Hexerei
Mitten in der Nacht wird Jim Chee durch das Geräusch der Katzenklappe aufgeweckt, irgendetwas hat das scheue Tier veranlasst in den Schutz des Wohnwagens zu kommen. Chee kann draußen nichts entdecken, ...
Mitten in der Nacht wird Jim Chee durch das Geräusch der Katzenklappe aufgeweckt, irgendetwas hat das scheue Tier veranlasst in den Schutz des Wohnwagens zu kommen. Chee kann draußen nichts entdecken, wahrscheinlich hat ein Kojote das Tier erschreckt. Kurz bevor er sich wieder ins Bett legen kann fallen Schüsse. Wer würde auf einen Officer der Navajo-Police schießen?
Mit dieser Szene beginnt der Kriminalroman von Tony Hillerman, bei dem es sich bereits um den sechsten Fall rund um die Ermittler Jim Chee und Joe Leaphorn handelt. In diesem hier ermitteln sie aber erstmals gemeinsam. Die ersten Bücher der Reihe hat der Autor bereits in den 1970er Jahren geschrieben. Der Autor stammt aus Oklahoma und kam schon in seiner Kindheit mit der Kultur seiner Nachbarn, Dine- und Hopi- Indianer, in Kontakt und hat diese später in seine Romane eingebaut, die in Arizona in der Navajo Nation Reservation spielen. Die Kultur, Sitten, Gebräuche, der überlieferte Glauben der indigenen Bewohner, ihr Leben im Einklang mit der Natur, ihre Traditionen, ihre Umgangsformen, ihre Definition von Familie, ja selbst ihre Sprache finden Einzug ins Buch und prägen die Figuren ebenso, wie den Verlauf der Ermittlungen. Hier wird dann auch des Öfteren auf die Unterschiede zu den "Weißen" eingegangen, die mit der Spiritualität nichts anfangen können.
Die Figuren des Autors sind sehr vielschichtig, eben weil sie einerseits ihrer Herkunft verpflichtet sind, andererseits aber, durch ihre Ausbildung, ihre Arbeit, dem Gesetz. Hier macht das Buch deutlich, welcher Drahtseilakt jede Ermittlung darstellt, denn es gibt eigene Gesetzt, die nur im Reservat gelten und eben übergeordnete, dem Staat verpflichtete. Obwohl im Buch keine Zeitangaben gemacht werden merkt man am Verhalten der Figuren schnell, dass hier noch ein großes Misstrauen herrscht, das die Wunden der Vergangenheit noch frisch sind.
Neben dem Angriff auf Officer Chee gilt es für die Ermittler auch mehrer Morde aufzuklären, die augenscheinlich nicht miteinander in Zusammenhang stehen. Diese Ermittlungen kommen dem Leser manchmal etwas langwierig vor, es hat oft den Anschein, als würde man sich im Kreis drehen, die selben Fakten immer und immer wieder betrachten, aber auch dies ist letztlich Ausdruck der Gepflogenheiten der Navajo. Der Autor bietet dem Leser hiermit einen unglaublich detrailierten Einblick, das Buch ist somit also nicht bloss ein simpler Krimi, sondern noch so viel mehr. Ichwürde lügen, würde ich behaupten, dass mich diese Behäbigkeit im Mittelteil nicht manchmal etwas genervt hätte, aber hier ist eben wirklich der Weg das Ziel und den geht man eben etwas ruhiger.
Mir hat das Buch durch diese Symbiose von Kriminalgeschichte und kulturellen Hintergründen sehr gut gefallen, die beiden fast stoischen Ermittler tun das ihre. Ich werde mir auf jeden Fall die anderen Bücher der Reihe vornehmen.