einfühlsame und anschaulich beschriebene Beispiele
Ursula Ott, unter anderem Redakteurin und Autorin, geboren 1963, lässt den Leser an vielen unterschiedlichen Gesprächen mit Geschwistern teilhaben, wobei unterschiedliche Hintergründe mit einspielen. Als ...
Ursula Ott, unter anderem Redakteurin und Autorin, geboren 1963, lässt den Leser an vielen unterschiedlichen Gesprächen mit Geschwistern teilhaben, wobei unterschiedliche Hintergründe mit einspielen. Als Zaungast kann man eigene Erfahrungen oder welche aus dem Bekannten- oder Verwandtenkreis wiederentdecken, sich so auch seiner eigenen Postition und prägenden Momenten annähern und reflektieren. Sehr spannend waren für mich die Ausführungen zur Position in der Geschwisterreihe samt möglichen Auswirkungen auf die eigene Persönlichkeit sowie die Sicht, dass jedes Geschwisterkind die gemeinsamen Eltern anders erlebt hat, quasi eigene Eltern hatte. Sich über diese Unterschiede und vor allem auch über schöne gemeinsame Erlebnisse auszutauschen kann bei einem Treffen, auch nach langen Jahren der Funkstille einen ganz neuen Start mit möglicherweise ganz neue Sicht auf Erlebnisse und Rollenverständnis und -erlebnis der Geschwister führen.Der Untertitel verrät es schon ganz genau: „Vom Streiten, Auseinandersetzen und Versöhnen“, und häufig werden in den Fallbeispielsen auch konkrete Lösungen und Strategien aufgeführt, die eine neue geminsame und erfreuliche Zeit eröffnen, beispielsweise durch gemeinsame Treffen, Aktivitäten oder Kurzurlauben/Wochenenden zu vorher verabredeten Zeiten, manchmal als festes Ritual, zuweilen auch unter einem bestimmten Motto – aber es gibt eben auch Fälle, in denen das berechtigterweise nicht angestrebt wird….
Ursula Ott gehört den geburtenstarken Jahrgängen an und durchleuchtet auch die Kindheit dieser Generation, bei der die Mädchen Karriere machen sollten, aber doch erstmal „Haushalt“ lernen mussten, von den Erziehungsmethoden und zwiespältigen Eindrücken, denen diese Jahrgänge ausgesetzt waren, von den Erstgeboreen und denm kleinen Geschwisterkind, vom Hintergrund der ersten Gastarbeiter und des unterschiedlichen Heimatgefühl und Ansehens der Kinder und auch von der Kindheit in der DDR. Die Beschreibungen und Gespräche fand ich sehr einfühlsam, anschaulich und eine Möglichkeit aufzeigend, sich mit entsprechenden Erlebnissen und Erfahrungen auseinanderzusetzen, Verständnis, vielleicht auch für die Eltern, zu erlangen und sich damit und den anderen Beteiligten auszusöhnen.
„Gezwisterliebe“ vermittelt sehr offen und ehrlich Überlegungen und Hilfestellungen. Für mich bietet dieses Buch insgesamt eine gute Auseinandersetzung mit dem Thema und einen möglichen Weg zur Lösung auf.