Solche Stimmen wie die von Kretschmann müsste es in der aktiven Politik mehr geben. Sein Buch ist ein wichtiger und wertvoller Beitrag zur gegenwärtigen innenpolitischen Debatte und ein Vademecum gegen die AFD
Winfried Kretschmann, Worauf wir uns verlassen wollen. Für eine neue Idee des Konservativen, S. Fischer 2018, ISBN 978-3-10-397438-6
Die Zeiten sind hart. Alles ändert sich. Man hat den Eindruck, wenn ...
Winfried Kretschmann, Worauf wir uns verlassen wollen. Für eine neue Idee des Konservativen, S. Fischer 2018, ISBN 978-3-10-397438-6
Die Zeiten sind hart. Alles ändert sich. Man hat den Eindruck, wenn man als kritischer Zeitgenosse die Nachrichten verfolgt, dass eine schlechte Meldung, eine katastrophale Nachricht die andere ablöst. Hoffnung auf Besserung ist rar, politische Arbeit scheint angesichts der riesigen Probleme hinsichtlich einer Sysyphosarbeit gleich.
Der Klimawandel bedroht unsere Zivilisation. Der internationale islamistische Terror rückt näher an uns heran. Und noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht. Diese Umbrüche verunsichern uns. Der gesellschaftliche Zusammenhang beginnt zu bröckeln.
Gleichzeitig feiern die, die mit den Ängsten der Bürger genau vor solchen unsicheren Zeiten für sich und ihre Nachkommen, spielen, einen Erfolg nach dem anderen. Sie gaukeln ihren Wählern auf dem Hintergrund des Angebots klarer Feindbilder und den Flüchtlingen als neuem Sündenbock vor, es könne alles so bleiben wie früher, wenn nur sie das Sagen hätten. Das verkaufen sie als konservativ, obwohl es rassistisch, fremdenfeindlich und reaktionär ist bis auf die Knochen.
Was es mit dem Konservativen wirklich auf sich hat, welche neue Ideen es braucht, um das zu erhalten, was wirklich wichtig ist und offen zu bleiben, für das, was da kommen will, das zeigt Winfried Kretschmann in seinem hier vorliegenden Essay „Worauf wir uns verlassen wollen“. Er sagt: „In Zeiten stürmischen Wandels braucht es Prinzipien und Haltungen, die den Tag überdauern.“
Fortschrittlichkeit und konservatives Denken verbinden – das ist das Ziel, dem Winfried Kretschmann in seinem neuen Buch auf der Spur ist. Und dazu gehört vor allem, nach Aristoteles, auf den er sich neben etlichen anderen Philosophen sehr oft bezieht, das Maß zu halten. Er will Respekt vor dem, was die Menschheit schon immer für richtig gehalten hat, vor Werten und Tugenden, die uns Orientierung geben. Maß und Mitte, Vertrauen und Verlässlichkeit – diese Tugenden sind wichtig und müssen immer neu gesucht und bekräftigt werden, damit unser Zusammenleben weiter gut funktionieren kann. Rückbesinnung auf Bewährtes, um die drohende Spaltung der Gesellschaft aufzuhalten und ihre Risse zu heilen.
Solche Stimmen wie die von Kretschmann müsste es in der aktiven Politik mehr geben.
Sein Buch ist ein wichtiger und wertvoller Beitrag zur gegenwärtigen innenpolitischen Debatte und ein Vademecum gegen die AFD