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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Identität
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 13.07.2021
  • ISBN: 9783036961262
Victor Jestin

Hitze

Sina de Malafosse (Übersetzer)

Während seine Altersgenossen bei Rekordhitze feiern, trinken und unbedingt noch ein Mädchen klarmachen wollen, taumelt der 17-jährige Léonard alleine und übermüdet durch die letzten Stunden seiner Sommerferien auf einem französischen Campingplatz. Die Nacht zuvor steckt ihm in den Knochen: Er hat einem Jungen reglos beim Selbstmord zugesehen – ist dessen Tod also seine Schuld? Zugleich verwirrt ihn die verführerische Luce, hilflos und hingerissen ist er ihren schamlosen Spielchen ausgesetzt. Gefangen in seinen komplexen und gegensätzlichen Gefühlen, vermag Léonard seinem Delirium kaum zu entrinnen.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Ein hitziges, meisterhaft gelungenes Debüt

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Léonard verbringt die Ferien mit seiner Familie auf dem Campingplatz in Südfrankreich. Die Nächte bleibt er allein in einem Zelt unweit seiner Eltern, die Tage treibt er sich am Strand rum. Es ist ein ...

Léonard verbringt die Ferien mit seiner Familie auf dem Campingplatz in Südfrankreich. Die Nächte bleibt er allein in einem Zelt unweit seiner Eltern, die Tage treibt er sich am Strand rum. Es ist ein Jahrhundertsommer, dessen Affenhitze keiner entkommt. Die coolen Jungs in seinem Alter laufen mit blankem Oberkörper und lassen ihre Bizeps zucken. Leo lässt lieber den Schweiß an sich herunterrinnen, als sein Shirt auszuziehen, so groß ist die Scham, den Blicken der anderen nicht gerecht zu werden. Während sein jüngerer Bruder Adrien Mädchen küsst und seine Eltern ausgelassen Bingo und Tanzabende genießen, hält Leo sich bedeckt im Hintergrund. Am abendlichen Strand ist immer Party. Leo möchte wie die anderen tanzen können, möchte so selbstsicher wie Oscar, die scharfe Luce küssen.

Leo entscheidet sich, von der Party in sein Zelt zu schleichen, macht auf dem Kinderspielplatz Halt, weil er eine einsame Gestalt auf einer der Schaukeln sitzen sieht. Er erkennt Oscar, der seinen Kopf in die Seile der Schaukel gesteckt hat und sich jetzt dreht. Leo steht wie festgewachsen da, schaut Oscar fasziniert bei seinem Treiben zu. Sein Blick trifft den Oscars und er spürt mehr als dass er sieht, wie Oscar sein Leben ausatmet. Sein Körper wird schlaff, die Schaukel dreht sich zurück. Oscar rutscht auf den Boden, kippt nach vorne und bleibt mit dem Gesicht im Sand liegen.

Bald fährt Leo wieder nach Hause. Die letzten vierundzwanzig Stunden versucht er niemandem aufzufallen, drückt sich im Waschhaus herum und spült akribisch das Familiengeschirr, aber dann wird die Lust auf ein Mädchen gewaltig.

Fazit: Was für eine Szenerie, die Welt dieser jungen fast Erwachsenen, die Victor Jestin erschaffen hat. Ich spüre die tiefe Unsicherheit, die den Protagonisten und sein Umfeld quält. Leo möchte den anderen gerecht werden aber es scheint ihm nicht zu gelingen. Er bleibt in seinem selbst gewählten Schneckenhaus und wird zunehmend aggressiv. Die Eltern nerven ihn mit Erwartungen an einen „normalen“Jungen. Leos Überforderung mit sich, den anderen und seiner besonderen Situation hält ihn in seinen Obsessionen gefangen. Der Autor hat den Verhaltenscodex junger Menschen so gut eingefangen. Die Vorstellung sexuell performen zu müssen oder sich als Versager*in zu fühlen und der Häme aller ausgesetzt zu sein, erinnert mich schmerzlich an meine eigene Jugend. Die Sprache hat mich mitgenommen. Hier ist kein Wort zuviel, keine Szene überflüssig. Ein wirklich hitziges, meisterhaft gelungenes Debüt.

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