Besonders, bissig und überspitzt komisch in einem
Ich bin richtig froh, dass ich meine Hoffnungen in "Malibu Orange" hochgehalten und deshalb nicht voreilig abgebrochen habe. Denn der Schreibstil ist ungewohnt, rasant und durchaus gewöhnungsbedürftig. ...
Ich bin richtig froh, dass ich meine Hoffnungen in "Malibu Orange" hochgehalten und deshalb nicht voreilig abgebrochen habe. Denn der Schreibstil ist ungewohnt, rasant und durchaus gewöhnungsbedürftig. Er entfaltet aber auch eine unglaubliche Sogwirkung zu einem so wichtigen wie schwierigen Thema.
Wir sitzen beim Lesen in Anjas Kopf und begleiten ihren inneren Monolog, in dem sie sich kritisch der Gesellschaft und sich selbst, vor allem aber auch anderen gegenüber äußert. Die Protagonistin kehrt nach beruflichem Ausbrennen mit anschließender Kündigung in ihr österreichisches Kaff zurück und trifft dort endlich auch wieder auf ihre beste Freundin Magda. Von deren freiheitsliebender Art ist indes wenig übrig, denn sie hat nun einen Volker. 🙄
Volker ist einfach der Ausbund an patriarchaler, fragiler Männlichkeit und gleichzeitig der Inbegriff eines manipulativen Partners. Ihn nicht zu hassen dürfte beim Lesen unmöglich sein. Doch der Roman will nicht mit Eindeutigkeiten spielen, sondern Fragen nach Verantwortung aufwerfen. Denn Anja merkt schon früh, dass die Beziehung ein toxisches Muster zeigt und versucht auch, zu intervenieren. Doch jede Kritik ist gefolgt von einem weiteren Abwenden Magdas bis die quasi völlig isoliert nur noch in ihrer Beziehung existiert. Exakt an der Stelle muss ich mir als Leserin die Frage stellen: Was würde ich tun? Mich abwenden und die völlige Abhängigkeit meiner besten Freundin in Kauf nehmen oder mitspielen und meine Bedenken beiseiteschieben? Und ist es denn überhaupt so schlimm? (Spoiler: JA!)
Mit viel Überspitzung, Satire und einem wie gesagt absolut rasanten Werk zieht Ulrike Haidacher ihre Leserinnenschaft in ein unangenehmes Terrain. Es bietet sich meiner Meinung nach an, die gut 200 Seiten in einem Rutsch zu lesen, damit sie ihre Wirkung optimal entfalten können. Das Wienerisch brachte mich manchmal ins Stolpern, sorgt aber auch für eine erfrischende Authentizität. Anders als gedacht, aber wirklich gut!