Aussteigergeschichte auf den Galapagos-Inseln
Mit "Die dritte Quelle" hat Werner Köhler wohl das Gegenteil einer Coming of Age-Geschichte geschrieben. Denn sein Protagonist Harald Steen ist mit seinen 64 Jahren zwar noch nicht am Ende seines Lebens ...
Mit "Die dritte Quelle" hat Werner Köhler wohl das Gegenteil einer Coming of Age-Geschichte geschrieben. Denn sein Protagonist Harald Steen ist mit seinen 64 Jahren zwar noch nicht am Ende seines Lebens angelangt, steht aber imerhin schon außerhalb des Berufslebens. Doch dann krempelt der pensionierte Hamburger Bankangestellte sein Leben noch einmal völlig um, wird buchstäblich zum Aussteiger und beginnt auf der kleinen Insel Floreana auf dem Galapagos Archipel nicht nur ein ganz neues Leben, er suchtt auch nach den Wurzeln seiner Familie.
Das Buch beginnt vielversprechend, die Reise auf dem Containerschiff, der einsame Mann, der sein altes Leben hinter sich lässt, der Kulturschock auf der Insel, die einsamen Exkursionen in die Nebelwälder zu den Piratenhöhlen, wo sich Steen noch einmal neu erfinden will. Leiten lässt er sich von einem Buch über die einstigen deutschen Auswandererfamilien, deren Nachkommen teilweise immer noch auf Floreana leben. Doch was die sogenannte Galapagos-Affäre letztlich für die Insel bedeutete? Das Geheimnis, das Steen eigentlich lüften wollte, bleibt neubulös.
Und auch die Persönlichkeit des Aussteigers verliert zunehmend an Konturen, eine psychische Erkrankung wird angedeutet, die ihn womöghlich auch auf der Insel wieder in den Griff bekommt. Seine Abkehr von der menschlichen Gesellschaft einerseits, seine Beziehung zu einer 30 Jahre jüngeren Inselschönheit andererseits - das passt irgendwie ncht zusammen und zumindest die Liebesgeschichte ist dann wieder das klischeehafte Wunschdenken eines alten weißen Mannes.
Eindrucksvoll sind die Wildnis- und Naturschilderungen, der Kampf Steens mit der Natur, um seinen Traum vom natürlichen und autarken Leben zu verwirklichen. Dass dieser Traum auch seinen Tribut fordert, macht die zunehmende physische und psychische Zerrüttung Steens deutlich. Stellenweise liest sich "die dritte Quelle" großartig - dann aber zieht sich das Lesen gegen Ende der Erzählung häufig quälend zäh dahin. Die Versprechungen, die dieses Buch am Anfang weckt, haben sich für mich am Ende leider nicht erfüllt.