Cover-Bild Dianas Liste
24,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Tyrolia
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 264
  • Ersterscheinung: 03.2017
  • ISBN: 9783702235970
Wilhelm Kuehs

Dianas Liste

Ein biografischer Roman. Die wahre Geschichte von Diana Obexer-Budisavljević. Sie rettete tausende Kinder aus den Konzentrationslagern der kroatischen Ustaša
„Ich wollte, dass geholfen werde, wo immer es möglich war“ Diana Budisavljević

Sie rettete tausende Kinder aus den Konzentrationslagern der kroatischen Ustaša. Doch Diana Budisavljević ist heute fast vergessen. Als Diana Obexer in Innsbruck geboren, ging sie die der Liebe wegen nach Kroatien. Dort fand sie mitten im Grauen des Zweiten Weltkrieges ihre Bestimmung. Mit Mut, Beharrlichkeit und oft unter Lebensgefahr bewahrten Diana und ihre Helfer die Kinder vor dem sicheren Tod in den Lagern. „Dianas Liste“ erzählt die Geschichte dieser außergewöhnlichen Heldin.

Tipps: Eine Heldin in dunklen Zeiten
Beruht auf einer wahren Begebenheit
Die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau
Packend und einfühlsam erzählt

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2018

Eine Hommage an eine wagemutige Frau

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Dieses Buch berichtet über die Gräuel an der serbischen und jüdischen Bevölkerung Jugoslawiens während des Zweiten Weltkriegs, die die kroatischen Ustascha mit Billigung und Wissen des deutschen Nazi-Regimes ...

Dieses Buch berichtet über die Gräuel an der serbischen und jüdischen Bevölkerung Jugoslawiens während des Zweiten Weltkriegs, die die kroatischen Ustascha mit Billigung und Wissen des deutschen Nazi-Regimes verübt haben.

Es erzählt aber auch die Geschichte der Diana Budisavljevic, die in den Jahren 1941—1944 tausende Kinder aus den KZ gerettet hat.


Wer ist sie also diese Diana Budisavljevic?

Geboren 1891 als Diana Obexer in Innsbruck, lenrt sie während ihrer Ausbildung als Krankenschwester den serbischen Chirurgen Julije Budisavljevic, kennen, heiratet ihn und folgt ihm 1919 nach Zagreb, ins Königreich Jugoslawien, das nach dem Untergange der Habsburger Monarchie gegründet wurde. Das Reich ist ein künstlich geschaffenes Gebilde, in dem unterschiedlichste Ethnien leben: Slowenen, Kroaten, Serben und verschiedene Minderheiten. König Alexander ist serbischer Abstammung. 1928 gründet der Kroate Ante Pavelic den rechtsradikalen faschistischen Geheimbund Ustascha und ruft 1941 mit Unterstützung der Achsenmächte (Deutschland, Italien) den unabhängigen Staat Kroatien aus, und errichtet unmittelbar danach eine Militärdiktatur, die im Wesentlichen das Gebiet Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina umfasst.


Ein grausamer Genozid beginnt. Um ein ethnisch sauberes Kroatien zu erhalten, werden alle anderen Volksgruppen und insbesondere sie Serbisch-Orthodoxen Menschen verfolgt. Sie werden entweder sofort ermordet oder als Zwangsarbeiter ins verbündete Nazi-Deutschland verbracht. Einigen gelingt die Flucht in die Wälder, wo sie sich den Partisanen anschließen.

Wahllos werden die Menschen herausgegriffen und in KZs deportiert. Kinder werden von ihren Müttern getrennt, in Lager gesteckt und sich selbst überlassen. Sie erhalten weder Kleidung oder Nahrung. Tausende sterben an Krankheiten wie Typhus oder verhungern schlichtweg.


Als Diana von den Zuständen in diesen Konzentrationslagern erfährt, startet sie eine beispiellose Hilfsaktion. Zuerst verteilt sie Hilfsgüter, doch die werden regelmäßig von den Lagerleitern gestohlen. 1942 beginnt sie damit, die Kinder aus den Lagern zu holen. Akribisch katalogisiert sie die Kinder in den Lagern. Ihr großes Ziel ist es, Kinder und Eltern nach dem Krieg wieder zusammenzuführen. Doch mit Ende des Krieges, als es darum geht, die Kinder ihren Familien zurückzugeben, erleiden sie und ihr Hilfswerk einen herben Rückschlag. Die an die Macht gekommenen Kommunisten unter Josip Broz Tito lassen ihre Kartothek mit sämtlichen Aufzeichnungen konfiszieren.


