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Veröffentlicht am 03.12.2024

Geheimnisvolle Ausgrabungen

Transfer: Erstkontakt
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Sam Jackson ist Ägyptologe, wie sein vor Jahren unter mysteriösen Umständen verschwundener Vater. Seine Arbeit wird von seinen Fachkollegen meist belächelt, seine Karriere steht vor dem Aus und er hat ...

Sam Jackson ist Ägyptologe, wie sein vor Jahren unter mysteriösen Umständen verschwundener Vater. Seine Arbeit wird von seinen Fachkollegen meist belächelt, seine Karriere steht vor dem Aus und er hat die Finanzierung für seine geplante Expedition verloren. In dieser Situation bekommt er ein Angebot, das alles verändern könnte. Zeitgleich startet die NASA einen Flug zum Mond, offiziell um Bodenproben zu nehmen und nach Eis zu suchen, inoffiziell sollen die Astronauten Chris und Johanna einen Krater untersuchen, aus dem man merkwürdige Signale empfangen hat.

Das Buch erzählt parallel die beiden Handlungsstränge, einmal den auf der Erde rund um Sam und seine Forschung, zum anderen den auf dem Mond, bei dem die Wissenschaftlerin Johanna die Hauptrolle spielt. Verbindendes Element ist ein mysteriöses Artefakt, dass von Sams Vater in Ägypten entdeckt wurde und dessen Gegenstück nun auf dem Mond entdeckt wurde. Die Grundidee klingt bis hierhin recht vielversprechend und bietet eine Vielzahl an Entwicklungsmöglickeiten, was auch der Grund war, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte.

Schon nach wenigen Seiten kam mir die Geschichte merkwürdig bekannt vor, der Grund ist schnell gefunden, ähnelt sie doch sehr stark der im Film Stargate. Auch hier ein eher erfolgloser und verlachter Forscher, der zu einem geheimen Projekt hinzugezogen wird, bei dem es um ein in Ägypten gefundenes Artefakt geht, das möglicherweise ein Portal darstellt. Wer den Film kennt wird so viele Ähnlichkeiten feststellen, selbst der Nachnahme Jackson ist bei beiden gleich. Ich bin jemand, der es durchaus mag, wenn die Inspirationsquelle des Autors erkennbar ist. Ich sehe das oft als eine Art Hommage an seine Vorbilder und bin immer gespannt, wie der Autor es schafft sein eigenes Ding daraus zu machen. Hier ist die Inspiration aber leider zu plakativ geraten und wirkt auf mich fast wie abgeschrieben, was mich dann doch sehr gestört hat.

Der Handlungsstrang, der auf dem Mond spielt geht dann zum Glück in eine gänzlich andere Richtung und bietet eigentlich ein unglaubliches Potenzial für eine spannende Geschichte. Spannung kommt letztlich bei mir aber so gar nicht auf und der Grund dafür liegt im Schreibstil begründet. Der Autor schreibt unglaublich detailliert, er gibt im Nachwort sogar selber zu, äußerst detailverliebt zu sein. Leider ist mir das alles zu viel, eigentlich bin ich ein Freund von ausschweifender Redeweise, ich komme selber oft vom hundertsten ins tausendste, aber wenn hier eine zehnminütige Autofahrt in allen Einzelheiten und mit allen Befindlichkeiten, auf gefühlt zwanzig Seiten bis ins Kleinste beschrieben wird, kann einfach keine Spannung mehr aufkommen. Auch bei den Dialogen wird dies sehr deutlich, sie sind oft so gedehnt, dass es anstrengend wird weiter zu lesen. Teilweise fühlte ich mich an ein Drehbuch erinnert, wo jeder Schritt der Figuren detailliert beschrieben wird, inklusive Farbe der Vase auf dem Tisch, dessen Position im Raum und das Gefühl der Figur bei deren Anblick. Dem Spannungsbogen der Geschichte hätte, meiner Meinung nach, eine Straffung mehr als gut getan.

