Cover-Bild Wiederholung
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 26.02.2025
  • ISBN: 9783103976908
Vigdis Hjorth

Wiederholung

Roman
Gabriele Haefs (Übersetzer)

Eine Frau geht durch den Wald, und alles, was sie vergessen will, kehrt zu ihr zurück. So nähert sie sich Atemzug für Atemzug dem sechzehnjährigen Mädchen, das sie einmal gewesen ist. Der erste Kuss auf einer Party. Der erste überwältigende Rausch, der den Körper so leicht werden ließ. Die Mutter, die mit Argusaugen über sie wacht und ihren unbändigen Lebenshunger kontrolliert. Der Vater, der sich immer weiter distanziert.
In ihrem neuen Roman, der mit dem wichtigsten Literaturpreis Norwegens, dem Kritikerpreis, ausgezeichnet wurde, kehrt Vigdis Hjorth zu ihren großen Lebensthemen zurück: Sie erzählt vom schmerzhaften Kampf einer jungen Frau gegen das Geheimnis einer Familie, vom Ringen um die eigene Wahrheit und davon, dass manche Erinnerung einen so lange heimsucht, bis neues Erkennen möglich ist. Ein essenzielles, universelles Buch von der bedeutendsten Gegenwartsautorin Norwegens.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

Eine Geschichte, die mich sprachlos gemacht hat

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Klappentext:
Eine Frau geht durch den Wald, und alles, was sie vergessen will, kehrt zu ihr zurück. So nähert sie sich Atemzug für Atemzug dem sechzehnjährigen Mädchen, das sie einmal gewesen ist. Der ...

Klappentext:
Eine Frau geht durch den Wald, und alles, was sie vergessen will, kehrt zu ihr zurück. So nähert sie sich Atemzug für Atemzug dem sechzehnjährigen Mädchen, das sie einmal gewesen ist. Der erste Kuss auf einer Party. Der erste überwältigende Rausch, der den Körper so leicht werden ließ. Die Mutter, die mit Argusaugen über sie wacht und ihren unbändigen Lebenshunger kontrolliert. Der Vater, der sich immer weiter distanziert.

„Wiederholung“ von Vigdis Hjorth ist eine schmerzhafte Erzählung über die Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Schon der Roman „Die Wahrheiten meiner Mutter“ hat mich sehr berührt, jetzt war ich auf das neue Werk der Autorin gespannt.

In ihrem Roman Wiederholung zeichnet die Autorin ein genaues Bild der Protagonistin, die sich selbst wieder in das 16-jährige Mädchen zurückversetzt, das sie einmal war.
Irgendetwas muss in ihrem jungen Leben passiert sein, dass sie so gar nicht greifen kann. Die Frau blickt auf sich selbst als 16-Jährige zurück. Sie lebt zu Hause bei Mutter, Vater, Bruder und zwei Schwestern. Die Konstellation von Familie ist mir schon aus ihrem Roman „Die Wahrheiten meiner Mutter“ bekannt. Die Mutter des Mädchens ist ein Kontrollfreak. Sie muss immer wissen, was das Mädchen macht und wo es hingeht. Um ein bisschen Freiheit genießen zu können schiebt sie Lernen bei einer Freundin vor, wenn sie mit ihrer Freundin auf eine Party möchte. Um 23 Uhr muss sie zu Hause sein, die Mutter wartet um diese Zeit schon auf sie und beschnuppert sie, ob sie auch nicht nach Alkohol oder Zigaretten riecht. Immer neue kleine Schwindeleien muss das Mädchen sich einfallen lasse, denn auf einer Party hat sie einen Jungen kennengelernt. Und da fällt es der erwachsenen Frau wie Schuppen von den Augen, warum die Mutter sie so kontrolliert hat und wovor sie solche Angst hatte.

Vigdis Hjorth arbeitet in ihrem Roman die Vergangenheit ihrer Protagonistin auf.
Sie erzählt die Geschichte aus Sicht der Protagonistin als erwachsene Frau und als junges Mädchen.
Die Geschichte fängt harmlos an und steigert sich aufgrund der Kontrollsucht der Mutter schon zu einer tragischen Geschichte, bis am Ende die volle Wahrheit zu Tage kommt.

