Eva Biringer berichtet über Schmerz und Leiden aus dem Leben ihrer Großmutter, über ihre eigenen Erfahrungen und auch jene von anderen Frauen, aber auch von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Sichtweisen ...
Eva Biringer berichtet über Schmerz und Leiden aus dem Leben ihrer Großmutter, über ihre eigenen Erfahrungen und auch jene von anderen Frauen, aber auch von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Sichtweisen auf das Phänomen „weiblicher Schmerz“ betrachtet auskultureller, historischer und medizinischer Perpektive. Unterm Strich hat es Tradition, das Schmerzen von Frauen dazugehören sollen, von Ärzten bagatellisiert und häufig als psychisch bedingt abgestempelt werden, weil der Arzt nichts finden kann. Hier appeliert die Autorin immer wieder, seiner eigenen Wahrnehmung zu trauen und sich nicht mit Sprüchen eines Arztes, der Medizin für Männer studiert hat, abwimmeln zu lassen. Viele der gegebenen Beispiele werden Leserinnen selbst schon erlebt haben – unvermeidbar und doch bietet dieses Buch auch ganz neue Blickwinkel und Ansätze. Dass Medikamente eigentlich an Männern getestet und für deren Bedürfnisse erstellt werden, wird wahrscheinlich jeder von uns schon gehört haben. Dass der Zusammenhang zwischen Östrogen und Brustkrebs auch nur an Männern erforscht wurde, habe ich hier zum ersten Mal gelesen. Begründungen wie „wir haben keine Damentoilette“ oder „bei Frauen sind die Versuche zu umständlich, da der Hormonspiegel im Laufe des Zykluses wechselt“ kommen da schon ziemlich skandalös rüber. Ja, ich weiß, es gibt auch einzelne Fälle von Brustkrebs bei Männern; bei welchem Geschlecht würde eine solche Studie mehr Sinn machen? Auch die Ausführungen zu Schönheits-OPs im Intimbereich bei Frauen und die Gründe dafür und vor allem auch, dass in vielen Fällen diese OPs inklusive der ein oder anderen Verstümmelung ohne die Zustimmung der Frau durchgeführt werden, wohlgemerkt: hier in Deutschland, gehörten bei mir zu den Aspekten, die mir bislang in diesem Umfang nicht bekannt waren.
Die Ausführungen und Erläuterungen fallen sachlich aus und vermitteln eine breitgefächerte Information. Man sollte das Buch keinesfalls an einem Stück lesen; auch wenn Frau vieles des Beschriebenen erlebt hat, stimmt das Buch nicht nur nachdenklich…. Sehr gut gefallen mir die eingestreuten Hinweise und Verhaltensratschläge und die Liste mit sehr hilfreichen und guten Tipps für einen erfolgreichen Besuch bei einem Arzt, der Frauenschmerzen wieder einfach abwiegeln will.
Das Buch finde ich ausgesprochen wichtig und ich wünsche ihm eine große Leserschaft!