Cover-Bild Erich Wyss übt den freien Fall
Band 2 der Reihe "Menschliche Regungen"
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Galiani Berlin ein Imprint von Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Humor
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 496
  • Ersterscheinung: 17.08.2017
  • ISBN: 9783869711515
Tim Krohn

Erich Wyss übt den freien Fall

Ein Band der Serie "Menschliche Regungen"

»Lesegenuss pur … Aufhören kommt nicht in Frage.« SRF Kultur über Herr Brechbühl sucht eine Katze.

Alltagsprobleme, die Folgen von 9/11 und letzte Dinge – für 11 Bewohner eines Zürcher Mietshauses geht es diesmal an die Existenz.

Es ist heiß in der Stadt im Sommer 2001. Der Besuch von Efgenia Costas Familie sorgt für viel Fischgeruch, Trubel und Ärger im Treppenhaus. Doch dann wird es wirklich ernst: Ein plötzlicher Todesfall und die Nachricht vom Anschlag auf das World Trade Center haben für die 11 Bewohnerinnen und Bewohner eines Zürcher Mietshauses überraschende Folgen: Die Schauspielerin Selina May erfährt, dass ihr Filmprojekt vertagt wird, Julia gehen Aufträge verloren, Pit macht wieder Musik. Moritz reist nicht wie geplant nach New York, dafür Hubert Brechbühl spontan nach Istanbul.

Tim Krohn fuhrt mit diesem Band seine groß angelegte literarische Erkundung aller Gefühle, Charakterzüge und Abgründe des Menschen fort. Klug, sensibel und bisweilen auch schalkhaft ordnet er 68 »menschliche Regungen« den verschiedenen Figuren zu. So lässt er bei Selinas Filmproben drei Vorstellungen von »Perfektionismus« aufeinanderprallen, bringt die sehr ungleichen Frauen Efgenia Costa und Julia Sommer in doppelsinniger »Leselust« zusammen und schickt den 81-jahrigen Erich Wyss auf eine emotionale Berg-und-Tal-Fahrt durch »Transvestitismus«, »Mordlust«, »Sehnsucht« und »Schelmerei«.

Tim Krohns liebenswerte, ganz normal verschrobene Haus-WG-Bewohner wachsen dem Leser mit diesem Band noch mehr ans Herz. Und da Krohn das Kunststück gelingt, die Geschichten gerade ausreichend offenzuhalten, bleibt die Spannung bis zum Ende – und darüber hinaus.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei walli007 in einem Regal.
  • walli007 hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2017

Nachbarschaftsgeplauder

0

Weiter geht es mit den Erlebnissen in dem Züricher Mietshaus. Wir schreiben den Sommer 2001. Ein neuer Hausmeister zieht in die Gästewohnung ein. Er will anstehende Reparaturen ausführen und sich gut in ...

Weiter geht es mit den Erlebnissen in dem Züricher Mietshaus. Wir schreiben den Sommer 2001. Ein neuer Hausmeister zieht in die Gästewohnung ein. Er will anstehende Reparaturen ausführen und sich gut in die Nachbarschaft einfügen. Dieses stellt sich jedoch als etwas schwierig heraus, denn er bekommt einen geheimen Auftrag von der Genossenschaft. Erich Whyss und seine Frau Gerda erleben einen besonders schönen Abend. Moritz dagegen verbringt den Sommer im Geschäft seiner Eltern. Julia, die dabei ist, sich selbstständig zu machen, muss einige Enttäuschungen einstecken. Und die Schauspielerin Selina steht einem Projekt sehr skeptisch gegenüber, dass man später durchaus als Erfolg bezeichnen kann. Und über allem droht der herannahende September.

Zwar mit Aufs und Abs, aber doch relativ unbeschwert verbringen die Bewohner des Mietshauses den Sommer 2001. Sie haben schwere Stunden zu überstehen, machen Fehler, sie feiern, sie urlauben und arbeiten. Alles ganz normal, bis zu jenem Tag, der wohl für jeden, der ihn bewusst erlebt hat, eine Zäsur darstellte. Ein Tag, von dem man weiß, in welcher Situation einen die Nachricht ereilte, das ungläubige Entsetzen, das langsame Begreifen, dass es eigentlich noch viel schlimmer ist, denn die Welt fühlt sich seitdem anders an. Auch die Bewohner des Mietshauses empfinden nicht anders. Wie sollen sie mit dem Ereignis umgehen, wie soll das Leben weitergehen? Soll ein Zeichen gesetzt werden oder fährt man besser, wenn man gleich zum Alltag übergeht? Schließlich ist die Schweiz doch ziemlich weit weg.

Das Leben geht tatsächlich weiter, die Zeit verrinnt, die Erde dreht sich unbeeindruckt und andere Nachrichten leider meist weniger guten Inhalts bestimmen die Meldungen. Und so erleben auch die Menschen in ihrem Züricher Mietshaus ihren Alltag mit seinen weniger schönen Momenten und Gefühlen und natürlich auch mit den schönen. Es gibt Trauer, Wut, Enttäuschung, aber auch Musik, Gesang, Freude und Feiern. Wie im echten Leben geht es zu in diesem Mietshaus, dessen Bewohnern keine menschliche Regung fremd ist. Auch in dem zweiten Band der Reihe bringt einem Tim Krohn eine Welt nahe, in dem jedes Gefühl seinen Platz hat. Im Guten wie im weniger Guten dürfen wir Teil einer Gemeinschaft sein, was über die eigenen Empfindungen nachsinnen lässt, manchmal ernst, manchmal schmunzelnd und häufig zustimmend, ob der treffenden Beschreibungen.