Vigdis Hjorth erzählt die Geschichte schonungslos ehrlich, ja fast schmerzhaft.
Es geht um Familienstrukturen und Kontrolle, eingeengt sein und noch viel mehr.
Dabei ist der Schreibstil der Autorin flüssig und gut verständlich.

„Wiederholung“ ist ein Roman, den ich gerne gelesen habe und der noch eine Zeit nachhallen wird.

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Veröffentlicht am 02.03.2025

Wow - harter Tobak, wunderschön geschrieben!

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„Wiederholen und erinnern und wieder erleben und wieder erzählen und wieder aufführen, denn die Kindheit hört nicht auf, die Jugend hört nicht auf, Kindheit und Jugend sind eine Zukunft, die immer wieder ...

„Wiederholen und erinnern und wieder erleben und wieder erzählen und wieder aufführen, denn die Kindheit hört nicht auf, die Jugend hört nicht auf, Kindheit und Jugend sind eine Zukunft, die immer wieder beginnt, ein andauernder Prozess.“

Es ist das Jahr 1975 und unsere Protagonistin spaziert mit ihrem Hund im Wald umher und erinnert sich währenddessen an ihre Vergangenheit, insbesondere ihre Jugendjahre. Sweet Sixteen - eigentlich das Alter der ersten Küsse, wilden Partys, vielleicht auch ersten sexuellen Erfahrungen. Doch mit einem Kontrollfreak als Mutter sieht alles anders aus - keine unbeschwerte Jugend, in der man sich selbst und das begehrte Geschlecht erkundet.

„(…) die Wiederholung ist der Ernst des Daseins.“

Dieses Zitat würde ich als sinnbildlich für das ganze Buch stehend sehen. Ein durchaus ernstes Buch, wobei man nicht genau weiß, inwieweit es autofiktional ist. Die Schwester der Autorin Vigdis Hjorth hatte vor ein paar Jahren schon mal einen Gegenentwurf zu einem ihrer früheren Bücher veröffentlicht, quasi als Richtigstellung. Von daher würde ich persönlich davon ausgehen, dass sehr viel Wahrheit in Bezug auf ihre eigene Familie in Vigdis Hjorths Büchern steckt.

„Die Wiederholung“ ist das Porträt einer dysfunktionalen Familie - ein Buch übers Schweigen, übers Vertuschen und über eine geradezu manische Kontrolle. Aus einer panischen Angst heraus, dass sie sich mit Jungs einlassen könnte, Alkohol trinken könnte oder gar Drogen konsumieren, wird die Tochter (unsere Protagonistin) permanent von der Mutter kontrolliert. Alles (meiner Meinung und Erfahrung nach) Dinge, die man in dem Alter auch gerne mal ausprobiert. Doch ebnet dieser Kontrollzwang nicht vielleicht sogar den Weg in genau diese Richtung, einfach um sich der Mutter zu widersetzen?!

Die Tochter schreibt Tagebuch, aber nicht wie man meinen würde, die Dinge, die sie erlebt hat - sondern sie schreibt, was sie demnächst erleben wird, sich wünscht zu erleben, oder eine retrospektiv korrigierte Wahrheit und zwar ins Positive, sie beschönigt die eigentlichen Ereignisse und malt sich mit ihren Worten aus, wie es hätte sein können.
Genau das wird zu einem katastrophalen Wendepunkt des Buches führen, nämlich als ihre Mutter ihre Zeilen liest. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Im Hintergrund wabert durch das ganze Buch hinweg der sexuelle Missbrauch des Vaters an unserer Ich-Erzählerin, der Tochter, der mutmaßlich im Kleinkindalter (oder noch früher?!) stattgefunden hat. Es herrscht eine große Diskrepanz zwischen dem befreiten Schreiben unserer Ich-Erzählerin im Tagebuch und dem im Raum stehenden Ereignis, dem Missbrauch - denn die Eltern wissen ja genau, da war doch was.