Diana Budisavljevic verlässt Jugoslawien krank und enttäuscht. Ihre letzten Lebensjahre verbringt sie in Innsbruck, wo sie 1978 stirbt.


Meine Meinung:


Ich habe schon viele Bücher über ethnische Säuberungen und Kriegsgräuel gelesen, doch dieses hier zeigt, welch Fanatiker unendliches Leid über Menschen bringen. Es zeigt aber auch, wie selbst Einzelne über sich hinauswachsen können.


Mit diesem Buch setzt Autor Wilhelm Kuehs einer wirklich großen Frau, die rundum beinahe vergessen ist, ein Denkmal.

Der Titel ist jenen akribisch geführten Listen Dianas geschuldet, die Karteikarten für jedes Kind anlegt, um die Familien (oder was davon noch übrig ist) zusammenzuführen. Er erinnert aber auch an das Buch „Schindlers Liste“, das von Hollywood verfilmt wurde.


Je tiefer ich in das Kuehs‘ Buch versunken bin, desto wütender wurde ich. Dass von den kroatischen Machthabern, als Auftraggeber der Morde, keine Hilfe zu erwarten ist, ist klar. Was aber ist von Rot-Kreuz-Schwestern zu halten, die vor Freude tanzen, wenn wieder hunderte serbische Kinder an Seuchen und Unterernährung gestorben sind? Was geht in diesen Menschen vor?

Was ist mit der katholischen Kirche? Bis auf wenige Ausnahmen nur Lippenbekenntnisse. Ja im Gegenteil, einige besonders grausame Lagerleiter sind katholische Ordensbrüder, was ist mit dem Erzbischof von Zagreb, Alojzije Stepinac, der allen, die zum katholischen Kirche konvertieren, Schutz angeboten hat? Und sie anschließend doch den Mördern ausgeliefert hat? (Stepinac wird übrigens 1998 von Papst Johanne Paul II, als Märtyrer seliggesprochen.)


Umso bewundernswerter ist es, dass Diana trotz aller Widerstände, trotz aller Bedrohungen für sich und ihre Familie an ihrer Mission festgehalten hat. Aufgrund ihrer Tagebuchaufzeichnung, die Dianas Enkelin in den 1980er Jahren zufällig auf dem Dachboden des Zagreber Hauses ihrer Großmutter findet, können Rückschlüsse gezogen werden, dass durch diese selbstlose Aktion rund 12.000 Kinder gerettet und auf zahlreiche Pflegefamilien aufgeteilt werden konnten. Dass auch nicht alle dieser Pflegefamilien aus reiner Nächstenliebe gehandelt haben, braucht vermutlich nicht extra erwähnt werden. Einige wollten Geld für die ihnen anvertrauten Kinder, andere missbrauchten sie als billige Arbeitskräfte.


Im Nachwort beschreibt Autor Wilhelm Kuehs die Schwierigkeiten, an Originalquellen zu kommen. Die Originale der Tagebuchaufzeichnungen sind öffentlich nicht zugänglich. Das, was veröffentlich wurde, wurde gekürzt und ist daher wissenschaftlich nur bedingt verwendbar. Die Karteikarten wurden 1945 beschlagnahmt und wahrscheinlich mit andern Aufzeichnungen gemischt.

Dieser Probleme wegen, hat Wilhelm Kuehs diese Hommage an Diana Budisavljevic als „biografischen Roman“ bezeichnet.


Offizielle Ehrung und Anerkennung lassen lange auf sich warten. Sie erhät posthum einen serbischen und einen tiroler Orden. In Innsbruck wird ein Kindergarten nach ihr benannt, in Wien eine gerade einmal 250m² große Grünfläche.


Fazit:


Ein erschütternder Bericht, wozu Menschen fähig sind – im Schlechten wie im Guten. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.