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Veröffentlicht am 16.02.2025

Meer oder nicht Meer

Meeresleuchten
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Was macht den hohen Norden aus? „Meeresleuchten“ nimmt uns mit nach Schleswig-Holstein und gleichzeitig auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Region und seiner Bewohner.
Die Verfasser der Gedichte ...

Was macht den hohen Norden aus? „Meeresleuchten“ nimmt uns mit nach Schleswig-Holstein und gleichzeitig auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Region und seiner Bewohner.
Die Verfasser der Gedichte dieser Anthologie sind dort geboren oder haben dort gelebt, auch einige Dänen, wie Hans Christian Andersen, finden sich in der illustren Runde wieder. Doch begegnet sein können sie sich nicht allesamt, denn die Ältesten unter ihnen sind im 17. Jahrhundert gestorben, während andere heute noch am Leben sind.
Die sachdienlichen Hinweise des Herausgebers bieten eine hilfreiche Einordnung, denn manches Gedicht gibt seine geographische Einordnung nicht direkt zu erkennen. Geht es um Liebe oder Glaube, hätte dies im Prinzip überall so stattfinden können.
Und dann gibt es eben die typischen Texte, die auf die Landschaft anspielen („O, so grüß‘ mir meinen fernen Kühlen Meeresstrand!“, Theodor Storm: In die Heimat) oder gar in Plattdeutsch verfasst wurden („Aanten int Water, Wat værn Gesnater!“, Klaus Groth: Aanten int Wader) und somit für mich den besonderen Reiz dieser Sammlung ausmachen.
Schön ist es auch, hier bekannte Werke wiederzufinden, die bisher ganz ohne örtliche Verknüpfung auf mich gewirkt hatten (Matthias Claudius: Abendlied oder Christian Adolf Overbeck: An den Mai).
„Meeresleuchten“ wartet mit einer überraschenden Vielfalt von Poesie auf, die mal mehr, mal weniger ihren Ursprungsort offenbart. Das mit Leinen und Folie gestaltete Büchlein ist auch äußerlich eine Bereicherung für das Lyrikregal.

Veröffentlicht am 26.01.2025

Der Escher-Effekt

Wackelkontakt
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Franz Escher liest in einem Buch, während er auf den Elektriker wartet. Darin geht es um Elio Russo, der gegen die Mafia ausgesagt hat. Während der auf seine Entlassung wartet, liest er in einem Buch über ...

Franz Escher liest in einem Buch, während er auf den Elektriker wartet. Darin geht es um Elio Russo, der gegen die Mafia ausgesagt hat. Während der auf seine Entlassung wartet, liest er in einem Buch über Franz Escher, der auf den Elektriker wartet.
Formal wechseln sich die Handlungsstränge immer wieder ab, wenn die jeweils andere Figur weiterliest. Und diese beiden unterschiedlichen Typen - Escher ist Trauerredner und Puzzlefan, Russo lebt zurückgezogen als Bastler - lesen nun also aufeinander zu.
Die Handlung ist originell und witzig; jede verrückte Situation ließ mich noch mehr mit den Protagonisten mitfiebern, die als sehr nahbar dargestellt werden. Die kunstvoll eingesetzte Sprache tat ihr Übriges, um mich dem Roman verfallen zu lassen. So beginnt beispielsweise ein Satz, wird durch direkte Rede unterbrochen, und im Anschluss fortgeführt.
Und dann entdecke ich quasi mich selbst im Buch wieder, „und sie las schneller, achtete aber darauf, dass ihr kein Wort entging“, denn ich kämpfte einen inneren Kampf in Bezug auf mein Lesetempo, das ich gleichzeitig mäßigen wollte, um noch länger dieses Werk genießen zu können, und beschleunigen, um zu erfahren, wie diese skurrile Geschichte wohl ausgeht. Die unkonventionelle Art machte „Wackelkontakt“ zu einem absoluten Lesehighlight für mich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.01.2025

Thüringische Politik

Deutschland der Extreme
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„Doch warum Thüringen? Was ist besonders an dem Land, in dem viele Menschen vor allem Fichtenwälder und Bratwurst-Grillstätten vermuten? Die Antwort: sehr viel.“
Der Journalist Martin Debes, der selbst ...