„(…) ich war auf die Spur meines eigentlichen Traumas gebracht worden, denn intuitiv begriff ich, mit dem Körper begriff ich, dass das, was geschehen war, eine Nachwirkung von etwas Früherem war, dass in mir etwas Früheres wohnte, das ich nicht durchschaute, das mir mit Absicht verborgen und zugleich bekannt war, ich begriff, dass das, was ich empfand, das Nachbeben eines früheren und für mich noch nicht erkannten Erdbebens war.“

Als einer der wichtigsten Tage im Leben einer jungen Frau (bezüglich ihrer sexuellen Erfahrungen) gekommen ist, ihr anstehendes erstes Mal, verfasst sie einen folgenschweren Tagebucheintrag. welcher als klarer Auslöser zu sehen ist für das Nachbeben ihres früheren Missbrauchs. Die Eltern verknüpfen ihre eigene Tochter deswegen sogar als unrein.

„Wir vermieden es, einander anzusehen, sie vermieden es, mich anzusehen, in meiner Nähe zu sein, sie mieden mich, weil ich schmutzig war und stank und sie an etwas unerträglich Unbehagliches erinnerte.“

Und nun kommt ein Zitat, das mich wirklich umgehauen hat, das zeigt, dass die eigene Fantasie manchmal bedeutender sein kann, als die Realität. Es geht um besagten Tagebucheintrag, in dem sie ihr erstes Mal schildert, aber nicht, indem sie erzählt, was wirklich passiert ist, sondern ein komplett fiktives erstes Mal, vorbei an der Realität:

„Aber die Wirkung, die sie hatte, meine erste Geschichte, und das Entsetzen, das sie auslöste, lehrten mich etwas Entscheidendes: dass das, was wir erdichten, von größerer Bedeutung sein kann als das, was wahr ist, dass es wahrer sein kann.“

Kann Tagebuchschreiben auch Selbsttherapie sein?! Ich würde sagen ja (wenn man nicht gerade ein Gefühl der Überwachungverspürt , weil die Mutter kontrolliert, was man schreibt) kann es durchaus positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.

Mich hat zutiefst erschüttert, wie unsere Ich-Erzählerin nicht nur Opfer des sexuellen Missbrauchs durch den eigenen Vater wurde, sondern vor allem der Umgang der Mutter damit, die sich dessen bewusst war. Sie versucht die Tochter klein zu halten, indem sie sie kontrolliert, wo sie nur kann. Zudem steht sie ihr nicht bei, prangert den Vater nicht an, sondern vielmehr das Verhalten der Tochter. Schweigen hat eindeutige größere Benefits für die Mutter als zu ihrer Tochter zu stehen, denn sie hat vier Kinder und ist finanziell abhängig von ihrem Ehemann.

Das war wirklich harter Tobak, auch wenn es nie explizit wurde, schwebten die furchtbaren Missetaten an der Tochter die ganze Zeit im Raum, bzw. Buch. Trotzdem kann ich Euch die Lektüre absolut ans Herz legen, denn es ist wunderschön geschrieben und hat mich bereichert und verletzt gleichzeitig. Verletzt, da ich regelrecht mitgelitten habe mit unserer Ich-Erzählerin, bereichert durch die Schönheit der Sprache der Autorin. Da es mein erstes Buch von Vigdis Hjorth war, kann ich nicht sagen, inwieweit die beiden vorigen Bücher „Die Wahrheiten meiner Mutter“ und „Ein falsches Wort“ thematisch mit „Die Wiederholung“ verknüpft sind, ich hatte aber nicht das Gefühl, dass es mir an irgendeiner Stelle an Vorwissen mangelte. Sofern Ihr über die aktuellen psychischen Kapazitäten für diese Art Lektüre verfügt, kann ich sie Euch nur wärmstens ans Herz legen!
(Ich für meinen Teil war jedenfalls so begeistert, dass ich mir gleich die beiden Vorgängerbücher von Vigdis Hjorth gekauft habe).

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