Geschichte mit wichtigem Thema
Inhalt:
Charlotte hat es nicht leicht. In der Schule spielen ihr die MitschülerInnen Streiche und machen sich über sie lustig. Zu Hause streiten sich ihre Eltern am laufenden Band.
Dass Charlotte umgekehrt ...
Inhalt:
Charlotte hat es nicht leicht. In der Schule spielen ihr die MitschülerInnen Streiche und machen sich über sie lustig. Zu Hause streiten sich ihre Eltern am laufenden Band.
Dass Charlotte umgekehrt genauso andere Schüler kneift und schlechte Noten schreibt, macht alles nicht leichter. Die Lehrer haben kein Verständnis für ihr Verhalten. Charlotte ist allerdings auch ein sehr schweigsames Kind, so dass den meisten Menschen der Blick auf ihre wahren Lebensumstände und Probleme verstellt ist.
Doch wem soll sie sich anvertrauen? Die Sprechzeiten des Vertrauenslehrers kollidieren mit ihrem Stundenplan. Ihre Eltern haben genug mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen.
Trost findet Charlotte im nahegelegenen Park. Hier gibt es kein Geschreie und keiner ärgert sie. Die Obdachlosen sind freundlich und haben ein offenes Ohr für sie.
Als Charlotte nach einem anstrengenden Tag erneut eine Auszeit im Park sucht, begegnet ihr ein neues Gesicht. Eine alte Frau füttert gerade die Tauben. Die Beiden kommen schnell ins Gespräch und ehe sich Charlotte versehen kann, hält sie eine Perlenkette, ein Geschenk von der Alten, in den Händen. Es handele sich dabei um eine Wunschkette. Einzige Bedingung, so die Frau, sei es, dass Charlotte nur Wünsche aussprechen dürfe, die niemandem schaden.
Das lässt aufhorchen und macht neugierig, auch skeptisch zugleich. In ihrem Leben gibt es schließlich noch reichlich Verbesserungspotential. Eine richtig schöne Zwischenmahlzeit, liebevoll von ihrer Mutter verpackt, das wäre ein Anfang.
Kurz darauf findet Charlotte ein Päckchen in ihrer Tasche. Darin befinden sich Brot, Äpfel, Wurst, Käse, Tee und sogar etwas Schokolade. Das ergibt ein wundervolles Picknick, das sie sich mit ihrem Lieblingsobdachlosen, „Rauschebart“, teilen kann.
Charlotte ist überglücklich ob dieses ungewöhnliche Geschenkes. Doch das Glück vergeht so schnell, wie es gekommen ist. Denn kurz darauf passiert dem Mädchen ein Missgeschick. Die Kette reißt und die Perlen verteilen sich überall. Sie kann nur wenige wiederfinden.
Charlotte kann ihr Unglück kaum fassen. Umso größer ist die Freude, als sie bemerkt, dass sie die Perlen zurückgewinnen kann. Hierfür muss sie die fest eingefahrenen Routinen des Alltags ändern. Sie darf nicht mehr aggressiv auf die Streiche ihrer Mitschüler reagieren. Sie muss Ihr Leben zur eigenen Sache machen und somit Handlungshoheit gewinnen. Dann bekommt Charlotte am nächsten Morgen Perlen, die sie für neue Wünsche einsetzen kann. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Denn ein schlechter Wunsch färbt eine Perle schwarz und ein guter Wunsch lässt sie grün werden und die Perlen verschwinden schneller, als es Charlotte lieb ist. Was passiert, wenn die Perlen weg sind und wenn sie keine neuen mehr gewinnen kann?
Meinung:
Ulrike Zeinzinger-Felkel schreibt mit „Charlottes Wunschperlen“ eine Geschichte über ein Mädchen, das es im Leben nicht einfach hat. Zerstrittene Eltern und mobbende Mitschülern prägen ein dunkles Kapitel in ihrem Leben.
Mit ihren Problemen stößt Charlotte zumeist auf taube Ohren, ja auf Unverständnis und Ablehnung.
Zu Hause am Essenstisch stochert Charlotte oft nur in ihrem Essen herum. Sie mag keine Soße auf ihren Nudeln und ist sehr wählerisch. Interesse, den Ursachen ihrer beunruhigenden Symptome auf den Grund zu gehen, zeigen die Eltern nicht.
Ulrike Zeinzinger-Felkel lädt zu einer Reise in unheimliche Innenwelten eines Kindes ein. Charlotte schafft es nicht, aus ihren alltäglichen Routinen auszubrechen und löst diese stattdessen destruktiv auf. Dann hilft Charlotte das unerwartete Geschenk der alten Frau aus dem Park.
Sicher wäre es vermessen, von jeder Seite absoluten Realismus einzufordern, allerdings folgt keine Romantisierung der Welt. Die Risiken und Nebenwirkungen, die Wünsche mit sich bringen, kennen wir schließlich nicht erst seit der „Bezaubernden Jeannie“. Nebenbei ist das Buch ein kleines Lehrstück in Dialektik: Kann und darf man seinem Glück nachjagen und dies nicht auf Kosten anderer?
Gewöhnungsbedürftig war für mich stellenweise der Schreibstil der Autorin. Begriffe aus dem österreichischen wie z.B. Jause waren mir nicht geläufig.
Fazit:
Ulrike Zeinzinger-Felkel schreibt mit „Charlottes Wunschperlen“ eine Coming-of-Age Geschichte, die das Thema nicht neu erfindet, aber mit großem Gespür aufnimmt.
Dass die Autorin selbst als Mittelschullehrerin arbeitet, erklärt, wie leicht es ihr gelingt, die Perspektive eines Kindes einzunehmen.
Ulrike Zeinzinger-Felkel zeigt, wie wichtig es ist, Kindern Selbstwirksamkeit zurückzugeben.
Es zeigt, wie wichtig es ist, dass Kinder darauf vertrauen können, dass sie gesehen, dass ihre Äußerungen gehört und wahrgenommen werden.