Egal ob Krimi oder Zukunftsvisionen - fast alles, was aus Tom Hillenbrands Feder kommt, lese ich gerne und mit großen Erwartungen. “Lieferdienst” war letztlich anders, als ich dachte, und es hat für mich ...
Egal ob Krimi oder Zukunftsvisionen - fast alles, was aus Tom Hillenbrands Feder kommt, lese ich gerne und mit großen Erwartungen. “Lieferdienst” war letztlich anders, als ich dachte, und es hat für mich ein paar Fragen aufgeworfen. Was nichts Schlechtes sein muss.
Die Geschichte dreht sich um Arkadi Schneider, der im Berlin einer nicht genau verorteten Zukunft lebt. Unsere Konsumgesellschaft scheint sich bis dahin nur insofern weiterentwickelt zu haben, als dass alles nur noch maßloser und verschwenderischer wird.
Produkte werden zwar erst bei Bestellung erzeugt und geliefert - das aber parallel von mehrere Anbietern, die sich dann darum streiten, wer das Ding zuerst zustellt. Hier kommt Arkadi ins Spiel, denn er arbeitet bei einer dieser mächtigen Erzeuger-/Zustellfirmen. Zwar wird vieles einfach per Drohnen verschickt, aber es gibt auch noch die menschlichen “Bringer”, die auf ihren Hoverboards futuristische Götterboten abgeben.
Alles ist digital, wird getrackt und wer das Leistungsprinzip nicht verinnerlicht hat, hat schlechte Karten. Arkadi lebt danach und möchte einfach nur seinen Job erledigen, als ihm immer wieder sonderbare Zufälle und Begegnungen dazwischenkommen. Gar nicht gut für seine Reputation, aber gut für die Handlung, die nun Schwung aufnimmt.
Unser Protagonist gerät zwischen die Fronten und deckt etwas auf, das brisanter ist als alles, was er sich bisher vorstellen konnte…
“Lieferdienst” wird auf dem Cover als Roman bezeichnet, auf der Umschlagrückseite ist von Thriller die Rede. Beides trifft die Geschichte nicht so ganz. Die mit weniger als 200 Seiten eher wie eine Novelle anmutende Handlung ist dystopisch und gesellschaftskritisch. In sich bietet sie ausgefeilte Details, die die Science Fiction hinter der Story logischer machen.
In Summe wirkt es auf mich aber so, als wäre die Idee der “Zustell-Krieger” aus einer anderen Buchidee entnommen und ausgebaut worden. Allerdings nicht so weit, wie es vielleicht möglich gewesen wäre. Das ist der Punkt, den ich so von Hillenbrand nicht erwartet hätte.
Abgeschlossene Bücher von ihm haben, soweit ich sie kenne, eigentlich immer eine sehr starke Handlungstiefe, sind bis ins Detail ausgefeilt und dementsprechend umfangreich. Hier empfinde ich die Idee sehr gut, aber etwas unausgereift, als wäre nicht genug Zeit gewesen. Das eher abrupte Ende verstärkt diesen Effekt noch.