Unstrukturierter, unterhaltsamer Klassiker
Vorab muss ich gestehen, dass ich mich mit dem Buch weit weniger lange beschäftigt habe, als man sich damit beschäftigen kann. Wer die Texte tatsächlich interpretiert und nicht nur um des Lesens Willen ...
Vorab muss ich gestehen, dass ich mich mit dem Buch weit weniger lange beschäftigt habe, als man sich damit beschäftigen kann. Wer die Texte tatsächlich interpretiert und nicht nur um des Lesens Willen liest, für den mag das Buch weitaus gewinnbringender sein, als es für mich war. Denn mir ging es ausschließlich darum zu erfahren, über welche Geschichte Shakespeare schreibt.
Der "Mittsommernachtstraum" ist recht verwirrend aufgebaut. Es gibt vier verschiedene Parteien (die Elfen, die Verliebten, Theseus und Hippolyta und die Handwerker), deren Handlungsstränge miteinander verwoben sind.
Das Drama beginnt mit der Ankündigung der Hochzeit von Theseus und Hippolyta und der Beschwerde des Vaters von Hermia, dass diese nicht Demetrius heiraten mag, sondern Lysander. Da Hermia, falls sie sich dem Willen des Vaters nicht fügt, entweder ein zölibateres Leben führen muss oder sterben soll, möchte sie mit Lysander Athen verlassen. Sie erzählt ihrer Freundin Helena davon, die das jedoch an den enttäuschten Bräutigam Demetrius weiterträgt. Beide, Helena und Demetrius, folgen dem verliebten Paar in den Wald. Helena liebt Demetrius, doch er will von ihr nichts wissen. Zur gleichen Zeit bereiten sich die Handwerker darauf vor, das Stück Pyramus und Thisbe bei der Hochzeit des Herrscherpaars aufzuführen und begeben sich zum Proben in den gleichen Wald.
Der spannendste und unterhaltsamste Teil des Dramas ist sicherlich der Streich Oberons, durch den sich Demetrius und Lysander, die vorher beide Hermia verehrten, sich in Helena verlieben und von Hermia nichts mehr wissen wollen. Oberons eigentliches Ziel ist es, das irdische Kind seiner Frau, der Elfenkönigin Titania, in die Hände zu bekommen. So spielt er ihr den gleichen Streich, durch den sie sich kurzzeitig in einen der theaterspielenden Handwerker verliebt..
Das Stück endet schließlich damit, dass die vier Verliebten vom Herrscherpaar am Hochzeitstag im Wald entdeckt werden. Da sich aus den vieren nun jeweils zwei Paare gebildet haben (Lysander und Hermia sowie Demetrius und Helena) scheinen sich für Theseus alle Probleme gelöst zu haben. Während der Hochzeit führen die Handwerker ihr Stück auf. Am Ende segnen Oberon und Titania alle drei Paare.
Ich habe das Theaterstück in deutscher Sprache gelesen. Sprachlich ist es sehr komplex - auf englisch wäre es vermutlich noch komplexer, dennoch sollte jemand, der sich wirklich mit Shakespeare befassen wollte, es wohl eher auf Englisch lesen.
Die Storyline ist weniger stringent als es z.B. bei Romeo und Julia der Fall ist. Während es in den mittleren Akten viel zu lachen gibt, kann ich den roten Faden nicht bis zum Ende verfolgen. Hier könnte ich mir jedoch vorstellen, dass es gar keinen geben soll - denn genau wie ein Traum wirr sein mag, ist es auch das Ende des Stücks.