„Doch warum Thüringen? Was ist besonders an dem Land, in dem viele Menschen vor allem Fichtenwälder und Bratwurst-Grillstätten vermuten? Die Antwort: sehr viel.“
Der Journalist Martin Debes, der selbst aus Thüringen stammt, macht am Anfang seines Buches direkt klar, dass bei einer Auseinandersetzung mit der politischen Situation nicht alle ostdeutschen Bundesländer über einen Kamm geschoren werden können.
Stattdessen spinnt er einen roten Faden durch die Historie Thüringens von seiner Entstehung über die Weimarer Republik und die DDR-Zeit bis ins Jahr 2024 (vor der Landtagswahl). Die Besonderheit des Freistaates liegt schließlich in dem Schwanken zwischen links und rechts.
Die Gegenspieler Bodo Ramelow und Björn Höcke werden mit ihrem jeweiligen Werdegang porträtiert und in den Kontext der Position der Parteien gebracht. Zahlreiche Zitate und Quellenangaben belegen eine fundierte Recherche.
Ein Wermutstropfen war in meinen Augen, dass eine persönliche Wertung, zum Beispiel über persönliche Eigenschaften der Politiker, einfloss, die schwer nachprüfbar ist und als polemisch aufgefasst werden könnte.
Ich halte dieses Buch nichtsdestotrotz für gut geeignet, um einen Überblick über die Stellung Thüringens in Deutschland zu erlangen und empfehle es allen politisch Interessierten und den Thüringern sowieso.

Veröffentlicht am 15.01.2025

Krieg der Völker

Zwergenzorn
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„Die Allianzen aus Elben, Zwergen und Menschen auf der einen und den Ogern und Trollen auf der anderen Seite hatten ihre Heere hier am südlichen Fuß der Weißberge zusammengezogen, deren Gipfel so hoch ...

„Die Allianzen aus Elben, Zwergen und Menschen auf der einen und den Ogern und Trollen auf der anderen Seite hatten ihre Heere hier am südlichen Fuß der Weißberge zusammengezogen, deren Gipfel so hoch aufragten, dass sie von ewigem Schnee bedeckt waren.“
Es fällt leicht, sich in der Fantasy-Welt von „Zwergenzorn“ zurechtzufinden, denn ihre Bevölkerung gehört zu den gängigen Spezies mit den typischen Eigenschaften. So machen sich anfangs die Zwerge über die Elben lustig, was direkt einen vertrauten Eindruck vermittelt.
Im weiteren Verlauf herrscht ein ziemliches Durcheinander, was einerseits der Einführung vieler Figuren geschuldet ist, deren Ziele mir nicht immer klar wurden, andererseits durch häufige Kampfhandlungen verstärkt wird.
Gut gefallen hat mir ein magischer Aspekt, der der Geschichte ein Herausstellungsmerkmal verlieh. Leider wurden die besonderen Umstände, deren Vertiefung mich interessiert hätte, kaum näher ausgeführt. Stattdessen stand der Krieg im Vordergrund, was mich auf Dauer eher gelangweilt hat. Nach dieser Enttäuschung bin ich unsicher, ob ich mich trotz des Cliffhangers noch ein weiteres Mal in die Zwergenwelt begeben sollte.

Veröffentlicht am 08.01.2025

Ein Glücksfall

Glückskompetenz
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Katharina Mühl lädt uns mit „Glückskompetenz“ ein, etwas für uns selbst zu tun, in unser persönliches Glück zu investieren, denn „Es gibt nur einen Menschen, der bis an dein Lebensende immer bei dir ist, ...

Katharina Mühl lädt uns mit „Glückskompetenz“ ein, etwas für uns selbst zu tun, in unser persönliches Glück zu investieren, denn „Es gibt nur einen Menschen, der bis an dein Lebensende immer bei dir ist, und zwar der, den du täglich im Spiegel siehst“.
Der Ratgeber basiert auf fünf Säulen: 1. Gib dem Positiven Vorrang, 2. Setze deine Stärken ein, 3. Führe gelingende Beziehungen, 4. Erfülle dein Leben mit Sinn, 5. Verfolge persönliche Ziele.
Nachdem einmal klar ist, worum es uns bei der Glückssuche eigentlich geht, folgt die Auseinandersetzung mit der persönlichen Situation. Dabei kommen verschiedene Herangehensweisen zum Einsatz: Es gibt Listen mit Stärken, Gefühlen oder Werten, Merkkästen oder Übungen zur Selbstreflexion. Schließlich ist Glück eine ganz individuelle Sache!
Oftmals bestehen solche Ratgeber aus stimmungsvollen Bildern, bieten aber inhaltlich wenig Erkenntnisse. Dieser ist schön gestaltet (schon das Hardcover mit Lesebändchen macht was her) und hat 240 Seiten nahezu durchgehend mit Text gefüllt (verrückt, dass man das bei einem Buch hervorheben muss). Er ist verständlich und verständnisvoll formuliert und kombiniert Themen, die einen, gemeinsam betrachtet, ebenjenes Glücksempfinden verspüren lassen. Ich habe das Buch als große Bereicherung empfunden.