51 Stimmen gegen das Vergessen
Am 02.05.1945 erschossen SS-Männer 51 Frauen, Männer und Kinder. Sie waren zwischen 2 und 84 Jahre alt. Der Autor Winfried Glück hat ihr Leben und ihren Tod in Kurzform aufs Papier gebracht. Auf diese ...
Am 02.05.1945 erschossen SS-Männer 51 Frauen, Männer und Kinder. Sie waren zwischen 2 und 84 Jahre alt. Der Autor Winfried Glück hat ihr Leben und ihren Tod in Kurzform aufs Papier gebracht. Auf diese Weise wird das Erinnern für uns Menschen einfacher. Zumal wohl kaum jemand von dem Ort Avasinis in Italien und dem dort geschehenen Massaker hörte. Die Einwohner des Dorfes begehen jährlich einen Erinnerungsmarsch für die Getöteten.
Das Cover des Buches #DieeinundfünfzigLebenvonAvasinis zeigt ein Werk des Künstlers
Leonardo da Vinci aus dem „Codex Atlanticus folio 307v“. Es ist bemerkenswert und passt perfekt zum Thema des Buches. In 51 Kurzgeschichten stellt Herr Glück die Ermordeten vor. Was sie kurz vorher machten, welche Pläne sie hatten und was sie dachten als sie das Gepolter der Stiefel hörten. Nach jeder Geschichte folgt der Satz: „Du hast dich schuldig gemacht. Du hast die Partisanen unterstützt. Darauf steht die Todesstrafe. Hier und Jetzt. Los! Hinknien! - Genickschuss!“
Es wird von einem kleinen Mädchen berichtet, welches sich hinknien sollte. Gerade mal 2 Jahre alt wusste sie gar nicht, was die fremden Männer von ihr erwarteten. Oder der Mord an der jungen Mutter von drei Kindern, die einen Brief an ihren Mann zur Post bringt. Der weilt in Rom im Lazarett. Sie ist froh, denn dann muss er nicht mehr an die Front.
Das Geschehen war so niederträchtig, dass ich beim Lesen Tränen in den Augen hatte. Zumal der Krieg vorbei war. Die Kapitulation Deutschlands stand bereits fest. Die Mörder hätten also gar nicht schießen dürfen. Schlimm ist für mich ebenfalls, dass sie trotz vieler Bemühungen nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Bei Gericht gaben sie sich gegenseitig Alibis, die sie schuldlos erschienen ließen. Ja, so war das damals.
Der Autor hat den Ort des Geschehens besucht und dort mit Hinterbliebenen gesprochen. Ein Mahnmal erinnert an jeden Einzelnen der Getöteten und ihre Namen stehen alle auf dem Denkmal. Am Schluss des Buches sind diese Namen aufgelistet und mit Geburtsdatum vermerkt. Ein lesenswertes, wenn auch aufwühlendes Buch.