Wenn man sich bewusst wird, dass das Leben vielleicht noch mehr zu bieten hat ...
Ein Highlight! Zu Beginn des Buchs nimmt Vicki Baum mich mit auf eine kleine Reise in ein verschlafenes hessisches Städtchen mit um die 7.000 Einwohnern. Das Leben plätschert so vor sich hin, jede Familie ...
Ein Highlight! Zu Beginn des Buchs nimmt Vicki Baum mich mit auf eine kleine Reise in ein verschlafenes hessisches Städtchen mit um die 7.000 Einwohnern. Das Leben plätschert so vor sich hin, jede Familie hat seine eigenen Sorgen und Nöte, doch man ist zufrieden, mit dem, was das Leben einem zu bieten hat. Von jetzt auf gleich wird diese Ruhe gestört, denn vier Berliner – eigentlich auf dem Weg nach Baden-Baden – kommen dort auf tragische Weise von der Straße ab und landen an einem Baum. Zunächst ist schwer auszumachen, ob es überhaupt Überlebende gibt, doch der Arzt vor Ort, Herr Dr. Persenthein, scheint die Lage diesmal im Griff zu haben und so werden die vier Fahrgäste nach erster Verarztung entsprechend im Städtchen verteilt, ein eigenes Krankenhaus gibt es ja nicht. Gerne helfen die Lohwinckler wo es nur geht, doch zugleich wird so einigen Bewohnern bewusst, dass sie vielleicht die letzten Jahre am Leben vorbeigelebt haben. Das Großstadtflair der ungewollten Gäste weckt auf einmal Begierden, von denen sie gar nicht wussten, dass sie je unter der Oberfläche schlummerten …
Die Romane der berühmten Schriftstellerin Vicki Baum gelten schon seit ein paar Jahren als die Wiederentdeckungen vergangener Zeiten – vollkommen zurecht, wie mir dieser Roman mal wieder bewiesen hat. Ich hatte mich bewusst für eine Ausgabe aus den 50er Jahren entschieden, da ich hoffte, somit ein unzensiertes Original lesen zu dürfen. Und, was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Während des Lesens habe ich mich direkt verliebt in diese alte, blumige Sprache, für die die Baum bekannt ist. Ich trauerte um den „Schofför“ genauso, wie ich Pittjewitt und den kleinen Boxer liebte. Wer weiß, vielleicht hätte ich mich an Elisabeths Stelle auch in den smarten Herrn Karbon verliebt, wenn der eigene Mann immer nur durch mich durch geguckt hätte? Ordentlich aufgemischt hat die Autorin das Dorfleben auf jeden Fall und jeder der Bewohner wird den „Zwischenfall in Lohwinckel“ so schnell, oder vielleicht sogar nie, vergessen haben. Von mir gibt es begeisterte fünf Sterne und ich empfehle wirklich jedem, bei dem dieses Buch noch irgendwo in den weiten der RuBs schlummert, zuzugreifen und einzutauchen in diese wilde Mischung aus Lohwinckel und Berlin. Von mir gibt es eine dicke Leseempfehlung!