Von den Figuren ist Johanna für mich noch am greifbarsten, ihre seelische Verfassung nach den Erlebnissen auf dem Mond kommt beim Leser an und schafft eine Verbindung. Was sie nach ihrer Rückkehr erlebt gibt der Geschichte eine interessante Wendung und der Leser ahnt, dass hier nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Hier hatte mich der Autor auch tatsächlich an der Angel und hier hätte ich mir mehr gewünscht. Leider bricht das Buch hier aber mehr, oder weniger ab, denn es handelt sich nicht um einen abgeschlossenen Roman, sondern um den ersten Band einer Reihe, was man zwar anhand des Titels hätte vermuten können, was aber eben leider nicht unbedingt offensichtlich war. Natürlich erklärt sich nun, warum ich so ab zwei Drittel des Buches eine gewisse Erwartungshaltung hatte, die nicht erfüllt wurde. Es gibt kein wirkliches Finale, keinen Showdown auf dem Mond, nur eine sehr langatmige Auflösung zu Johannas Zustand, die mehr Fragen aufwirft, als beantwortet und für mich in eine Richtung geht, die mir nicht unbedingt behagt. Ich möchte darauf nicht näher eingehen, sonst müsste ich spoilern.

Ich war von der Grundidee des Buches sofort angetan, die Umsetzung der Thematik hat dann allerdings gar nicht meinen Geschmack getroffen. Die stellenweise sehr langatmige Erzählweise ließ keine wirkliche Spannung aufkommen. Ich war stellenweise kurz davor das Buch abzubrechen und musste mich manchmal regelrecht zum weiterlesen zwingen.

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Veröffentlicht am 03.12.2024

Mord unterm Weihnachtsbaum

KillerBells
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Draußen rieselt leise der Schnee und drinnen die Nadeln vom Weihnachtsbaum, genau die richtige Zeit, um es sich mit einem guten Buch bequem zu machen. Wer es mal nicht ganz so besinnlich möchte greift ...

Draußen rieselt leise der Schnee und drinnen die Nadeln vom Weihnachtsbaum, genau die richtige Zeit, um es sich mit einem guten Buch bequem zu machen. Wer es mal nicht ganz so besinnlich möchte greift zu einem Krimi, oder zu diesem Buch, den hier bekommt man gleich Neun.

Franziska Waltz und ihre Autorenkollegen Claus Schönhofer und Norbert Peter haben sich für dieses Projekt zusammengetan und jeweils zwei Kurzkrimis beigesteuert. Wie das tolle Buchcover schon vermuten lässt, immer mit einem Augenzwinkern, den man kann durchaus auch humorvoll morden, wobei gar nicht unbedingt immer gemordet wird.

Als Leser begleitet man eine Gruppe von alten Freunden auf einen idyllischen Wochenendtrip in ein verschneites Ferienhaus, eine Szenerie, direkt aus dem Videoclip zu Whamˋs "Last Christmas" entsprungen. Man liest von einem Kettensägenmassaker, erlebt Ärger über den Inhalt des Adventskalenders, kann sich über einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt freuen und begleitet eine Kommissarin auf ihrem wohlverdienten Weihnachtsurlaub. In einer anderen Geschichte lernt man einen erfolglosen Schauspieler kennen, in der nächsten, einen ebenso erfolglosen Schriftsteller und in einer weiteren eine enttäuschte Ehefrau. Jede Szenerie mit reichlich Stoff zum Schmunzeln, wenn zb über die Vielzahl von Nudelsorten philosophiert wird, oder der Ermittler mit den Namen der Heiligen drei Könige durcheinander kommt.

Die Krimis sind kurzweilig und unterhaltsam geschrieben und versüßen jedem Krimifan das Warten aufs Christkind, aber Vorsicht, nicht das am Ende die Polizei vor der Tür steht.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Aus der Schublade ins Buch

Vergessene Geschichten
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Jeder Autor hat wohl die ein, oder andere Geschichte, die es aus den vielfältigsten Gründen nicht zur Veröffentlichung geschafft hat, vergessen in der Schublade liegen. Michael Hirtzy, den ich durch seine ...

