Ein Tag in London
Es ist ein ganz gewöhnlicher Tag im Leben der Clarissa Dalloway. Sie bereitet eine Abendgesellschaft vor, da steht plötzlich ihre Jugendliebe Peter vor der Tür und löst eine Flut der Erinnerung aus. Währenddessen ...
Es ist ein ganz gewöhnlicher Tag im Leben der Clarissa Dalloway. Sie bereitet eine Abendgesellschaft vor, da steht plötzlich ihre Jugendliebe Peter vor der Tür und löst eine Flut der Erinnerung aus. Währenddessen verstreicht der Tag im London kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges für die verschiedensten Menschen auf völlig unterschiedliche Art. Sie haben jedoch eines gemeinsam: eine namenlose Bedrückung, die ihre Art zu leben dämpft.
In einer beeindruckenden Leichtigkeit erweckt Virginia Woolf diesen einen Tag aus dem Blickwinkel vieler Charaktere zum Leben. Im Stream of Consciousness wechselt der Leser ohne Vorwarnung von Figur zu Figur, leichtfüßig fließen die Wahrnehmungen ineinander und erschaffen in ihrer Gesamtheit ein ergreifendes Bild der englischen Nachkriegszeit. Vergangene, glorreiche Tage der gehobenen Gesellschaftsklasse und zerschmettertes Leben von Kriegsveteranen. Verluste werden vielschichtig thematisiert, von hoffnungslosen Träumen bis zu ungeträumter Zukunft wird alles abgedeckt. Je tiefer der Leser in die Geschichte eintaucht und je mehr er versucht das Bild zu erfassen desto komplexer wird die Geschichte und desto mehr Interpretationsansätze entdeckt man.
Ein Tag komprimiert auf knapp 250 Seiten und so viele Schicksale, die ein eindrucksvolles Gesamtbild einer Zeit im Umbruch spiegeln. Etwas düster und melancholisch, aber auch farbenprächtig und voller Hoffnung.
Ein Klassiker, der noch lange nachklingt.