Cover-Bild Frauenbewegung und Feminismus
7,49
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Ersterscheinung: 17.09.2020
  • ISBN: 9783406758126
Ute Gerhard

Frauenbewegung und Feminismus

Eine Geschichte seit 1789
Beginnend mit dem Aufbruch der Frauen 1789 stellt dieses Buch die Geschichte der Frauenbewegung bis heute vor: den Anfang organisierter sozialer Bewegungen nach der 1848er Revolution; die Höhepunkte ihres öffentlichen Wirkens um 1900; den Aufstieg von Frauen zu gleichberechtigten Staatsbürgerinnen nach dem Ersten Weltkrieg; den Aufbruch zu einem «neuen» Feminismus nach 1970; und schließlich die Situation der Frauen und des Feminismus sowie die Veränderung der Geschlechterverhältnisse seit der Jahrtausendwende.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

"Ohne Frauen ist kein Staat zu machen"

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„Ohne Frauen ist kein Staat zu machen“ aus dem „Manifest für eine autonome Frauenbewegung“ (Verfasserin Ina Merkel)

Nach einer Einleitung in der relevante Termini erklärt werden, wendet sich Ute Gerhard ...

„Ohne Frauen ist kein Staat zu machen“ aus dem „Manifest für eine autonome Frauenbewegung“ (Verfasserin Ina Merkel)

Nach einer Einleitung in der relevante Termini erklärt werden, wendet sich Ute Gerhard der Entwicklung der Frauenbewegung und dem Feminismus zu:

Zeitenwende in den Geschlechterbeziehungen: Die Französische Revolution
Die Freiheitsbewegungen um die 1848-er Revolution
Die hohe Zeit der Frauenbewegungen und ihre Organisationen
Zwischen und nach den Weltkriegen: 1919 bis 1949
Die Neue Frauenbewegung
Feminismen nach 1989

Beginnend mit den Forderungen der Frauen gemäß dem Schlachtruf nach der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ zeigt Ute Gerhard den steinigen Weg der Frauen für Gleichstellung und Frauenrechte auf. Für zwei der bekanntesten Frauenrechtlerinnen in Frankreich erfüllen sich ihre Forderungen nach Gleichstellung, doch leider anders als erhofft: Sowohl Olympe de Gouges (1749-1793) als auch Jeanne-Marie „Manon“ Roland de La Platière, besser bekannt als Madame Roland (1754-1793) sterben wie Tausende andere unter der Guillotine. Unter dem Fallbeil der Jakobiner sind die Frauen den Männern gleichgestellt.

Spannend zu lesen ist, dass der vielgerühmte „Code Civile“ von Napoleon Bonaparte, den Frauen jene Rechte für die sie Seite an Seite mit den Männern gekämpft haben, verweigert. Das patriarchalische System des „Code Civile“ wird zu Blaupause für zahlreiche Gesetzestexte in ganz Europa. In Frankreich wird er Frauen bis 1944 (!) das Wahlrecht verweigern.

So erfahren für jede Epoche welche Frauen sich besonders für ihre Rechte eingesetzt haben. Neben bekannten Namen wie Karoline Perin, Luise Otto, Clara Zetkin bis hin zu Alice Schwarzer spannt sich der Bogen der kämpferischen Frauen.

Sehr interessant sind auch die Betrachtungen der beiden Weltkriege. Im Ersten Weltkrieg werden Frauen zu Lückenbüßerinnen, fahren Straßenbahnen, Autobusse, halten in den Fabriken die (Kriegs)Wirtschaft am Laufen und übernehmen medizinische Pflege für Kinder, Alte und Soldaten nur um nach der Kapitulation sofort wieder hinter den drei Ks (Kirche, Küche, Kinder) zu verschwinden. Im Zweiten Weltkrieg ist es nicht viel besser. Zuvor werden noch jene, die nicht der NS-Propaganda entsprechen (Jüdinnen, Sozialistinnen, Kommunistinnen, Gleichgeschlechtlich Liebende oder einfach Intellektuelle) verfolgt, zur Emigration gezwungen und ermordet. Trotz des Frauenüberschuss von 7 Millionen, gibt es kaum Änderungen in den Bürgerlichen Gesetzen. Erst 1977 wird das Familienrecht adaptiert. Zuvor musste eine Frau ihren Ehemann um Erlaubnis fragen, ob sie eine Erwerbstätigkeit annehmen darf.

Da nehmen sich die Streitereien um Binnen-I und Gendersternchen als völlig deplatziert aus.

Für mich als Österreicherin interessant, weil zu wenig bekannt, ist die Situation der Frauen in der DDR. Sie scheinen mehr Rechte als ihre westdeutschen Geschlechtsgenossinnen gehabt zu haben, Allerdings um den Preis, dass die allgemeinen Bürgerrechte insgesamt eingeschränkt waren. Also, eine Nivellierung nach unten? Dass die Frauenverbände der DDR der Vereinigung der beiden Deutschland skeptisch gegenüber gestanden sind, leuchtet ein.

Ute Gerhard beschließt ihre Betrachtungen der Frauenbewegung und des Feminismus mit folgenden Worten:

„Der Feminismus und seine Anliegen sind noch lange nicht erledigt.“

Binnen-I und Gendersternchen sind zu wenig, um Gleichstellung und Gleichberechtigung der Frauen zu erreichen.

„Die Geschichte belegt: Es gibt sie, die Frauen, die selbstbewusst und klug genug sind, die anstehenden Herausforderungen anzupacken. Die mehr als 200-jährige Geschichte des Feminismus stellt dafür einen großen Schatz an Wissen und Erfahrungen, an Einsichten und kritischen Analysen bereit, die zu kennen und zu erinnern sich lohnt.“

Dem ist wohl wenig hinzu zu fügen.

Fazit:

Eine fesselnde Geschichte der über 200-jährigen Geschichte der Frauenbewegung und des Feminismus, dem ich gerne 5 Sterne gebe.