Ein Roman – kein Tatsachenbericht.
Inhalt und meine Meinung:
In ihrem Roman zeichnet die Autorin die Figur einer Mutter, die ihr Leben mir ihrem Baby nicht auf die Reihe bekommt und der die emotionale Nähe zu ihrem Kind fehlt.
Dies ist ...
Inhalt und meine Meinung:
In ihrem Roman zeichnet die Autorin die Figur einer Mutter, die ihr Leben mir ihrem Baby nicht auf die Reihe bekommt und der die emotionale Nähe zu ihrem Kind fehlt.
Dies ist sicherlich ein hartes Thema; bestimmt sogar tabubehaftet.
Aber man darf, meiner Meinung nach, diesen Roman nicht mit einer Autobiographie verwechseln!
Inhaltlich schreibt die Autorin von der ersten Begegnung mit dem zukünftigen Kindsvater, dessen Verführung, der Geburt und den ersten Wochen und Monaten mit dem Baby.
Was mich an der Story etwas nervte, war der Charakter der Protagonistin:
Ihrer Großen Liebe stellt sie storkermäßig nach, lügt ihn permanent an, um irgendein Druckmittel zu haben ihn an sich zu binden und kommt manchmal sehr naiv rüber.
Generell lügt sie sehr häufig ihr Leben anderen gegenüber zurecht.
Jedoch sind manche Lügen aus der Not heraus / der Situation geschuldet und sind damit dann doch wieder nachvollziehbar.
Die Autorin beschreibt hier das Psychogramm einer Seele, die noch keine wirkliche Liebe in ihrem Leben erfahren hat – wenn auch teilweise selbst verschuldet.
Bei so manchen Situationsbeschreibungen war ich tief betroffen, weil ich glaube, dass diese sehr, sehr nah an der Realität sein könnten.
Gegen Ende des Romans sucht die Protagonistin Hilfe in der Notaufnahme einer Klinik; erst einmal großes Kompliment an die Protagonistin für die Einsicht, dass sie überhaupt Hilfe benötigen würde, denn ich glaube, dass eine solche Einsicht im Normalfall nicht so einfach daherkommt; und in der Klinik wird die Protagonistin mit ihren Nöten nicht ernst genommen.
Die Autorin hat ein gutes Gespür sich in die Gefühlswelt ihrer Protagonistin hineinversetzen und kann dies dem Leser auch sehr gut vermitteln.
„Ich schaue nach unten […]. Sie trägt einen Ring am Finger, genau dort, wo er hingehört, genauso schön und schlicht, wie ich ihn mir ausgesucht hätte. „Ich glaube nicht, dass Sie beurteilen können, ob meinem Sohn etwas fehlt […] Und ich will einen Arzt sehen.“ Die Kittelfrau schweigt und schaut mich an, ich schaue zurück, kein Brennen mehr in meinen Augen. „Ganz wie sie wollen […] Aber ich warne Sie. Das kann dauern heute. Hier kommen Kinder her, die haben hohes Fieber, und Kinder, die hatten einen Verkehrsunfall, wir haben richtige Notfälle hier, und ganz ehrlich, ich weiß nicht, wann die Ärzte da Zeit haben für ein Kind, das„ und die Worte spukte sie aus, als seien es Kieselsteine, „einfach ein bisschen quengelig ist.“ „Wo kann ich Platz nehmen?“, sagte ich mit möglichst viel Würde ...“ (S. 183).
Die beklemmende Aussage dieses Romans, die bei mir lange nachwirkt, ist, dass die Not von Hilfesuchenden oftmals von ihrer Umgebung / ihren Mitmenschen nicht erkannt oder sogar bewusst ignoriert wird!
Fazit: Ergreifend.