laut gelesen. Das laute Lesen und die Wortwahl haben mich in eine meditative Haltung versetzt. Manchmal habe ich inne gehalten und über die Worte nachgedacht. Ich weiß nicht, warum, aber allein schon die Wortwahl regt einen zum Nachdenken an. An einigen Stellen dachte ich mir: Wow, das habe ich mir immer ganz genau so gedacht oder gefühlt, aber ich wusste nie, wie ich das ausdrücken, anderen Menschen mitteilen soll. Dieses Werk hat mit seiner Wortwahl genau den Inhalt getroffen.
Die Autoren sind oft auf Wortbedeutungen eingegangen, haben Worte definiert, zueinander in Beziehung gesetzt, sodass in mir nun ein neues Bewusstsein für Gefühle entstanden ist und ich mich einiges besser mitteilen kann als zuvor. Außerdem kann ich nun das, was in mir vorgeht, besser einordnen und reflektieren.
Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, weil ich finde, dass dieses Buch von jedem gelesen werden sollte, weil es, obwohl der Inhalt an manchen Stellen recht simpel (aber immer viel ausführlicher und besser beschrieben ist, als man selbst es je gekonnt hätte!), einem hilft, besser im Leben zurecht zu kommen. Es gibt einem mehr Möglichkeiten, mehr Perspektiven auf die Welt und auf sich selbst. Es gibt einem mehr Methoden an die Hand, mit deren Hilfe man lernt, mit sich selbst umzugehen und gegenüber anderen ruhig zu bleiben, mehr Verständnis aufzubringen, überhaupt zu verstehen.
Da ich allerdings weiß, dass es vielen Menschen nicht wichtig ist, sich in diese Richtung weiterzuentwickeln, folgendes: Dieses Buch ist ein Schatz für jeden, der sich in irgendeiner Weise für Psychologie interessiert. Für jeden, der sich selbst und andere besser kennenlernen will. Für jeden, der sich im Buddhismus auskennt und die psychologische Perspektive kennenlernen will. Für jeden, der bereit ist, ein neues Lebensgefühl zu bekommen.
Lasst euch von den 600 Seiten nicht abschrecken. Ich habe über ein Jahr lang immer wieder in diesem Buch gelesen. Das ist kein Buch, das man ein Mal durchliest und wieder weglegt. Es ist ein Buch, das man mit auf seinen Prozess im Leben nimmt.
[Danke an Bloggerportal Randomhouse und den arkana-Verlag für dieses Rezensionsexemplar!]