Jeder Autor hat wohl die ein, oder andere Geschichte, die es aus den vielfältigsten Gründen nicht zur Veröffentlichung geschafft hat, vergessen in der Schublade liegen. Michael Hirtzy, den ich durch seine Science-Fiction Reihe "VorTeks" kennengelernt habe, hat hier nun einige seiner vergessenen Schätze hervorgeholt und in dieser Sammlung vereint. Manche davon sind vorab schon einmal in anderen Sammlungen erschienen, einige erblicken hier das erste Mal das Licht der lesenden Welt. Zu Beginn jeder Geschichte erläutert der Autor kurz deren Entstehung.

Das Buch enthält 12 phantastische Kurzgeschichten aus den verschiedensten Bereichen, da ist das Weltraumabenteuer ebenso vertreten, wie die Story mit Horrorelementen, die mit märchenhaften Fantasydetails, oder das dystopische Endzeitdrama. Hier wird wirklich für jeden was geboten. Der Autor liefert dem Leser zb seine ganz persönliche Version von "How I Met Your Mother", einen alternativen Verlauf der Corona-Pandemie, die Vernichtung eines ganzen Planeten, Rache für begangenes Unrecht, den Ausblick auf eine Zukunft, in der Maschinen immer mehr die Menschen auf dem Arbeitsmarkt überflüssig machen und, ganz wichtig, er zeigt wie man mit einem guten Kaffe die Welt vor dem Untergang bewahrt.

Die Storys sind vielfältig, gut in der Kürze erzählt, manchmal philosophisch, manchmal gruselig, manchmal mit einer guten Prise Humor. Es wurde wirklich Zeit, dass sie aus ihrer Schublade rausgekommen sind und ich kann sie jedem SiFi/Fantasy- Fan nur ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Ansichten eines Beuteltiers

Die Känguru-Klassiker. Persönlich ausgewählt aus der Känguru-Tetralogie von Marc-Uwe Kling, illustriert von Bernd Kissel
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Da klingelt es an der Tür und davor steht der neue Nachbar und möchte sich etwas Mehl ausleihen, so weit, so wenig ungewöhnlich, allerdings ist der neue Nachbar ein Känguru und das macht sich recht schnell ...

Da klingelt es an der Tür und davor steht der neue Nachbar und möchte sich etwas Mehl ausleihen, so weit, so wenig ungewöhnlich, allerdings ist der neue Nachbar ein Känguru und das macht sich recht schnell im Leben und in der Wohnung des Autors breit. Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf.

Ich hatte mich dem Hype um das vorlaute Känguru bisher verweigert, als Fan der Reclambücher musste ich hier aber dann doch zugreifen. Während einer längeren Zugfahrt hatte das Beuteltier nun Zeit mich zu unterhalten und diese Aufgabe hat es zu meiner vollsten Zufriedenheit erfüllt. Mehrfach musste ich mich ziemlich zusammenreißen, um durch mein unvermitteltes Kichern nicht die bösen Blicke meiner Mitreisenden einzuhandeln. Die Geschichten sind aber auch zu komisch, teilweise hart an der Grenze des guten Geschmacks und wahrscheinlich auch nicht immer politisch korrekt, aber als Känguru kann man sich da wohl ein paar Freiheiten herausnehmen und manchmal muss man die Dinge einfach auf den Punkt bringen.

Einige Ansichten sind mir durchaus sympatisch, den exzessiven Konsum von Schnapspralinen und anderen Rauschmitteln muss ich als verantwortungsbewusste Erwachsene natürlich ablehnen und am Verhalten gegenüber Neonazis würde ich mir eher kein Beispiel nehmen, der eigenen Gesundheit zu liebe. Manchmal tut mir der Autor, als ungewolltes Mitglied dieser ungewöhnlichen Wohngemeinschaft leid, aber noch mehr der arme Psychotherapeut. Auf jeden Fall ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Schicksalsgemeinschaften

Unser Ole
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Als es Ida nicht mehr gelingt die Männer mit ihrer Schöhnheit an sich zu binden, steht sie zwar mit tollen Brüsten, aber ohne Geld da und muss sich einen Plan B für ihren Lebensabend überlegen. Rettung ...

Als es Ida nicht mehr gelingt die Männer mit ihrer Schöhnheit an sich zu binden, steht sie zwar mit tollen Brüsten, aber ohne Geld da und muss sich einen Plan B für ihren Lebensabend überlegen. Rettung verspricht die Bekanntschaft mit Elvira, die Ida bei sich und Enkel Ole aufnimmt, nicht ohne Hintergedanken. Eines Morgens stirbt Elvira nach einem Treppensturz und plötzlich muss Ida fürchten auf der Straße zu landen, denn nun tritt Elviras ungeliebte Tochter als Erbin auf den Plan.

Ida, Elvira und deren Tochter Manuela, die eigentlich ein Manuel hätte werden sollen, verbunden über Ole, Manuelas kognitiv beeinträchtigten Sohn Ole. Die Autorin schafft hier eine spezielle Konstellation an Personen, die alle eine Gemeinsamkeit haben, sie wurden und werden von ihren Müttern nicht geliebt.

Da ist Ida, die aufgewachsen ist, ohne je etwas über ihren Vater zu erfahren und später verzweifelt nach der Liebe von Männern sucht, die es aber trotz ihrer Schönheit nie schafft diese an sich zu binden.

Elvira, die eigentlich nie Mutter werden wollte und nur auf Drängen ihres Mannes schwanger wird und sich unbedingt einen Sohn wünscht.

Manuela, Elviras Tochter, die eben kein Manuel geworden ist, vom Vater wird sie als seine kleine Prinzessin vergöttert, die Mutter steckt sie in Hosen, schneidet ihr die Haare kurz und entsorgt ihre Puppen im Müll.

Ole, Manuelas Sohn, mit einer Hirnschädigung zur Welt gekommen lebt er seit seiner Geburt bei Oma Elvira, während seine Mutter ihr Leben frei von der Last seiner Versorgung lebt. Ole, der die Frauen im Buch miteinander verbindet, aber selber fast gar nicht in Erscheinung tritt.

Das Buch beschreibt zwischenmenschlichen Beziehungen mit einem guten Blick hinter die Fassade. Die Autorin beschreibt Idas recht parasitären Lebensstil ebenso treffend wie Elviras manipulative, egoistische Art, oder Manuelas extrem nach Mitleid haschende Opferrolle. Viel Raum nimmt natürlich die toxische Mutter Tochter Beziehung von Elvira und Manuela ein. Während Manuela den früh verstorbenen Vater anbetet, kommt ihre Mutter nicht so gut weg, ihr wird Eifersucht unterstellt, zwischen den Zeilen könnte man Elviras Verhalten aber auch als Versuch werten, ihre Tochter vor einer ungesunden Liebe durch den Vater zu schützen. Psychologisch ist das sehr gut ausgearbeitet, ebenso wie die verschiedenen Versionen dazu, warum Ole bei seiner Oma lebt. Während Elvira sich mehr, oder weniger als Retterin von Ole fühlt, weil sie vollkommen selbstlos den, von der Mutter aufgrund seiner Beeinträchtigung abgelehnten Jungen bei sich aufnimmt, fühlt Manuela sich von ihrer herrschsüchtigen Mutter übergangen und beraubt, glaubt, das diese Ole negativ beeinflusst und seiner Mutter entfremdet.

So wie die Frauen in diesem Buch keine wirkliche Liebe erfahren haben, bleibt diese auch Ole verwehrt, denn so sehr sich Elvira auch damit brüstet sich um ihn zu kümmern, Liebe ist in ihrem Umgang mit dem wortkargen Riesen nicht zu erkennen. Aber nicht nur die Liebe fehlt in Oles Leben, sondern auch Ansprache und Förderung, der Junge kennt nichts außer dem Haus seiner Oma, hat keinerlei soziale Kontakte, kann sich nur eingeschränkt äußern, wird zwar mit dem Nötigsten versorgt (Bockwurst und Cola), ist aber ansonsten sich selbst überlassen.

Beim Lesen habe ich die verschiedensten Emotionen durchlebt, ich war berührt, aber mehr noch wütend, gerade wenn es um den Umgang mit Ole ging. Das Buch beschreibt tiefgründig Eltern- Kind Beziehungen, hier mit dem Fokus auf Mütter und Töchter. Der tietelgebende Ole dient als Bindeglied, kommt mir aber leider viel zu kurz, weswegen ich letztlich auch einen Stern Abzug gebe.

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